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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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im Sinn. Sie will dir Schmutz zufügen.
    Schweigen seitens Lenore Beadsman.
    JAY: Und Sie, lieben Sie ihn auch? Rammt er gegen Ihre Membran?
    LENORE: Bitte, ich muss jetzt duschen.
    JAY: Erst verraten Sie mir, was Ihren jetzigen Zustand verursacht hat.
    LENORE: Lassen Sie mich in Ruhe. Starten Sie den Stuhl.
    JAY: Ramm-ramm. Als Teile eines Systems sind wir hilf- und fruchtlos, solange wir die Existenz des Systems nicht erkennen. Ramm-ramm. Hören Sie das schleimige Schmatzen der Membran.
    LENORE: Hören Sie, ich will jetzt gehen oder ich komme nie wieder. Kein Scherz.
    JAY: Erst sagen Sie es. Sprechen Sie es laut aus. Spucken Sie es aus. Ihre Pupillen lügen nicht. Tun Sie es endlich. Bringen Sie es in das Beziehungsgeflecht ein. Rammen Sie zurück. Lassen Sie das Andere in sich hinein.
    LENORE: Bitte, nur eine kleine Dusche.
    JAY: Sagen Sie es. Alles. Wollen Sie vielleicht eine Gasmaske, liegt es vielleicht daran? Eine durchstoßene Membran riecht nicht allzu gut.
    LENORE: Gott.
    JAY: Was, glauben Sie, würde wohl Lenore zu alledem sagen?
    LENORE: Wer?
│c│
    »Alles in Ordnung?«
    »Mmm-hmm.«
    »Du siehst schrecklich blass aus.«
    »...«
    »Möchtest du etwas von meiner Austern-Terrine?«
    »Du weißt, ich hasse Austern-Terrine. Diese Dinger darin sehen aus wie schwimmende Mäuler.«
    »Aber von einem kleinen Salat wirst du doch nicht satt.«
    »Bitte erzähl mir nicht, wovon ich satt werden soll und wovon nicht. Das hatte ich heute schon mehr als genug.«
    »Was soll das heißen?«
    »...«
    »Darf ich das als Bemerkung über Jay verstehen?«
    »...«
    »War die Sitzung nicht gut?«
    »Ich will jetzt nicht darüber sprechen.«
    »Aber wenn es deine Gefühle verletzt hat ...«
    »Hör mal, haben wir nicht vereinbart, dass über Jay-Termine nicht gesprochen wird?«
    »Aber du bist so blass, beinahe durchsichtig.«
    »Dann berühr doch meine Brust, wie in dieser dummen Geschichte.«
    »Was?«
    »Wie in dieser Geschichte, die erste, die ich für dich lesen musste. Wo der alte Mann den kleinen Jungen berührt, nur um sich davon zu überzeugen, dass er kein Fenster ist.«
    »Sie hat dir nicht gefallen, nicht wahr? Wie war noch mal der Titel...?«
    »›Liebe‹.«
    »Genau, die war’s.«
    »Die andere hat mir besser gefallen. Die ›Metamorphose der Achtziger‹. Echt die Mördergeschichte. Die Stelle, wo die Leute lauter Münzen nach dem Rockstar werfen und die Münzen bleiben in ihm stecken und er stirbt, das war vielleicht ein bisschen aufgesetzt, aber sonst ein echter Hammer. Ich habe dir ein großes Sternchen auf die Geschichte gemacht.«
    »...«
    »Willst du deine Austern-Terrine nicht mehr? Ach herrje, so war das mit den Mäulern nicht gemeint. Iss doch.«
    »Die andere hat dir also nicht gefallen?«
    »Vielleicht täusche ich mich, aber meiner Meinung nach war sie gequirlte Kacke.«
    »...«
    »Wirklich? Und ich Blödmann trample auf etwas herum, was dir so gefällt.«
    »Mein persönlicher Geschmack hat im Augenblick keine Priorität. Mich würde nur interessieren, was du daran nicht gut findest.«
    »Ich weiß nicht, mir schien sie nur ... mehr oder weniger genauso zu sein wie der andere gestörte Studentenkram, zu künstlich und zu ambitioniert. Als wollten sie nach den Sternen greifen, kämen aber nicht ran.«
    »Verstehe.«
    »Weißt du, so Sätze wie ›Dann stellte sich der Kontext ein, und Fieldbaum setzte sein neutrales Gesicht auf.‹ klingen geistreich, sind es aber nicht.«
    »Fieldbinder.«
    »Was?«
    »Hieß der Protagonist nicht Fieldbinder?«
    »Richtig, Fieldbinder. Aber um noch einmal auf den so genannten Kontext zurückzukommen. Sollte eine Geschichte nicht den Kontext herstellen , in dem die Leute sich auf bestimmte Weise, das heißt richtig oder falsch verhalten? Ich meine, bloß zu erwähnen , dass ein bestimmter Kontext besteht, reicht einfach nicht.«
    »...«
    »Und die Geschichte war auch so komisch geschrieben. Der einzige Satz, an den ich mich erinnere, geht so: ›Er grinste schief.‹ Grinste schief? Wer grinst schief? Niemand grinst schief, das passiert nur in Geschichten. Also besonders realistisch ist das nicht. Ich habe sie auf Mavis’ Schreibtisch gelegt, zu den anderen über den Proktologen und die Schneefräse.«
    »...«
    »Aber ich kann sie auch wieder zurücklegen, wenn du willst. Soll ich sie zurücklegen, ja? Das bedeutet wohl, dass mein Geschmack nicht unbedingt auf Review-Niveau geeicht ist.«
    »Nein, nicht unbedingt. Ich überlege nur, woher ich die

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