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Der beste Tag meines Lebens

Der beste Tag meines Lebens

Titel: Der beste Tag meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashley Miller , Zack Stentz
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einen immer dunkleren violetten Farbton annahm. Colin stieß dabei heisere, bellende Laute aus.
    Dann war Mr. Turrentine zur Stelle.
    Später waren Zeugen sich nicht einig, woher er plötzlich aufgetaucht war oder wie er es in so einer Geschwindigkeit zu ihnen geschafft hatte, aber jedenfalls war er auf einmal da und riss Colin gewaltsam weg. Stan würgte, er blutete im Gesicht, und an seinem Hals waren deutlich die Abdrücke von Colins Fingern zu sehen. Mr. Turrentine klemmte sich den bellenden, um sich schlagenden Colin wie einen Football unter den Arm und schleppte ihn wortlos weg. Über den Asphaltplatz senkte sich Stille.
    Cooper drehte sich zu Eddie um. »Mann, Shortbus sollte man echt nicht foulen.«
    ***
    Colin saß fast eine Stunde lang im Vorzimmer des Schulsekretariats, während Dr. Doran als Erstes mit Mr. Turrentine sprach. Inzwischen hatte Cooper berichtet, dass Stan den Angriff in vielerlei Hinsicht provoziert hatte. Darauf folgten einige Telefonate mit Anwälten aus dem Schulbezirk. Diese machten die Direktorin auf mögliche juristische Folgen aufmerksam, wenn sie ein behindertes Kind bestrafte, das – zumindest konnte man es so auslegen – eigentlich gar nicht in so eine Situation hätte gebracht werden dürfen.
    Als alles besprochen war, kam Dr. Doran heraus und übergab Colin wortlos das ausgefüllte Formular für einmal Nachsitzen, das er klaglos annahm.
    Er war jemand, der Regeln und Vorschriften schätzte, und daher verstand Colin, dass deren Verletzung Folgen hatte. Schwerer zu ertragen waren die Blicke und das Geflüster um ihn herum, als er später durch die Cafeteria ging. In einer Highschool ist wie im Knast fast jeder Tag wie der andere. Da war es nur natürlich, dass ein so ungewöhnlicher Ausbruch wie der von Colin
das
Gesprächsthema schlechthin war.
    Colin verhielt sich angesichts dieser gesteigerten Aufmerksamkeit so, wie er es auch sonst in stressigen Situationen tat – er widmete sich voll und ganz seiner normalen Routine. Das heißt, er setzte sich auf seinen üblichen Platz, packte die kleinen Plastikdosen mit seinem Mittagessen aus (fünf Scheiben magere Salami, ein aufgeschnittener Apfel, Salzbrezeln, Sellerie und Karotten, zwei Oreo-Kekse) und beobachtete, was in der Cafeteria so vor sich ging.
    In seiner Ecke des Raumes hielt Rudy mit seinen Freunden und Anhängern Hof. Er lachte, während er eine Geschichte erzählte und dabei Gesten machte, als wolle er jemand würgen.
    Am Tisch der Sportskanonen saß Stan mit einem Kapuzensweater der Lakers, den er bis oben zugezogen hatte, damit man die Würgemale an seinem Hals nicht sah. Langsam und vorsichtig kaute er sein Sandwich und drehte nur hin und wieder den Kopf, um Colin mörderische Blicke zuzuwerfen. Cooper vermied es komplett, Colin anzusehen. Das sollte wohl so wirken, als ob er Colin nicht bemerken würde oder als ob er ihm egal wäre. In beiden Fällen wäre der Versuch, die versprochene Befragung jetzt durchzuführen, eine schlechte Idee.
    Colin packte die Behälter, in denen sein Mittagessen gewesen war, sorgsam wieder in die Tasche, stand vom Stuhl auf und ging schnurstracks auf Melissas Tisch zu. Als er näher kam, verstummten Melissas Freundinnen und starrten ihn nur wortlos und feindselig an. Er sah zu Melissa hin. Sie teilte zwar die Feindseligkeit ihrer Freundinnen nicht, aber ihre Miene war nach Colins Dafürhalten WACHSAM .
    »Hallo, Melissa«, sagte Colin. »Wie geht es dir heute?«
    Es folgte ein stummer, peinlicher Moment, in dem Melissa zu überlegen schien, ob sie vor ihren Freundinnen Colin überhaupt antworten sollte. Auch andere Gespräche rundherum erstarben. Es schien so, als würde jeder in der ganzen Cafeteria sie nun beobachten.
    »Mir geht’s gut, Colin. Brauchst du irgendwas?«
    Die anderen an Melissas Tisch kicherten in sich hinein. Colin ignorierte sie.
    »In der Tat, ja, ich brauche etwas«, sagte er. »Kann ich dir eine Frage stellen?«
    »Warte mal, vorher habe ich noch eine Frage an dich«, meldete sich Sandy zu Wort. Die anderen Mädchen hielten sich die Hände vor den Mund. Colin fragte sich, ob sie vielleicht Essensreste zwischen den Zähnen haben mochten, die sie auf diese Weise verbargen. »Wir haben gehört, dass du in der ersten Stunde Sport total ausgerastet und auf Stan Krantz losgegangen bist, als hätte er dein Kugelschreiberetui geklaut oder so. Stimmt das, oder stimmt es nicht?«
    Abby und Emma lachten laut los, was Colins Verdacht bestärkte, dass Sandy ihm keine

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