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Der beste Tag meines Lebens

Der beste Tag meines Lebens

Titel: Der beste Tag meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashley Miller , Zack Stentz
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all das kommt«, stieß ein anderer wütender Vater hervor. »Es sind die Werte, die den Kindern von Fernsehen und Videospielen vermittelt werden, weil sie so etwas zu Hause nicht mehr lernen!«
    Eine Mutter echauffierte sich zustimmend: »Genau, ich kutschiere doch nicht zwei Stunden zwischen einem Job, den ich hasse, und einem Haus, das ich mir nicht leisten kann, hin und her, um dann so was zu erleben! Wir sind genau deshalb hier rausgezogen, um von Leuten, die so etwas tun, wegzukommen.«
    Hinter Colin giftete ein Mann zurück: »Und was für Leute sollen das bitte schön sein?«
    Colin zog sich wie eine Schildkröte in sich selbst zurück. Er spürte, wie die angespannte Stimmung zu eskalieren drohte. Sein Puls beschleunigte sich.
    Mrs. Fischer sah ihren Sohn an, wobei sie darauf achtete, ihn in diesem Zustand nicht zu berühren. »Colin«, sagte sie leise, aber bestimmt, während die Leute um sie herum begannen, ihre Ansichten in einer Kakophonie aus Furcht und Zorn herauszublaffen. »Musst du hier raus?«
    Colin schüttelte den Kopf. Nein. Er war entschlossen, sich das bis zum Ende anzusehen, auch wenn selbst ihm klar war, wie es enden würde: in Geschrei.
    Das schien auch Dr. Doran klar zu sein. »Lassen Sie uns doch eines festhalten«, ihre Stimme schallte über die Lautsprecheranlage und übertönte die Menge mit einem unangenehmen Rückkopplungsgeräusch, »das hier ist nicht einem oder einigen wenigen von uns widerfahren. Es ist uns allen widerfahren. Uns als Gemeinschaft. Und wir müssen als Gemeinschaft darauf reagieren.« Sie hatte die Aufmerksamkeit der Menge wieder und hielt sie fest. »Wer sich dem nicht stellen will, kann nun gerne gehen. Das meine ich ganz ernst – bitte gehen Sie.«
    Selbst in seiner momentanen Verfassung erkannte Colin die mutige, riskante Strategie, die sie verfolgte. Seiner Erfahrung nach mochten es Eltern nicht, wenn man ihnen die Verantwortung absprach – vor allem nicht, wenn dies die Realität war. Doch es schien zu funktionieren. »Will niemand die Gelegenheit nutzen?«, fragte Dr. Doran. »Gut. Dann lassen Sie uns nun darüber reden, wie wir das in Ordnung bringen und dafür sorgen können, dass es nie, nie wieder vorkommt.«
    Mrs. Fischer stupste ihren Mann mit dem Ellbogen in die Rippen. »Sie kann bleiben«, sagte sie.
    Dr. Doran fuhr fort. »Erstens habe ich die Polizei für unbestimmte Zeit um stichprobenartige Razzien auf dem Campus gebeten. Wir sind zuversichtlich …«
    »Und wann haben Sie vor, diesen kleinen Gangster zu schnappen, der die Knarre mitgebracht hat?«, unterbrach Mrs. Moore sie.
    Rudy starrte Dr. Doran an. Aus irgendeinem Grund erinnerten seine Augen Colin an eine Puppe. Colin hasste Puppen – je »lebensechter« sie aussahen, umso weniger mochte er sie. [8]
    Dr. Doran schwieg wieder und verzog den Mund. Das erinnerte Colin ein bisschen an Samantha aus der alten Fernsehserie
Verliebt in eine Hexe,
die er sich pflichtbewusst im Kabelfernsehen angeschaut hatte, bis er beschlossen hatte, das Fernsehen ganz aufzugeben. [9] Und zwar deshalb, weil er ein Verfechter der »Tommy-Westphall-Hypothese« war, die besagte, dass ein Großteil des amerikanischen Fernsehens, wie in der letzten Folge von
St. Elsewhere
zu sehen, nur im Kopf eines autistischen Jungen stattfindet. Marie hatte Colin von dieser Idee erzählt, um zu versuchen, ihm Folgendes zu illustrieren: wie Dinge, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben, auf subtile Weise zusammenhängen und sich so auf amüsante, wunderbare Art erklären. Colin interpretierte diese Offenbarung allerdings völlig anders. Für ihn waren imaginäre Geschichten über imaginäre Geschichten eine Stufe zu weit von der Realität entfernt. Trotzdem hatte er Samantha immer gemocht.
    »Ich kann Ihnen noch keinen Namen nennen. Aber wir kennen bereits einen«, sagte sie.
    Mr. Fischer erhob sich erneut. »Ich brauche keinen Namen, Ma’am«, sagte er, »aber tun Sie mir und meinem Sohn den Gefallen und nageln Sie ihn, sie oder es an die Wand.«
    Colin konnte sehen, dass es seinem Vater sehr ERNST war, auch wenn die Bezeichnung »es« ihn faszinierte. Im Laufe der Jahre war Colin klargeworden, dass seine Eltern zu einer eindrucksvollen und metaphorischen Ausdrucksweise neigten. Das war wahrscheinlich auch heute der Fall.
    Dr. Doran nickte feierlich und stieg vom Podium herunter. Dabei formte sie mit Daumen und Zeigefinger eine Null. Das bedeutete: »Null. Toleranz.«
    Aus dem Publikum brandete Applaus auf

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