Der beste Tag meines Lebens

Titel: Der beste Tag meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashley Miller , Zack Stentz

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erwiderte Wayne. »Und dann wollen wir sehen, ob meine Mom dich noch ranlässt, wenn du ihren Jungen wieder ins Erziehungsheim gebracht hast.« Er beendete den Satz mit einem Lachen und ging weiter auf die Tür zu. Colin lachte auch. Marie hatte ihn gelehrt, dass Lachen eine Form sozialer Kommunikation war. In Colins Vorstellung zeigte er damit nur, dass er Waynes Scherz gut fand. Wayne sah das eindeutig anders. Er packte Colin grob am Handgelenk und zerrte ihn hinaus.
    »Hey!«, rief der Mann von drinnen – Ken, notierte Colin sich im Geiste für später – hinter ihnen her. »Komm sofort wieder her! Ich schwör dir, ich ruf die Cops! Ich bin schon am Telefon!« Die betagte Fliegentür knallte zu, und Ken verstummte.
    »Rührt er sich von der Stelle?«, fragte Wayne mit gesenkter Stimme.
    »Nein, er sitzt nach wie vor auf dem Sofa.«
    »Wusst ich’s doch«, sagte Wayne. Er marschierte noch ein paar Schritte mit Colin und zwang dann den viel kleineren Jungen, ihn anzusehen. »Was zum Teufel soll das, Fischer? Bist du hergekommen, um dir deine Abreibung persönlich abzuholen?« Er ballte seine großen Hände zu Fäusten.
    »Nein.« Colin schaute Wayne in die Augen und ignorierte dessen reflexartige Aggressivität. In seinen Augen war das ein Gebot der Höflichkeit. »Ich bin hergekommen, um zu beweisen, dass du unschuldig bist.«
    Wayne stand auf dem Gehsteig und starrte Colin nur an. Siebenmal blinzelte er, bevor er endlich darauf antwortete. Er versuchte nicht einmal, seine VERWIRRUNG zu kaschieren. »Los, komm mit.«
    Colin folgte Wayne zu einem Park in der Nähe. Auf dem Weg dorthin liefen sie an einer schier endlosen Reihe einstöckiger Häuser vorbei, deren Fenster vergittert waren und die dringend einen frischen Anstrich gebraucht hätten. An der Straße standen kaum Bäume, die Gehsteige waren voller Risse, und die Autos, die an ihnen vorbeifuhren, schienen sich ausgesprochen wenig um die Sicherheit von Fußgängern zu scheren. Ein schwacher, aber trotzdem beißender Geruch nach Motorenöl lag in der Luft. Colin fand es erträglich – aber doch grenzwertig.
    Der Park selbst schmiegte sich an die Ausläufer der Santa Susana Mountains, die das San Fernando Valley im Westen vom Simi Valley trennen. »Ich weiß, wo wir hingehen«, sagte Colin. »Aber man hat den Park geschlossen. Offiziell heißt es, er sei mit Blei kontaminiert. Früher wurde hier auf Tontauben geschossen. Aber mein Vater sagt, in den 1950 er Jahren wären auf dem Gelände daneben Atomraketen getestet worden, und das habe den Boden radioaktiv verseucht. Was ja eigentlich schade ist, denn letztlich wurden hier dann ja doch keine Atomraketen gebaut.«
    Colin war schon früh von dem riesigen Versuchsgelände fasziniert gewesen, das sich in den Hügeln hinter seinem Wohnviertel versteckte. Es hatte einer großen Waffenschmiede gehört, und während des Kalten Kriegs waren dort versuchsweise einige kleine Kernkraftreaktoren betrieben worden, die eigentlich das amerikanische Weltraumprogramm mit Energie hätten versorgen sollen. Als er elf war, hatte Colin sich drei Flaschen Wasser und zwei Müsliriegel eingepackt und sich aufgemacht, den Ort auf eigene Faust zu erkunden. Zwei Stunden später erhielt Mr. Fischer einen Anruf aus der Wachhütte der Anlage. Man informierte ihn darüber, dass sein Sohn dort aufgegriffen worden war. Bis sein Vater eintraf, hatte Colins unstillbare Neugier auf alles, was mit der Geschichte des Weltraumprogramms zusammenhing, ihm eine inoffizielle Führung mit dem technischen Direktor über das Gelände der Anlage beschert. [18]
    Wayne blickte über eine Schulter hinweg Colin an, der aus seiner Miene überhaupt nicht schlau wurde. Es schien irgendwas zwischen AMÜSIERT und VERÄRGERT zu sein.
    Stumm zeigte Wayne auf ein Loch, das jemand in den Maschendrahtzaun rund um den Park geschnitten hatte. Dahinter erstreckte sich ein grüner Rasen, auf dem verstreut rötlich braune Felsen lagen, die Colin an Fotos von der ostafrikanischen Serengeti erinnerten.
    »Hier lang«, zeigte Wayne ihm den Weg zu einem Teil des Parks, der von der Straße aus nicht einsehbar war.
    »Ich mag diesen Park«, sagte Colin, nachdem die beiden Jungen einen großen flachen Stein gefunden hatten, auf dem sie sich niederließen. »Noch besser wäre er, wenn es hier Löwen gäbe.«
    Falls Wayne eine Meinung zum relativen Wert von Löwen hatte, dann behielt er sie für sich. Stattdessen sagte er einfach nur: »Red.«
    Genau das tat Colin.
    ***
    Colin