Der beste Tag meines Lebens
Vierzehnjährigen. Andererseits gab es einiges, was er über den Jungen nicht wusste – und es bestand daher durchaus die Möglichkeit, dass ein Gespräch mit Waynes Eltern mehr schadete als nützte.
»Na gut«, sagte Mr. Fischer schließlich. »Dann eben ein andermal.« Er stieg wieder in den Wagen und legte den Gang ein.
Wayne zögerte kurz, dann bedeutete er Colin, das Fenster runterzulassen. »Mr. Fischer?«, begann Wayne, sobald die Scheibe unten war. »Danke. Dafür, dass sie uns abgeholt haben, meine ich.« Dann sah er Colin mit einem düsteren Gesicht an, das Colin überhaupt nicht interpretieren konnte. »Und Fischer …
Colin.
Das mit der Sache bei den Schaukeln tut mir echt leid.«
Nach diesen Worten machte Wayne kehrt und verschwand im Haus.
Colin und sein Vater hörten noch eine Männerstimme, die Waynes Namen und etwas anderes (Unfreundliches) rief. Einen Augenblick lang saß Mr. Fischer reglos da und starrte auf das Lenkrad. Dann drehte er sich zu seinem Sohn um. Die Lippen waren zu einem angestrengten Lächeln zusammengepresst, aber Colin war sich ziemlich sicher, dass sein Vater nicht GLÜCKLICH war.
»Bist du sauer auf mich?«, fragte Colin vorsichtig.
Mr. Fischer antwortete nicht, was Colin noch mehr irritierte. Wollte sein Vater wohl, dass er weiterriet? Oder war er zu wütend, um überhaupt sprechen zu können? Colin wusste, dass das möglich war, doch (seines Wissens nach) reagierten seine Eltern eigentlich nie so. Zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, dass er sich ernsthaft in Schwierigkeiten gebracht haben konnte. Er wollte gerade »Tut mir leid« sagen, als Mr. Fischer eine Hand mit gespreizten Fingern hob.
»Bereit machen zur Landung«, sagte er.
Colin umarmte sich selbst, während sein Vater die Hand auf seine Schulter legte und drückte. Es war ein sanfter Druck und fühlte sich kein bisschen SAUER an. Er schien überhaupt keine weiter reichende Bedeutung zu haben.
Dann fuhren sie los, und Mr. Fischer sagte nichts mehr.
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Teil Drei
Das olympische Trampolin-Team
11 . Kapitel
Die Hölle, das sind die anderen
Mein Vater konstruiert Antriebssysteme für die unbemannte Raumfahrt, und zwar im Jet Propulsion Laboratory in Pasadena. Das klingt vielleicht exotisch und futuristisch, doch an sich sind die Triebwerke, an denen mein Vater arbeitet, chemische Raketen, die auch Goddard, von Braun, Parsons und die anderen Raketenpioniere von vor sechzig Jahren nicht überfordern würden.
Im Laufe der Jahrzehnte hat man andere Antriebsmethoden für die interplanetare Raumfahrt ausprobiert, von Sonnensegeln über Ionentriebwerke bis hin zur Nukleartechnik, bei der man Atombomben aus dem Hinterteil eines Raumfahrzeugs warf, die dann vor einem Metallschild explodierten, um das Raumschiff so zu fernen Planeten zu schießen. Aber nichts davon schaffte es bis zur Serienreife, was mein Vater als wichtigsten Hinderungsgrund für die bemannte Raumfahrt über den Mond hinaus betrachtet. Allerdings stößt hier wohl eher der Mensch als die Mechanik an seine bzw. ihre Grenzen.
Bei der Verwendung von chemischen Raketen würde eine bemannte Mission zum Mars mindestens sechs Monate dauern. Einfach. Auf einem so langen Flug wären die Astronauten dem langfristigen körperlichen Stress der Schwerelosigkeit ausgesetzt, der Muskelschwund und eine Verringerung der Knochendichte zur Folge hat. Außerhalb des Magnetfelds der Erde wären sie außerdem schädlicher kosmischer Strahlung ausgesetzt. (Apollo-Astronauten berichteten nach den Flügen zum Mond von Lichtblitzen, sobald sie die Augen schlossen, nachdem kosmische Strahlen ihre Netzhaut erreicht hatten.)
All das wäre schwer zu lösen, aber es handelt sich um technische Probleme. Gegen den psychischen Stress würde keine technische Lösung helfen: eine Handvoll Menschen in drangvoller Enge über Monate zusammengesperrt, ohne Hoffnung auf Entrinnen oder die Möglichkeit, zwischendurch mal allein zu sein. »Ich habe Berichte von Forschungsstationen in der Antarktis gelesen, und die waren nicht besonders schön«, erzählte mein Vater mir. Als ich ihn fragte, inwiefern, antwortete er mir mit einem Zitat aus dem Theaterstück Geschlossene Gesellschaft von Jean-Paul Sartre: »Die Hölle, das sind die anderen.«
***
Colin und sein Vater trafen seine Mutter und Danny in der Küche an, wo sie offenbar gewartet hatten.
»Alles in Ordnung«, sagte Mr. Fischer lapidar.
Danny beugte sich auf seinem Stuhl vor und ließ den Löffel mit einem lauten
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