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Der beste Tag meines Lebens

Der beste Tag meines Lebens

Titel: Der beste Tag meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashley Miller , Zack Stentz
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zerrte ihn aus der Küche ins Wohnzimmer des Hauses. Colin realisierte kaum, was da gerade mit ihm geschah. Einerseits verstand er, dass es nötig war, vor
El Cocodrilo
zu fliehen, andererseits verspürte er diesen irrationalen Horror, weil Wayne ihn berührte.
    »Bitte, fass mich nicht an!«, schrie Colin.
    »Halt’s Maul!«
    Eine Millisekunde später sprinteten Colin und Wayne zur Vordertür hinaus.
    ***
    Colin und Wayne rannten die ihnen unbekannte Straße hinunter.
    Während sie an einer schier endlosen Reihe von Großmärkten vorüberhetzten, erinnerte Colin sich daran, wie es war, als Sechsjähriger auf dem Spielplatz um sein Leben zu laufen. Er dachte an die Rutschen und Schaukeln und das Klettergerüst, die er im Vorbeirennen nur verschwommen registriert hatte. Er erinnerte sich an den Druck in seiner Brust, den Geschmack von Blut und salzigen Tränen, an den dumpfen Schmerz in seiner Lippe. Er erinnerte sich daran, wie schwer es ihm gefallen war, gleichzeitig zu atmen und zu schreien und seinen Körper so schnell wie möglich vorwärtszuzwingen. In seinem Kopf konnte Colin immer noch die Gesichter der anderen Kinder sehen, die nicht so recht wussten, wie sie auf seinen Schrecken reagieren sollten. Manche lachten und zeigten mit dem Finger auf ihn, als begafften sie Schimpansen im Zoo. Tuschelnd. Damals wie heute fürchtete er um sein Leben. Damals wie heute rannte Wayne Connelly hinter ihm her.
    An jenem Abend damals, als er sechs war, schrieb Colin Folgendes in sein Notizbuch:
     
    Heute habe ich gelernt, sehr schnell zu rennen.
     
    Nur dass diesmal Wayne ihm wahrscheinlich das Leben gerettet hatte. Eine weitere unerwartete Wendung an einem Tag voller unerwarteter Wendungen und eine weitere Überraschung von Wayne Connelly. Colin wünschte, er hätte Zeit, stehen zu bleiben und seine Gedanken festzuhalten, aber das würde er auf später verschieben müssen.
    El Cocodrilo
und
La Familia
waren ihnen dicht auf den Fersen. Zweifellos ein Grund zur Sorge. Andererseits waren die
vatos
älter, langsamer und (in Anbetracht ihrer Staturen) eindeutig nicht für Langstreckenläufe prädestiniert. Noch dazu hatten sie nach Zigaretten gerochen, vor allem
El Cocodrilo.
Colin rechnete sich aus, dass er und Wayne einigermaßen gute Chancen hatten zu entkommen, wenn sie einfach so weiterliefen.
    Wayne schien diesen Standpunkt eindeutig nicht zu teilen. Er bog scharf ab auf den Parkplatz einer Filiale der Supermarktkette Vons. Colin folgte ihm. Zum Debattieren blieb schließlich keine Zeit.
    Auf dem Parkplatz war viel los. Eine Autohupe quäkte in Colins Ohren, und er realisierte, dass er und Wayne beinah überfahren worden wären. Colin hielt sich die Ohren zu, während sie beide im Zickzack zwischen den parkenden Wägen durchliefen und manchmal auch wieder kehrtmachten. Damit wollten sie die Mitglieder von
La Familia
verwirren, die sich aufgeteilt hatten, um ihnen den Weg abzuschneiden.
    Schließlich sprinteten Wayne und Colin auf den Eingang des Supermarkts zu. Vorbei an einem Wachmann, der ERSTAUNT dreinsah, als die zwei Jungen an ihm vorbeistürmten, gefolgt von einer wütenden Gang.
    Sie schlitterten in den Verkaufsraum und duckten sich hinter einem Stand mit Bananen. Von dort aus konnten sie beobachten, wie der Sicherheitsmann
El Cocodrilo
und den anderen den Weg versperrte. Colin vermochte zwar nicht zu verstehen, was sie sagten, aber die Hand des Wachmannes auf seinem Funkgerät ließ ihn vermuten, dass er ihnen damit drohte, die Polizei zu rufen. Die
vatos
verrenkten sich die Hälse, um ihre Beute hinter den Obst- und Gemüseständen zu erspähen, aber sie waren aufgeschmissen.
    Wayne und Colin schnappten nach Luft. »Wo zum Teufel hast du gelernt, so schnell zu rennen?«, fragte Wayne, der keuchend seine Hände auf die Knie stützte.
    »In der ersten Klasse«, sagte Colin. »Nachdem du mich bei den Schaukeln verprügelt hast.«
    Wayne überlegte, wie Colin fand, sehr lange und mit unbewegter Miene. Colin war verwirrt. Er hatte doch nur eine sachliche Antwort auf Waynes Frage gegeben. Colin fragte sich, ob er, ohne es zu merken, etwas Falsches gesagt haben konnte. Das kam oft vor und hätte Colin daher kein bisschen gewundert.
    Endlich wandte Wayne den Blick ab und sagte nur: »Oh.«
    ***
    Mr. Fischer nahm beim dritten Klingeln ab.
    »Hallo, Dad. Ich bin’s, Colin.«
    »Colin?«, fragte Mr. Fischer mit gespielter Verwirrung. »Welcher Colin?«
    »Dein Sohn«, half Colin ihm bereitwillig.
    »Ach,
der
Colin«,

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