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Der beste Tag meines Lebens

Der beste Tag meines Lebens

Titel: Der beste Tag meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashley Miller , Zack Stentz
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schwache Spur blauer Tinte an der rechten Halsseite, genau dort, wo sein Gegenüber sich kratzte. Ein verblichenes Tattoo eines Spinnennetzes, das irgendwann in der Vergangenheit mittels Laser entfernt worden sein musste. »Du bist kein Verdächtiger, Colin«, sagte der Detective endlich, »aber da du sehr nah dran warst, als die Waffe abgefeuert wurde, bist du ein potenziell wichtiger Zeuge.«
    »Verstehe«, erwiderte Colin.
    Der Sicherheitsbeamte blickte auf ein Blatt Papier hinab. »Dem Konrektor hast du gesagt, du hättest nicht gesehen, wer die Waffe hatte, bevor sie losging«, sagte er und las weiter, wobei sich seine Lippen ein bisschen bewegten. »Gibt es noch etwas, das du bisher nicht angegeben hast?«
    »Nein, ich war sehr gründlich«, sagte Colin.
    »Es wäre absolut vertraulich, wenn es noch etwas gäbe«, fügte der Detective hinzu. »Also, falls dir noch irgendwas einfällt, das du uns …«
    »Ja«, erklärte Colin. Automatisch beugten sich beide Beamte ein Stückchen zu ihm vor, als ob sie ihn so besser hören könnten.
    »Ich habe vergessen, Mr. Moton zu sagen, dass es sich bei der Pistole um eine Beretta 92  F handelte, das gleiche Modell, das Mel Gibsons Figur Martin Riggs in den
Lethal-Weapon
-Filmen trägt. Wie ich sehe, besitzen Sie eine Sig Sauer, Officer. Ich nehme allerdings an, der Detective hat etwas Kleineres, weniger Auffälliges. Eine Glock 23 ist ja das Standardmodell.« Colin richtete seine Aufmerksamkeit auf den Detective. »Die sind ja auch bei Beamten, die sich mit Gangs auseinandersetzen, sehr gefragt.«
    Der Detective erstarrte. »Ich habe dir nicht gesagt, dass ich mit Bandenkriminalität zu tun habe.«
    »Sie hatten mal ein Spinnennetz-Tattoo am Hals, was zeigt, dass Sie Ihrem Leben mühsam eine andere Richtung gegeben haben. Ich schätze, das ist Ihnen gelungen, denn Sie haben es entfernen lassen und sind zum LAPD gegangen. Doch Ihre Kenntnisse und Kontakte zur Unterwelt passen perfekt zu Ihrer Arbeit an Fällen, die mit Gangs zu tun haben. Außerdem haben Sie gedacht, dass mich jemand eingeschüchtert haben könnte, was beweist, dass Sie eine Gang-Geschichte als Hintergrund der Schießerei vermuten.«
    Wieder schwiegen beide Beamten für eine ganze Weile.
    »Verstehe«, meinte der Detective endlich.
    »Ich habe vor der Schießerei keinerlei Gang-Mitglieder in der Cafeteria gesehen«, sagte Colin traurig. »Aber ich bin mit meinem Schaubild der einander überlappenden sozialen Netze der Schule noch nicht fertig, also wäre es theoretisch noch möglich. Möchten Sie sich meine Darstellung mal ansehen, wenn sie fertig ist?«
    »Das wird nicht nötig sein«, antwortete der uniformierte Beamte. Er sah den Detective an, der so mit den Schultern zuckte, dass es Colin an seinen Vater erinnerte. »Ich denke, wir sind hier fertig.«
    ***
    Die Abendessenszeit galt bei den Fischers als unverrückbar.
    Solange Colin sich erinnern konnte, bestand Mrs. Fischer darauf, dass dies nicht nur der Zeitpunkt für die Nahrungsaufnahme, sondern auch der richtige Augenblick für Gespräche war. Colins Einwand, dass gleichzeitiges Essen und Reden beides verlängerte, beeindruckte sie nicht. Allerdings stimmte sie ihm insofern zu, als niemand mit vollem Mund sprechen sollte. Das schien ihn zu beruhigen und erklärte zumindest teilweise, warum Colin so langsam, gründlich und ununterbrochen kaute. Im Übrigen war Colin der Überzeugung, dass ausgiebiges Kauen gut für die Verdauung sei.
    Jedenfalls kommunizierte Colin bei den Mahlzeiten kaum. Es war durchaus nicht ungewöhnlich, dass er sich die ganze Zeit über große Portionen der verschiedenen Speisen auf den Teller lud (wobei diese einander nicht berühren durften) und seine Äußerungen sich auf »Bitte«, »Danke« und »Entschuldigung« beschränkten. So verlief auch diese Mahlzeit.
    Außergewöhnlich war allerdings die gespannte Atmosphäre an diesem Abend, als sich Colin einem Teller mit Zitronenhuhn und Reis widmete. Sie saßen früh beim Essen – für den Abend war eine außerordentliche Elternversammlung an der West Valley Highschool einberufen worden, in der man sich mit dem befassen wollte, was Dr. Doran »die Krise« nannte. Mr. Fischer war noch nicht einmal zu Hause.
    Danny war von den Neuigkeiten des Tages ganz elektrisiert. Er hielt sie für das Aufregendste, was je irgendwo passiert war. »Ich habe gehört, es wäre eine 44 er Magnum gewesen«, plapperte er. »Und dass irgend so ein Vollidiot auf die Küchenfrau geballert

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