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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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ernst.«
    »Sag mir nicht, was ich ernst nehmen soll und was nicht, Rick.«
    »Du lieber Himmel, was ist eigentlich mit dir los?«
    »...«
    »Hör mal ... hör doch mal.«
    »...«
    »Hörst du es?«
    »Ich höre etwas. Da war so ein Donnern.«
    »Kann nicht sein. Hinter dem Schatten scheint die Sonne, siehst du? Nein, das ist Norman, ich ahne es.«
    »Dann gehen wir lieber. Iss deine Mäuler zu Ende.«
    »Und mit dir ist auch wirklich alles in Ordnung?«
    »...«
│d│
    In der Telefonzentrale saß Candy Mandible, rauchte, trank ihre Tab-Cola und genoss die Mittagspause von Judith Prietht. Denn die Prietht übertrieb es allmählich mit ihren Freundschaftsbezeugungen. An diesem Tag etwa hatte sie für Lenore und Candy tütenweise Plätzchen mitgebracht, Plätzchen in Form von Katzen und Vögeln. Judith ging Candy auf den Keks.
    Die Anlage fiepte, Candy drückte START-IN und amüsierte sich eine Minute lang über einen heiser klingenden Mann, der wissen wollte, ob sie harte oder gepolsterte Sklavenkreuze bevorzugte. Dann nahm sie den nächsten Anruf entgegen.
    »Frequent & Vigorous«, sagte sie.
    »Wer?«
    »Verlag Frequent & Vigorous, kann ich Ihnen helfen?«, sagte Candy und verdrehte die Augen.
    »Lieber Himmel, ich dachte, ich komme nie mehr durch«, sagte die Stimme. »Miss, wissen Sie eigentlich, dass Ihr Telefon nicht funktioniert?«
    »Ja, davon habe ich schon mal gehört, Ma’am. Kann ich Ihnen trotzdem helfen?« Candy nahm einen Schluck Tab. Sie versuchte, die Stimme einzuordnen. Die Stimme kam ihr irgendwie bekannt vor.
    »Mit wem spreche ich, bitte?«, sagte die Stimme.
    »Mit Miss Mandible aus der Zentrale von Frequent & Vigorous«, sagte Candy Mandible.
    »Ms. Mandible, der Grund meines Anrufs ist festzustellen, ob Sie erstens eine Arbeitskollegin mit Namen Lenore Beadsman kennen«, sagte die Stimme.
    »Ja, die kennen wir«, sagte Candy. »Kann ich ihr etwas ausrichten?« Sie griff nach der Rufliste.
    »Und zweitens, ob bei Ihnen neuerdings ein Mr. Lang beschäftigt ist«, sagte die Stimme. »Ich glaube, er arbeitet in der Babykost-Abteilung, was immer das jetzt heißt.«
    »Ma’am, wen darf ich anmelden«, fragte Candy und schlug das Heft mit der Rufliste auf.
    »Hier ist Mrs. Andrew Sealander Lang aus New York«, sagte die Stimme.
    Candy schaute auf die Telefonanlage mit den gelatinösen Lämpchen.
    »Hallo?«, sagte die Stimme.
    »Ja, hallo«, sagte Candy.
    »Ist mein Mann vielleicht da?«
    »Ich glaube, er ist im Hause, Ma’am«, sagte Candy. »Soll ich Sie mit seinem provisorischen Vorzimmer verbinden?«
    »Gibt es keine Durchwahl?«
    »Alles läuft über die Zentrale, Ma’am, einen Moment, bitte.« Candy schaute in der Liste nach, fand die Nummer, drückte abermals START-IN und verband, gerade als Judith Prietht müde in ihre Kabine zurückschlurfte.
    »Na, wie geht’s, Candy?«, lächelte Judith und tauschte unter dem Tisch ihre Straßenschuhe gegen Pantoffeln.
    »Prima«, sagte Candy, starrte weiter auf die Lämpchen, wobei ihre Hand nach der Coladose griff.
│e│
    AUSZUGSWEISE MITSCHRIFT DER THERAPIESITZUNG DONNERSTAG, 9. SEPTEMBER 1990, IN DER PRAXIS VON DR. CURTIS JAY, PH.D. TEILNEHMER: DR. CURTIS JAY UND MR. RICK VIGOROUS, ALTER: 42, PAT.-NR. 744-25-4291.
    DR. JAY: Also haben wir heute drei größere, wenn auch nicht unverbundene Themenbereiche: den Traum. Sie selbst. Und Lenore.
    RICK VIGOROUS: Fangen wir mit dem Letzten an. Was haben Sie mit ihr gemacht? Beim Mittagessen sah sie entsetzlich aus.
    JAY: No pain, no gain. Aber wir machen Riesenfortschritte. Der Durchbruch ist an einen greifbaren emotionalen Horizont gerückt. Das Thema Lang beschäftigt sie sehr.
    RICK: Das Thema Lang?
    JAY: Ja, der junge Mann aus Ihrem Traum.
    RICK: Und was macht ihn außerhalb des Traums zum Thema?
    JAY: Wer sagt, er wäre das?
    RICK: Sie.
    JAY: Wirklich, habe ich das? Kann mich nicht entsinnen.
    RICK: Sie sind ein Arschloch, Jay.
    Schweigen seitens Dr. Jay.
    RICK: Ich verlange offiziell Auskunft darüber, warum Lang hier zum Thema wurde.
    JAY: Sie sagten, Sie stünden seit dem Lang-Traum ziemlich unter Strom.
    RICK: Ich sagte, ich bin in einem Strom aufgewacht.
    JAY: Fällt Ihnen auf, wie gelassen ich darauf reagiere?
    Schweigen seitens Rick Vigorous.
    JAY: Die alten Penis-Probleme, habe ich Recht?
    RICK: Sie setzen mich in Erstaunen, Jay. Das letzte Mal wollten Sie noch gar nicht darüber reden.
    JAY: Das stimmt, aber ich spüre, dass dieser Lang für Sie das Andere ist. Das Andere als der für

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