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Der bessere Mensch

Der bessere Mensch

Titel: Der bessere Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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…“
    „Heißt, dass er auch an was anderem gestorben sein kann …“
    „Ja … könnte genauso gut erschossen worden sein … in den Kopf meinetwegen … aber was hätte es dann gebracht, ihm zusätzlich Phosphorsäure überzugießen … das ist auch für den, der sie handhabt, ein ziemliches Risiko …“
    Schäfer sah aus dem Fenster in den Garten, wo einer der Forensiker mit gesenktem Blick langsam über den Rasen schritt wie ein Minensucher.
    „Sieht nicht so aus, als hätte sich Born großartig gewehrt“, meinte er dann. „Ich meine: Wenn mir jemand Säure über den Kopf gießen will, dann bleibe ich nicht sitzen wie an der Waschschüssel beim Friseur … gibt’s irgendwelche Hinweise, dass er gefesselt worden ist?“
    „Nein … vielleicht wurde er bewusstlos geschlagen oder sonst wie betäubt … dafür spricht zumindest, dass seine Muskulatur kaum kontrahiert war …“
    „Das soll jemand kapieren … wenn ich jemanden verschwinden lassen will und dafür so eine Säure nehme, gut, alles schon da gewesen … aber als Tötungsmethode … seltsame Botschaft …“
    „Was für eine Botschaft?“, wollte Koller wissen.
    „Hä?“, fragte Schäfer, der mehr zu sich selbst gesprochen hatte. „Heute laufen deine Nervenleitungen nicht gerade auf Breitband, oder? Einbrechen, ausrauben, erschießen oder erschlagen: eine Sache … hassen, erstechen, erwürgen: auch klar … aber das hier … mehr als seltsam …“
    „Na, darum sind wir alle so froh, dass wir dich haben.“ Koller nahm seinen Laptop und zwängte ihn in eine lederne Aktentasche, die eindeutig aus der vordigitalen Zeit stammte.
    „Gott zum Gruße, Herr Major“, meinte er zum Abschied und verließ die Küche.
    „Der war hier schon länger nicht mehr“, murmelte Schäfer und zog gedankenverloren einige Schubladen auf in der Hoffnung, Zigaretten zu finden. Eigentlich und offiziell hatte er mit dem Rauchen aufgehört; doch in Momenten wie diesem, wo es sich über den persönlichen Genuss hinaus auch um ein Ritual handelte, um die bösen Geister auszuräuchern – gut, solche Momente kamen in seinem Leben so gut wie jeden Tag vor, machte er sich nichts vor und ging ins Freie.
    „Gibt’s schon was?“, fragte er den Forensiker, der jetzt die Alarmvorrichtungen an den Fenstern überprüfte.
    „Keine erkennbaren Schäden … das Haus ist abgesichert wie die Nationalbank … entweder der hat einen Schlüssel gehabt oder Born hat ihn selbst hereingelassen.“
    „Und die Kameras?“
    „Ausgeschaltet … wahrscheinlich auch von Born, weil man einen Code dafür braucht …“
    „So“, erwiderte Schäfer, machte ein paar Schritte in Richtung Garten und schrie: „Bergmann!“
    Der kam kurz darauf um die Ecke, bedachte seinen Chef mit einem hoffnungslosen Blick und steckte sein Notizbuch in die Jacketttasche.
    „Los, fahren wir!“
    An prunkvollen und traurig blickenden Villen vorbei fuhren sie in Richtung Gürtel, bis Schäfer seinen Assistenten plötzlich aufforderte, bei der nächsten Gelegenheit zu parken. Bergmann schaute ihn verwundert an, nahm jedoch ohne Kommentar die erste freie Parklücke.
    „Was ist passiert?“
    „Nichts“, antwortete Schäfer und öffnete die Tür, „haben Sie den Gastgarten da hinten nicht gesehen? Da trinken wir jetzt was.“
    „Wenn Sie meinen …“
    Sie setzten sich unter einen mächtigen Kastanienbaum und warteten schweigend auf die Bedienung. Nach ein paar Minuten stand Schäfer genervt auf und ging ins Gasthaus.
    „Ich habe Ihnen einen gespritzten Apfelsaft bestellt … hoffe, das passt …“, meinte er nach seiner Rückkehr.
    „Mit Leitungswasser?“
    „Ja, auf einen halben Liter.“
    „Danke.“
    Schäfer nahm einen Bierdeckel und fing an, einen Würfel daraus zu formen. Der Kellner kam und stellte die Getränke vor ihnen ab.
    „Was halten Sie davon?“, fragte Schäfer, nachdem jeder einen großen Schluck getrunken hatte.
    „Krank … Phosphorsäure … ziemlich böse … für gewöhnlich will man damit jemanden auslöschen …“
    Eine riesige Wolke schob sich über die Sonne und versetzte den Gastgarten für kurze Zeit in eine seltsame Abendstimmung.
    „Er hat ihn nicht gefesselt …“ Schäfer blickte fasziniert in den Himmel.
    „Und?“
    „Wenn der Täter Born nicht verschwinden lassen wollte … also auslöschen, wie Sie sagten … dann kann es doch nur darum gehen, ihn zu foltern … aber dazu muss man das Opfer wohl fesseln und bei Bewusstsein lassen … stattdessen hat er ihn

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