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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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platt gefahren zu einem überdimensionalen Teeuntersetzer, wenn du dir das alles vorstellst, hast du eine erste Ahnung von Lenores Gefühlen, als sie erfuhr, dass ihre Urgroßmutter, mit der all das Vorgenannte stattgefunden hatte, auf unerklärliche Weise aus dem Seniorenheim von Shaker Heights, nahe Cleveland, Ohio, nahe East Corinth, wo Lenore wohnte, verschwunden war.
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    Tage-, Notiz- und Sudelbuch für Fieldbinder-Story Collection
    Richard Vigorous 62
    Bombardini Building
    Erieview Plaza
    Cleveland, Ohio
    Gebührende Belohnung für sofortige und diskrete Rückkehr
25. August
    Lenore, komm zur Arbeit, wo ich bin, entferne dich umgehend aus der Dusche und komm jetzt zur Arbeit, ehe du nicht da bist, hole ich meine Zeitung nicht ab, Mandible wird misstrauisch, wenn ich telefoniere.
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    An der Tür, die wie alle Türen hier zwar aussah wie aus Massivholz, in Wirklichkeit jedoch leicht und von innen hohl war und im Schloss rappelte, sobald jemand das Fenster aufmachte und der Wind ins Büro fuhr, an der Tür stand: DAVID BLOEMKER, HEIMLEITUNG. Das Büro müffelte – wie übrigens das ganze Wohnheim – schwach nach Urin.
    »Es tut mir Leid, aber ich verstehe immer noch nicht, was Sie sagen wollen.«
    Mr. Bloemker hatte traurige, feuchte, braune Augen und blinzelte sie durch seine runde Brille an, während er sich den Bart raufte, unter dem er sehr schwitzte. »Ich will damit sagen, Ms. Beadsman, dass wir, so unverzeihlich dieser Vorfall auch sein mag, alles in unserer Macht stehende unternehmen werden, die Sache aufzuklären. Denn ich muss Ihnen leider sagen, dass Lenore Beadsman aus Bereich F zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt als nicht aufhältig gelten muss.«
    »Nicht aufhältig? Inwiefern?«
    »Nicht aufhältig insofern, als wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt ihren Aufenthaltsort nicht kennen.«
    »Sie wissen nicht, wo sie ist?«
    »Das muss ich bedauerlicherweise bejahen.«
    »Was?«, sagte Lenore. »Sie wissen nicht, wo sie sich in diesem Heim gerade aufhält?«
    »Oh, das keineswegs. Wäre sie hier irgendwo auf dem Gelände, hätten wir diese Situation nicht. Nein, wir ... oder vielmehr alle verfügbaren Kräfte haben bereits die gesamte Einrichtung nach ihr abgesucht.«
    »Na und, dann ist sie irgendwo außerhalb.«
    »Das wird zu unserem größten Bedauern leider immer wahrscheinlicher.« Mr. Bloemkers Finger versanken mit ihren langen Nägeln in seinem Bart.
    »Darf ich fragen, wie das passieren konnte?«
    »Das ist uns selber nicht ganz klar«, und sah aus dem Fenster in die Sonne und durch die Bäume auf ein Auto direkt vor dem Fenster. Es war Lenores Auto mit dem Klecks auf der Windschutzscheibe.
    »War sie denn gestern Abend noch da?«
    »Das können wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht mit Bestimmtheit sagen.«
    »Eine Schwester muss doch gestern Abend noch nach ihr gesehen haben, was sagt sie?«
    Mr. Bloemker schaute sie traurig an. »Es tut mir Leid, aber wir sind zurzeit nicht in der Lage, die entsprechende Schwester zu kontaktieren.«
    »Und warum nicht?«
    »Wir wissen leider auch nicht, wo sie sich derzeit aufhält.«
    »Auch nicht?«
    Ein trauriges Lächeln. »Auch nicht.«
    »Mann!«
    Mr. Bloemkers Telefon summte. Lenore schaute sich das Ding an, als er abhob. Kein Centrex jedenfalls, kein Wandler, billigster Single-Line-Unretrievable-Transfer, keine Hunter-Funktion. »Ja«, sagte Mr. Bloemker. »Ja. Bitte.«
    Vorsichtig legte er auf und schaute Lenore aus feuchten Augen an. Lenore hatte einen Einfall. »Nun gut, aber was ist mit Mrs. Yingst aus dem Nebenzimmer?«, sagte sie. »Sie und Lenore sind befreundet. Sicher weiß Mrs. Yingst, wann sie zuletzt hier war. Haben Sie mit Mrs. Yingst gesprochen?«
    Mr. Bloemker schaute auf seinen Daumen.
    »Aber Mrs. Yingst ist noch da, oder?«
    »Zum gegenwärtigen Zeitpunkt leider nein.«
    »Das heißt, sie fehlt ebenfalls?«

    »Das muss ich leider bejahen.« Mr. Bloemkers Augen schimmerten vor Bedauern. Lenore hatte den Eindruck, in seinem Bart sei ein Rest Frühstücksei hängen geblieben.
    »Hören Sie mal, was wird hier eigentlich gespielt? Gibt es hier überhaupt Leute, die noch da sind? Ich begreife nämlich immer noch nicht, was eigentlich passiert ist.«
    »Nun, Ms. Beadsman, zu meinem großen Bedauern, da geht es Ihnen bedauerlicherweise so wie mir.« Eine Gesichtshälfte bewegte sich selbsttätig. »Was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass irgendwann in den letzten grob geschätzt sechzehn Stunden eine gewisse Anzahl

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