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Der beste Tag meines Lebens

Der beste Tag meines Lebens

Titel: Der beste Tag meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashley Miller , Zack Stentz
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sich mit ein paar Jungs, die offenbar in seinem Alter waren. Colin kannte sie nicht. »Ich dachte, ich hätte gesagt, wir treffen uns
drinnen
beim Westeingang«, sagte Mrs. Fischer. Colin wusste, dass seine Mutter mit
ich dachte
eigentlich
ich sagte
meinte. Allerdings wusste er nicht, ob sie sich noch genau an ihren eigenen Wortlaut erinnerte.
    »Du hast gesagt
am
«, protestierte Danny, während er angetrabt kam. »Und hier bin ich.«
    Mrs. Fischer war Widerworte nicht gewohnt, und ihre plötzlich schmal gewordenen, misstrauisch dreinblickenden Augen ließen vermuten, dass sie nicht in der Stimmung war, sich ausgerechnet jetzt daran zu gewöhnen. Colin hatte einmal versucht, Marie diese oft verwendete Miene zu erklären, und sie hatte ihm zugestimmt: Sie passte nicht genau zu einem der Gesichtsausdrücke auf Colins Spickzettel. Also beschlossen sie, den Ausdruck MOM - GESICHT zu nennen. Und dabei war es geblieben.
    »Danny hat recht«, meldete Colin sich zu Wort und gab damit die Zuschauerrolle auf. »
Am
Westeingang kann streng genommen diesseits oder jenseits der Türen bedeuten.«
    Colins Mutter lachte. Danny wandte den Kopf ab und sah unerklärlicherweise VERÄRGERT drein. »Ich brauch deine Hilfe nicht«, sagte er und trottete in Richtung Wagen.
    Colin folgte ihm mit seinen Tüten voller Sportsachen und Bastelzeug. Er sann über die Bedeutung von Dannys Aussage nach. Schließlich hatte Colin doch gar nicht versucht, irgendjemand zu helfen – er hatte nur auf die Fakten hingewiesen. Ob die Wahrheit jemand half und in welchem Ausmaß, das war irrelevant.
    ***
    Colin verschwand sofort in seinem Zimmer, die Sportsachen unter dem einen Arm, das Bastelzeug unter dem anderen. Er war zu dem Schluss gekommen, dass es nicht nur Jux und Tollerei war, sondern schlicht unerlässlich, eine brauchbare Darstellung des sozialen Gefüges an der West Valley High anzufertigen, wenn er den tatsächlichen Eigentümer der Pistole finden wollte, die Melissas kleine Geburtstagsfeier so explosiv beendet hatte.
    Von seinem Laptop aus ging Colin auf die Website der Highschool und druckte sich eine Jahrgangsliste aus. Darauf kreiste er die Namen der Schüler ein, die er für den Fall für am ehesten relevant und interessant hielt. Fast alle besaßen eigene Seiten bei sozialen Netzwerken. Dort stieß Colin auf ihre Profilbilder, die er sich ebenfalls ausdruckte. Nachdem er einen Stapel Bilder vor sich liegen hatte, begann er, sie eines nach dem anderen sorgfältig an die Korkpinnwand über seinem Schreibtisch zu heften.
    Ein Foto fehlte ihm allerdings: Wayne Connellys.
     
    Wayne Connelly scheint keine Online-Präsenz zu unterhalten. Es gibt keine Fotos und keine ihm zugehörigen Seiten bei sozialen Netzwerken. Das ist, als existiere Wayne nicht. Steckt dahinter Absicht, oder ist es nur ein unpraktischer Zufall? Vielleicht ein Zusammentreffen von beidem? Das Fehlen von Bezügen zu Wayne auf den Seiten anderer Schüler deutet auf soziale Isolation oder eine riesige Verschwörung hin. Weiter ermitteln.
     
    Colin blätterte in seinem Jahrbuch der achten Klasse und suchte dort nach einem abgedruckten Foto von Wayne, aber auch hier Fehlanzeige. Offenbar hatte Wayne in jenem Jahr an dem Tag, als fotografiert wurde, gefehlt, oder es war ihm gelungen, dem Fotografen zu entgehen. Mit nachdenklich gerunzelter Stirn nahm Colin sich ein rechteckiges schwarzes Blatt Papier und beschriftete es mit WAYNE CONNELLY . So musste es gehen.
    Mit verschiedenfarbigen Klebzetteln, die er in dem Bastelgeschäft gekauft hatte, ordnete er die Schüler diversen sozialen, akademischen, geographischen und sozioökonomischen Cliquen zu. Farbige Schnur markierte Verbindungen zwischen Einzelpersonen und ganzen Gruppen, die zu einer der drei Kategorien gehörten: Freundschaft, Liebesbeziehung, Rivalität. Colin war sich sehr wohl bewusst, dass er damit die Schaubilder von FBI und anderen Strafverfolgungsbehörden nachahmte, wenn diese Verbindungen zwischen den Angehörigen von Mafiafamilien oder andere kriminelle Verstrickungen aufzuzeigen versuchten. Er fand den Herstellungsprozess fast ebenso hilfreich wie das Endprodukt – die konkrete Beschäftigung mit realen Gegenständen, selbst wenn sie Vorstellungen oder Abstraktionen repräsentierten, half Colin beim Nachdenken.
    Das fertige Ergebnis betrachtete er stirnrunzelnd. Die Präzision wurde durch das schwarze Rechteck beeinträchtigt, das für Wayne stand. Das Fehlen eines Fotos an der wahrscheinlich wichtigsten

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