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Der beste Tag meines Lebens

Der beste Tag meines Lebens

Titel: Der beste Tag meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashley Miller , Zack Stentz
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haben, ob freiwillig oder verpflichtend.
    »Alles klar«, sagte sie nur. »Bist du um sechs zu Hause?«
    »Ja.«
    »Also sehen wir uns dann. Viel Glück bei deiner Recherche!«
    Daraufhin herrschte noch mal Schweigen, diesmal sogar noch etwas länger.
    »Ich danke dir«, erwiderte Colin schließlich noch und legte auf.
    Mrs. Fischer schaute auf das Bild ihres lächelnden siebenjährigen Sohnes, der in der Zeit stehen geblieben war. Dann wurde das Display schwarz, und der Bann war gebrochen. Sie wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.
    ***
    Colin hätte nachsitzen müssen, und es war ihm bewusst. Er ging dieses kalkulierte Risiko nur ein, weil sich das Zeitfenster, um in diesem Fall zu ermitteln, bereits schloss. So lagen die Dinge nun mal. Die Zeit besaß die Eigenschaft, Spuren und Erinnerungen von Augenzeugen auszulöschen. Doch Colin brauchte beides, um zu beweisen, dass Wayne Connelly unschuldig war.
    Sorgsam verstaute er sein Handy im Rucksack und warf einen seltsam gebannten Blick auf sein Notizbuch. Zum zweiten Mal in weniger als einer Woche hatte Melissa es mit ihrer kursiven Mädchenschrift »entweiht«.
     
    Tut mir leid, Mom. Ich möchte dir nur Bescheid sagen, dass ich heute nach dem Unterricht noch in der Schule bleiben muss. Ich muss noch etwas recherchieren.
    VIEL GLÜCK !  – XO
     
    Melissa hatte ihn deutlich ermahnt, die letzten Worte nicht laut abzulesen, aber seine Frage nach der Bedeutung von » XO « hatte sie rasch abgewehrt. Das waren ja ganz offensichtlich nicht ihre Initialen und auch nicht die Jahreszahl in römischen Ziffern. [17] Schließlich kreiste Colin die seltsamen Zeichen mit seinem Stift ein und schrieb
weiter ermitteln
dazu.
    Colin blätterte eine Seite zurück, um sich ein weiteres Mal hinsichtlich der Adresse seines Ziels zu vergewissern. Er befand sich in einer ihm fremden Gegend und wollte einfach sichergehen, dass er dort richtig war. Aufmerksam war er den Hinweisen der Navigationsfunktion seines Handys gefolgt, aber er war überzeugt davon, dass man keinem technischen Gerät einfach vertrauen durfte, sondern stets das Ergebnis überprüfen musste.
    Die Straße war von schäbigen, zweistöckigen Mehrfamilienhäusern mit billigem Gipsputz gesäumt und lag in der nordwestlichen Ecke des San Fernando Valley. Die zerklüfteten roten Felsen, die Chatsworth und Simi Valley trennten, ragten hinter Klötzen aus Beton und Stahl auf wie von der Nachmittagssonne beschienene Riesenhaifischzähne.
    Colin lief den rissigen Bürgersteig entlang, folgte den verblichenen Zahlen auf dem Bordstein bis zu der Nummer, die er auf den Schulsachen in Dr. Dorans Büro gesehen und in sein Notizbuch übertragen hatte. Er hielt kurz inne, um seine Beobachtungen schriftlich festzuhalten, und stand dabei angreifbar und ganz allein vor dem Zuhause von Wayne Connelly.
     
    Wayne Connellys Haus. Einstöckig, abblätternde Farbe. Geruch nach Zigarettenrauch und schalem Bier. In Vorgarten verstreutes Spielzeug, darunter auch eine einäugige Puppe. Ein pinkfarbener Roller mit weißen Reifen steht neben einem rostigen Honda in der Einfahrt. Wayne ist für den Roller zu groß. Geschwister?
     
    Colin starrte auf eine Stelle unlackiertes, verwittertes Holz unterhalb eines Türspions. Dort war wohl mal eine billige Klingel gewesen, aber die war jetzt verschwunden. Es war nicht ersichtlich, ob das Ding rausgefallen war oder jemand es rausgerissen hatte; beides war gleichermaßen vorstellbar. Er ballte eine Hand zur Faust, um anzuklopfen. Da fielen ihm plötzlich unzählige Märchen ein, von Kindern, unheimlichen Wäldern und Türen, die besser niemals geöffnet worden wären.
    Colin klopfte trotzdem.

8 . Kapitel
    Dupins Ablösung
    Die meisten mit der Materie nicht sonderlich vertrauten Leser halten wohl Sir Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes für den ersten Detektiv der modernen Belletristik. Das stimmt jedoch nicht.
    Die Ursprünge des modernen Kriminalromans sind ein halbes Jahrhundert älter und Edgar Allan Poe bzw. seinem fiktiven französischen Detektiv C. Auguste Dupin zuzuschreiben. In drei Erzählungen – Der entwendete Brief, Der Doppelmord in der Rue Morgue und Das Geheimnis der Marie Roget  – erschuf Poe eine ganz eigene Sorte literarischer Kriminalisten. Dupin kombinierte einen streng analytischen Verstand mit lebendiger, kreativer Vorstellungsgabe und der Fähigkeit, sich in die Denkweise eines gestörten Kriminellen zu versetzen. In der Geschichte der Kriminalliteratur war Dupin damit eine Art

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