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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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Canadian Club mit etwas destilliertem Wasser.«
    »Und für Sie, Lenore?«
    »Für mich bitte ein Gingerale.«
    »Sofort.«
    »Danke, Jennifer.«
    »Schönes Mädchen.«
    »Willst du mich eifersüchtig machen?«
    »Will ich?«
    »...«
    »Da wir gerade beim Thema sind ... Ich habe Norman gestern gesehen, Lenore. Er hat nach dir gefragt.«
    »Tatsache? Ich glaube, wir sind kurz vor Bradley Field. Auf jeden Fall über dem Staat New York. Siehst du den Verkehr da unten?«
    »Er hat nach dir gefragt.«
    »Echt?«
    »Norman sagt, er liebt dich.«
    »Warum dieser Ton, Rick?«
    »Welcher Ton?«
    »Hör mal, ein widerlicher, irrer, im wahrsten Sinne des Wortes größenwahnsinniger Fleischklops, der definitiv einen an der Klatsche hat, lässt einen dämlichen Spruch ab vor jemandem, der sich alle Mühe gibt, möglichst unhöflich zu sein, und du nimmst das ernst? Vor dem Hintergrund seiner abstrusen Welt dürfte sein Interesse auch nur von kurzer Dauer sein. Was soll also das Theater?«
    »Ich hätte ihm am liebsten eine reingehauen. Ich wusste bloß nicht, wo ich anfangen sollte. Er ist irgendwie noch viel größer als in der letzten Woche.«
    »Das ist schon länger her als eine Woche, oder?«
    »Außerdem waren seine Sänftenträger auch solche Kleiderschränke, sonst hätte ich ihm eine geknallt.«
    »...«
    »Oder hat dich Norman schon direkt angesprochen?«
    »Ich habe alles im Griff, Rick.«
    »Was im Griff?«
    »Alles, was nötig ist. Ich regle das schon.«
    »...«
    »Weißt du, ich kann nämlich das meiste durchaus selber regeln. Ich bin ein freier Mensch.«
    »Was hat er zu dir gesagt?«
    »Nichts, was für dich von Interesse wäre. Und vor allen Dingen nichts, was dich in irgendeiner Form etwas angeht. Es ist allein meine Sache.«
    »Wie, und meine nicht?«
    »...«
    »Das soll alles nicht meine Sache sein?«
    »...«
    »Aber du bist meine ... Danke. Vielen Dank.«
    »Das sieht aber gut aus, Jennifer. Danke. Wie lange fliegen wir noch?«
    »Wir sind bereits über New York. Der Kapitän sagt, noch etwa eine halbe Stunde.«
    »Danke schön.«
    »Und wenn ihr noch etwas braucht, einfach klingeln.«
    »Sie hat die Rinde nicht abgemacht.«
    »Dann gib mir dein Messer, ich mache es.«
    »Wir sind die einzigen Passagieren, sie hat nichts weiter zu tun als uns, und trotzdem schafft sie es nicht, wenigstens die Rinde abzumachen.«
    »...«
    »Und was soll das heißen, es sei nicht meine Sache? Ich frage mich, was überhaupt noch meine Sache ist.«
    »Außerdem hast du selber ein Messer.«
    »...«
    »Und außerdem bin ich deine Freundin, nicht deine Sache.«
    »Meine Freundin ?«
    »Nenn es, wie du willst. Kann ich die Rinde essen? Oder brauchst du sie noch für irgendetwas?«
    »Alle Dinge, die ich liebe, sind auch meine Sache.«
    »Nein, das stimmt nicht. Die Dinge, die du liebst, und die Menschen, die du liebst, sind die Dinge und Menschen, die du liebst. Ansonsten kümmere dich um deinen Kram.«
    »...«
    »Aber genau das tue ich doch.«
    »...«
    »Und ich kümmere mich um meinen, Rick. Ganz einfach.«
    »Na toll. Da platzen wir aber wieder vor Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen.«
    »Rick, ich glaube nicht, dass das jetzt der richtige Ort für eine solche Diskussion ist. Wenn du den Plural gebrauchst, ahne ich, dass gleich einer einen Koller kriegt.«
    »Der Schinken ist viel zu salzig.«
    »Dann nimm den Kaugummi raus.«
    »Lenore, ich spüre es, ich verliere dich. Meine Ohren blubbern, das ist der drohende Verlust. Das Blubbern ist nur das Vorzeichen für den Verlust.«
    »Warum definierst du auch alles über Gewinn und Verlust? Hast du dir jemals überlegt, wie ich mich dabei fühle? Du hast mich nicht ›verloren‹ – sowieso ein blödes Wort, keine Ahnung, was das heißen soll. Und mit all den Leuten, die sich zeitweise in mich verknallen, bin ich bisher ganz gut selber klargekommen.«
    »Mit all den Leuten?«
    »Nee, ne? Du müsstest dich jetzt hören. Das ist keine Eifersucht mehr, Rick, das ist nur noch traurig, das ist arm.«
    »Na gut, dann bin ich eben arm.«
    »Und jetzt Schluss damit. Ich bin müde, ich will schlafen. Kann ich mein Gingerale auf dein Tablett stellen?«
    »Aber du kannst jetzt nicht schlafen, Lenore.«
    »...«
    »Dann sei bitte so nett und gib mir noch ein paar Kaugummis, nur für die Landung, der ich, das darf ich sagen, mit Schrecken entgegensehe.«
    »Hier.«
    »...«
    »…«
    »Und du bist doch meine Sache.«
    » Zzzzzz «
    »Gott.«
│d│
    AUSZUG AUS DEM

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