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Der beste Tag meines Lebens

Der beste Tag meines Lebens

Titel: Der beste Tag meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashley Miller , Zack Stentz
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in dem Moment, als auch Sandy und ihre Mutter mit einer Tüte voller Kosmetika aus dem Kaufhaus kamen. Ein kurzer und unwillkommener Austausch von ein paar Höflichkeitsfloskeln schien unvermeidlich. Sandys Mutter und Mrs. Fischer kannten einander seit vielen Jahren. Colin wusste, die einzige Möglichkeit, ein soziales Missgeschick zu vermeiden, bestünde darin, dass die beiden Frauen einander übersähen. Doch da es an einer entsprechenden, sofort verfügbaren Ablenkung mangelte, erschien ihm dieses Szenario denkbar unwahrscheinlich. Nachdem er sich damit abgefunden hatte, rüstete er sich für die unvermeidliche Peinlichkeit, indem er die Tüte aufhielt, in der sich seine neuen Schuhe befanden, und diese anstarrte wie Käfer unter einem überdimensionalen Vergrößerungsglas.
    »Susan Fischer!«, quiekte Sandys Mutter.
    »Allison Ryan«, erwiderte Mrs. Fischer.
    »Ist es nicht schrecklich, was da in der Schule passiert ist?«
    »Ach, lass uns gar nicht davon anfangen …«
    Sandy trat von einem Fuß auf den anderen und blickte um sich, als würde sie gar nicht mitbekommen, dass ihre Mutter gerade ein Gespräch anfing. Hätte Colin aufgeschaut, wäre ihm wahrscheinlich nicht entgangen, dass das teilweise dem gut erforschten Bedürfnis von Teenagern – insbesondere der Mädchen – entsprach, ihren Eltern und allen, die diese kannten, die Eigenschaften sozialer Wesen abzusprechen. Noch dazu hätte er vielleicht ihr schwaches Erröten bemerkt; ein Hinweis auf Sandys VERLEGENHEIT .
    Trotz ihrer aktuellen Feindseligkeit hatten Sandy und Colin sich als kleine Kinder noch gut verstanden. Sie hatten denselben Kindergarten besucht, und ihre Mütter hatten sich täglich mit dem Hin-und-her-Fahren abgewechselt. An einem schicksalhaften Nachmittag blieb Sandys Mutter im Stau stecken, und so nahm Colins Mutter Sandy mit nach Hause. Colin lud sie sogar ein, in seinem Zimmer Lego zu spielen. Eine Stunde lang war es ganz still. Mrs. Fischer hatte gerade begonnen, sich eine aufkeimende Freundschaft auszumalen und regelmäßige Spielverabredungen in Betracht zu ziehen, als sie einen schrillen Schrei vernahm. Sie rannte in Colins Zimmer, wo Sandy auf seinem Bett eingeschlafen war und dann offenbar die Kontrolle über ihre Blase verloren hatte. Jedenfalls war sein ganzes Bettzeug nass. Den Schrei hatte übrigens nicht Sandy ausgestoßen, sondern Colin. Die Fahrgemeinschaft endete bald darauf.
    »Wer auch immer das war, ich hoffe, sie finden ihn«, sagte Sandys Mutter. »Und ich hoffe, dass sie ihn nach Erwachsenenstrafrecht verurteilen, in ein finsteres Loch stecken und den Schlüssel wegwerfen.«
    »Wozu überhaupt einen Schlüssel?«, stieß Mrs. Fischer ins gleiche Horn.
    »Ja, also«, sagte Colin mit gerunzelter Stirn, »ich glaube, ich geh noch mal zurück und probiere die Kompressions-Shirts an. Ich glaube, der Druck würde sich beruhigend auf meine langen Brustkorbnerven auswirken.« Sorgsam vermied er es, Sandy anzusehen. Er tat so, als wären seine Mutter und er die einzigen Menschen in der Mall.
    Mrs. Fischer seufzte schwer und schenkte dann Mrs. Ryan ein schwaches Lächeln. »Ich sollte meine Nerven mal lieber auch beruhigen«, sagte sie.
    »Ich weiß genau, was du meinst«, stimmte Mrs. Ryan ihr verschwörerisch zu. »Ich nehm dafür aber lieber Wein.«
    »Aber erst später, Allison«, sagte Mrs. Fischer lächelnd und schlug mit Colin den Weg zurück ins Sportgeschäft ein.
    »Ruf mich doch mal an«, sagte Mrs. Ryan noch. »Wir sollten die Kinder mal wieder zusammenbringen.«
    »Uaah«, machte Sandy hinter ihnen. Es war das, was einer Unterhaltung zwischen ihnen seit ihrem vierten Lebensjahr am nächsten kam. Sie bewegten sich inzwischen einfach in verschiedenen Kreisen, selbst wenn die Bettnässgeschichte nicht mehr jede ihrer Begegnungen überschattete. Colin fiel ein, dass ein Schema der ihm bekannten Menschen zu seiner Zeit als Kindergartenkind ganz anders ausgesehen hätte als das, das er sich für die Gegenwart überlegt hatte. Die Bezeichnungen, Kategorien, Verbindungen und Gruppen, die er identifizierte – seine ganze Taxonomie –, wären anders gewesen. Diese Erkenntnis bestärkte Colin darin, dass er eine effiziente, greifbare Methode brauchte, um das alles darzustellen.
    »Mom«, sagte er, »können wir im Rausgehen noch im Bastelgeschäft vorbeischauen?«
    Wenig später verließen Mrs. Fischer und Colin das Einkaufszentrum. Danny lehnte an einer Mauer, die den Parkplatz umgab, und unterhielt

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