Der Besen im System
ist.«
»Aber ich meine, sie leben beinahe zusammen. Und Mr. Vigorous ist unglaublich eifersüchtig.«
»Armes Kind.«
»Er hat ihr sogar den Vogel geschenkt, der jetzt auf ›Partner-Club Gott‹ zu sehen ist.«
»›Partner-Club Gott‹? Auf dem Kirchen-Kanal?«
»Hast du ihn nicht gesehen, als du im Gilligan's Isle warst, um mit Andy zu sprechen?«
»Ich habe nur ihn gesehen, und das nur kurz. Wir haben Hallo gesagt, mehr nicht.«
»Und was hat er gesagt?«
»Er sagte, wörtlich sagte er: ›Ich habe keine Lust auf deine Scheiße, Melinda Sue.‹ Er sagt das öfter.«
»Shit.«
»Er nennt mich Melinda Sue.«
»...«
»Und der Vogel ist also in dieser Sendung?«
»Ja. Vlad der Pfähler. Ein Nymphensittich, der irgendwie sprechen kann oder zumindest manche Sachen so überzeugend wiederholen kann, dass es so aussieht, als könne er sprechen. Der Reverend möchte ihn so abrichten, dass er diesen Armen im Geiste aus dem Bibel-TV-Land das Geld aus der Tasche ziehen kann. Unsere Wohnungseigentümerin ist gerade mit ihm in Atlanta, und ihr Mann meint, der Vogel wäre eine Goldader.«
»Das muss ich mir ansehen.«
»Es läuft jeden Abend um acht auf Kabel, Kanal 90, so in der Gegend.«
»Hmmm.«
»Obwohl Rick laut Lenore mittlerweile ziemlich angenervt ist deswegen. Er hat noch die Quittung von dem Zooladen, den du, falls du wirklich bei uns arbeitest, schnell kennen lernen wirst, weil die Leitungen zurzeit so verkorkst sind, dass deren Anrufe meistens bei uns landen.
Und wie gesagt, er hat die Quittung noch, und weil ihm Lenore nicht das Richtige zu Weihnachten geschenkt hat, deshalb gehört Vlad der Pfähler rechtlich und emotional noch ihm, sagte Lenore.«
»...«
»Vielleicht will er auch nur die Tantiemen abgreifen, die da goldadermäßig fließen, obwohl, das ist eigentlich nicht Ricks Art. Rick hat einen an der Waffel, aber nicht wegen Geld. Geld ist ihm nicht wichtig.«
»Und trotzdem und rein rechtlich gehört der Vogel noch ihm?«
»Ja.«
»Was?«
»Ich darf eigentlich nicht darüber sprechen.«
»Ich lade dich auch zum Mittagessen ein. Sogar mit Nachtisch.«
»Na ja, es geht so in Richtung Züchtigung. Offenbar wollte Rick von ihr, dass sie ihm den Popo versohlt.«
»Züchtigung?«
»Aber mehr kann ich wirklich nicht sagen.«
»Und ihm gehört der Vogel in der Sendung?«
»Keine Ahnung, ob man einen Mann noch ernst nehmen kann, der sich als Weihnachtsgeschenk wünscht, dass man ihm den Hintern versohlt.«
»Komisch, ich hatte einen ganz anderen Eindruck von ihm. Eher so ein Netter mit Baskenmütze, der viel Zeit am Fenster seines Arbeitszimmers verbracht hat und manchmal geholfen hat, Dad vom Rasen zu holen. Aber wir werden sehen.«
»Dein Dad war auf dem Rasen?«
»...«
»Ich glaube, du tust Lenore Unrecht.«
»Sieht so aus.«
»Und ich glaube, du schätzt auch Andy falsch ein, wenn ich das mal sagen darf. Du kriegst ihn nicht zurück, indem du so tust, als wärst du ein anderer lila Ast an demselben Baum.«
»Sollen wir gehen?«
»Hier ist die Rechnung, danke. Mooradian ist in letzter Zeit ganz schön teuer geworden.«
»Stimmt, kein Witz. Die Summe ist obszön.«
»Ich glaube, ihr solltet euch einfach mal aussprechen, Andy und du. Überwinde dich und sprich mit ihm.«
»Heute Abend führt Andrew S. Lang Ms. Lenore Beadsman zu einer Turnveranstaltung aus.«
»Nein.«
»Keine Angst, das tief Symbolische daran ist mir nicht entgangen.«
»Nein, das ist garantiert ein Missverständnis.«
»Wir werden ja sehen.«
│e│
»Is Sseisse!«, sagte ein kleiner asiatischer Mann vor ihr in der Schlange.
Er drehte sich zu ihr um und sagte abermals: »Is Sseisse!«
Neben ihm standen ein weiterer Mann und zwei Frauen, alle mit Lederjacke. Sie alle nickten und waren sich einig, dass dies Sseisse war. Lenore hielt sie für Vietnamesen. Sie wusste, Vietnamesen hatten richtig hohe Wangenknochen. Ihre erste Mitbewohnerin in Oberlin war Vietnamesin gewesen.
»Wie bitte?«, sagte Lenore zu dem Mann.
Der Mann nahm die Hände aus den Jackentaschen. »Das is Sseisse, das warten so. Wir sind Schlange ohne Ende.«
»Auf jeden Fall tanzt hier der Bär«, sagte Wang-Dang Lang. Er klimperte mit seinen Autoschlüsseln.
Lenore wandte sich von dem Mann ab und blickte die Schlange entlang. Weiter hinten konnte sie zwei Mädchen erkennen, vielleicht im Highschool-Alter, deren kurze Haare eine mehr als eigenartige Farbe aufwiesen, selbst in dem bunten Lichtermeer zwischen Bombardini Building
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