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Der beste Tag meines Lebens

Der beste Tag meines Lebens

Titel: Der beste Tag meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashley Miller , Zack Stentz
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einzelnen Gruppen horizontal, wobei die vertikale Achse die relative Position des Betreffenden innerhalb der Schulhierarchie sichtbar machte. Je weiter oben man in der Skizze rangierte, desto beliebter war man. Colin musste über diesen guten Einfall lächeln. Er war stolz darauf, Charts anfertigen zu können, die intuitiv und zugleich leicht verständlich waren.
    Colin begann links unten auf seinem imaginären Blatt und schrieb dort die Namen Josh und Sundeep unter die Rubrik »Nerds«.
    In die Rubrik »Sportskanonen«, fast ganz oben auf der Seite, kamen die Namen von Stan und Eddie. Er zögerte, bevor er Cooper dort eintrug, denn ihm fiel ein, dass der große Junge mit dem Olivteint auch eine erstaunliche Mathebegabung besaß. In der vierten Klasse hatten Colin und er Unterricht im selben Klassenraum gehabt. Beim allwöchentlichen Mathequiz, das Colin stets gewonnen hatte, war er immer Zweiter oder Dritter gewesen. Einmal hatte Colin versucht, ihm ein Kompliment für seine mathematischen Fähigkeiten zu machen, aber der andere Junge hatte nur gemurmelt: »Hau ab, du Spasti«, und hatte für den Rest des Schuljahres kein Wort mehr mit Colin gewechselt.
    Emma kam als beste Wasserballspielerin auch zu den Sportskanonen. Außerdem fügte Colin noch die Kategorie der »Bienenköniginnen« hinzu. Die umfasste Mädchen, die außer dem Erhalt ihrer Beliebtheit keinerlei Begabung oder Interesse zu haben schienen. Die Bezeichnung hatte er aus dem Titel eines Bestsellers über die Anthropologie der Mädchen an amerikanischen Highschools übernommen. Abby fiel in diese Kategorie. Sandy auch, aber sie verband Colin zusätzlich in Form einer Linie mit Eddie, um ihre intime Beziehung zu kennzeichnen (im Kopf machte er sich die Notiz: »Bei Nachbau des Schaubilds zu Hause farbiges Garn verwenden«).
    Colin wurde klar, dass er ein Problem damit haben würde, Melissa einer dieser Gruppen zuzuordnen. Als Geländeläuferin und überdurchschnittlich intelligente Schülerin, die im Moment offenbar ziemlich gefragt war, tanzte sie gleich auf mehreren Hochzeiten. Colin entschied, die Melissa-Frage noch offenzulassen, und machte mit Rudy Moore weiter, den er ganz allein an die oberste Stelle seines Schemas setzte.
    Obwohl er überall zu den Besten gehörte, war Rudy der einzige Junge, den Colin kannte, der nicht unter der sozialen Ächtung litt, die sonst mit auffälliger Intelligenz einherging. Rudy war beliebt, seit Colin ihn kannte. So dass Colin sich sogar fragte, ob es vielleicht irgendeinen Zusammenhang zwischen seiner Popularität und seinem Hang zur Grausamkeit gab. Aber andererseits galt auch Melissa jetzt als beliebt, und sie war nach wie vor die Liebenswürdigkeit in Person.
    Colin runzelte die Stirn und hielt sein Notizbuch ein Stück von seinem Gesicht weg. Vielleicht war sein Schaubild doch nicht so gelungen, wie er zunächst gemeint hatte. Colin überlegte noch, ob er die x- und die y-Achse vertauschen oder andere Änderungen vornehmen sollte, als Emma und Abby plötzlich quer durch den Raum getrampelt kamen und mit so hohen und lauten Stimmen kreischten, dass Colin unter dem physischen Schmerz zusammenzuckte, den die beiden ihm damit bereiteten.
    »Melissa!«, riefen sie im Chor und starrten Josh und Sundeep so an, wie man etwa das sehr hässliche Haustier von Freunden betrachtet.
    »Wayne Connelly isst deinen Kuchen! Du musst ihm das verbieten!«
    Melissa zuckte mit den Achseln, zog die Augenbrauen hoch und verdrehte die Augen. Dann ließ sie sich endlich zurück an den Tisch in der Mitte des Raumes drängen.
    Colin richtete seine Aufmerksamkeit wieder quer durch die Cafeteria auf Melissa. Wayne stand tatsächlich an ihrem Tisch und grinste, während er sich mit einem Plastikmesser ein großes Stück von ihrem Kuchen abschnitt. Ihre Freundinnen sahen aufgebracht aus, während sie Wayne mit ihren Fäusten bearbeiteten, was jedoch keinerlei Wirkung zeigte. Melissa sah einfach nur TRAURIG aus. Colin erhob sich von seinem Platz und konnte Melissa kaum hören, als sie mit leiser Stimme fragte: »Was ist eigentlich dein Problem, Wayne?«
    »Kein Problem, Missy«, sagte Wayne.
    »Melissa.«
Einen Moment lang standen sie beide einfach nur da und starrten einander an. »Egal. Nimm einfach deinen Kuchen. Nimm ihn und geh.«
    Wayne rührte sich nicht. Sie starrten sich immer noch an. Colin spürte, wie sein Herz schneller schlug, auch seine Atmung wurde flach und hektisch. Ohne es zu merken, ballte er die Hände zu Fäusten. Colin

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