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Der beste Tag meines Lebens

Der beste Tag meines Lebens

Titel: Der beste Tag meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashley Miller , Zack Stentz
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und begann zu schreiben.

10 . Kapitel
    Unberechenbare Einzelgänger
    Nirgendwo auf unserem Planeten gibt es so viele und so viele verschiedene Tiere wie in der Serengeti.
    Doch wie schaffen es die zahlreichen unterschiedlichen Tierarten, sich einen geographischen Raum zu teilen? Durch Spezialisierung. Im Ökosystem Serengeti besetzt jede Spezies ihre eigene Nische. An einem Ort, an dem sich verschiedene Arten gezwungenermaßen begegnen – zum Beispiel an einer Wasserstelle –, vermeiden die Tiere Konflikte, indem sie sich nach vorhersehbaren Mustern verhalten. Selbst die Fleischfresser trinken zu festen Zeiten und erlauben so ihren Beutetieren, entsprechend zu planen.
    In jedem Ökosystem gibt es jedoch unberechenbare, einzelgängerische Raubtiere. Weil diese sich an kein Muster halten, lässt sich ihr Benehmen weder vorhersehen noch kalkulieren. Man weiß nie, wann eines von ihnen am Wasserloch auftaucht, um Ärger zu machen.
    Kurzfristig ist Unberechenbarkeit eine tolle Überlebensstrategie. Die Unvorhersehbarkeit erhöht die Chancen, dass sich potenzielle Beute ungeschützt und angreifbar zeigt. Auf lange Sicht ist diese Strategie jedoch unhaltbar. Das System stellt sich auf sie ein. Wahrscheinliche Mitternachts-Snacks begeben sich noch tiefer in den Schutz der Herde und erschweren damit die Futterbeschaffung für alle Raubtiere. Diese reagieren missmutig auf denjenigen, der aus der Reihe tanzt.
    Üblicherweise nimmt es mit solchen Einzelgängern ein schlimmes Ende. Manchmal jedoch zwingt sie die Reaktion ihrer Umgebung, ihr Verhalten zu ändern, dann kommt es zu einer Art Rehabilitierung. Ich finde es interessant, dass sich das Tierreich in dieser Hinsicht kaum von der menschlichen Zivilisation unterscheidet – letztlich lohnt sich Verbrechen nicht. Und die Strafe kann so unterschiedlich ausfallen wie die Spezies in der Serengeti.
    ***
    Wayne kam zurück zu den Regalen mit den Zeitschriften, wo Colin saß und schrieb. »Die sind immer noch da«, vermeldete er, »ich glaube, sie versuchen, uns abzupassen.«
    Colin nickte, achtete aber nicht weiter auf ihn. Er war zu sehr darauf konzentriert, die Gedanken festzuhalten, die er sich über all das machte, was passiert war, seit Wayne ihm aufgetragen hatte, sein Notizbuch einzustecken. Es waren ziemlich viele.
    »Hast du mir überhaupt zugehört?«, fragte Wayne.
    Colin blinzelte ihn hinter seinen Brillengläsern hervor an. »Ja«, erwiderte er. »Die sind immer noch da. Du glaubst, sie versuchen uns abzupassen.« Dann fuhr er mit Schreiben fort.
    Wayne starrte Colin stirnrunzelnd, aber vor allem VERWUNDERT an und versuchte, aus diesem seltsamen Burschen schlau zu werden. Doch das war unmöglich. Also machte er das Einzige, was ihm übrigblieb – er schnappte sich eine Autozeitung, um sich die Zeit zu vertreiben, bis Rettung kam. Er blätterte darin und schaute sich hauptsächlich die Fotos von Sportwagen an, die er so gerne fahren würde, wenn er eines Tages einen Führerschein hätte.
    »Was steht eigentlich in diesem Notizbuch?«, fragte er beiläufig.
    »Fakten«, sagte Colin, während er weiterschrieb.
    »Worüber denn?«
    »Fakten über alles.«
    »Oh.«
    Wayne schlug das Bild eines neuen Porsche 911 auf und lächelte. »Porsche«, sagte er. »Mein Dad hatte so einen. Mein richtiger Dad.« Wayne schlug die Zeitschrift mit finsterem Blick wieder zu und warf sie etwas zu schwungvoll ins Regal zurück. Eine Ecke verbog sich.
    »Du hast einen richtigen Dad?«, fragte Colin.
    »Klar.« Wayne angelte sich die nächste Zeitschrift. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Colin immer noch schrieb. »Schreibst du das etwa auf?«
    »Ja.«
    »Da kommen also Fakten rein?«
    »Stimmt. Und Gedanken.«
    Wayne sah Colin mit ernster Miene an. »Kann ich das mal lesen? Dein Notizbuch, meine ich.«
    »Nein.«
    Danach herrschte erst einmal längeres Schweigen zwischen ihnen. In Colins Brust regte sich die Panik des Grundschülers. Die Erfahrung lehrte ihn, dass seine Befürchtung nicht unbegründet war.
    »Okay«, sagte Wayne schließlich. Er überflog einen Artikel über aufgemotzte Motoren, aber nur mit halbherzigem Interesse. Sein Blick wanderte immer wieder zu Colin und seinem Notizbuch. Falls Colin das bemerkte, ließ er es sich zumindest nicht anmerken.
    »Steht da noch mehr über mich drin?«, fragte Wayne und versuchte, wieder möglichst beiläufig zu klingen.
    »Na klar«, antwortete Colin. »Es gibt einige Einträge über dich. Genau genommen würde ich sagen, dass du

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