Der Bestseller
ein Klischee und dann sagte er schließlich: »Mr. Barlow, wissen Sie eigentlich, daß Sie in Parker Foxcrofts Testament erwähnt werden?«
» Was? « Das war das letzte, womit ich gerechnet hatte. Ich starrte ihn ungläubig an. Wenn er es darauf angelegt hatte, mich aus der Fassung zu bringen, dann war ihm das bewundernswert gut gelungen.
»Foxcroft hat Sie zu seinem literarischen Nachlaßverwalter bestellt.«
»Was bedeutet das?«
Hatcher zuckte die Schultern. »Erklären Sie es mir. Sie sind doch derjenige, der sein Geld mit Literatur verdient.«
»Besser gesagt« — jetzt war ich es, der sich räusperte »was ist damit verbunden?«
Wieder beantwortete er meine Frage nicht, sondern sah mich durchdringend an.
Ich ließ nicht locker. »Woher wissen Sie das?«
»Von seinem Anwalt. Einem Burschen namens« — er zog seinen Notizblock hervor und schlug ihn auf — »Sherman Archer.«
»Und Sie glauben, die Tatsache, daß er mich in seinem Testament bedacht hat, gibt mir ein Motiv?«
»Habe ich das gesagt? Das habe ich nicht gesagt.«
>Aber ich wette, du hast es gedacht, du Schlaumeier.<
»Sonst noch was, Lieutenant?« fragte ich in meinem besten Uriah-Heep-Ton.
Er blieb mir nichts schuldig. »Im Augenblick nicht, danke.«
Nachdem Hatcher sich verabschiedet hatte, bat ich Hannah, mich mit Sherman Archer zu verbinden. Als er sich meldete, hielt ich mich nicht mit Geplauder auf, sondern kam gleich zur Sache.
»Normalerweise«, sagte er, »warten wir mit der Benachrichtigung der Vermächtnisnehmer, bis das Testament gerichtlich bestätigt ist, aber...« Er klang unsicher, als wisse er nicht, wie er es ausdrücken solle. »Aber Sie wissen ja, wie die Polizei ist...« Schweigen.
»Was meinen Sie, Mr. Archer?« fragte ich. »Was kommt auf mich als literarischen Nachlaßverwalter von Parker Foxcroft zu?«
»Es gibt natürlich Briefe. Private Aufzeichnungen. Und eine Menge Computerdisketten.«
»Und wann kann ich Zugang zu ihnen bekommen?«
»Wann Sie wollen, Mr. Barlow.«
»Ich frage mich...«
»Was?«
»Ich frage mich, warum Parker mich ausersehen hat, seinen literarischen Nachlaß zu ordnen.«
»Tja, Sir«, sagte Archer, »Mr. Foxcroft war der festen Überzeugung, daß nach seinem Tod Horden von gelehrten Professoren aus den Elfenbeintürmen erscheinen würden, um seine Biographie zu schreiben. Darum hat er alles, was er je zu Papier gebracht hat, aufgehoben.«
>Ich bin also der Glückspilz, der Parker Foxcrofts gesammelte Einkaufszettel erbt. Andererseits...<
»Andererseits«, sagte der Polizist und Autor Joe Scanlon, als ich ihm von dieser Neuigkeit erzählte, »könnten wir in diesen Aufzeichnungen auf irgend etwas Interessantes stoßen.«
»Soll das heißen, daß ich selbst Detektiv spielen soll?«
»Ich würde mal sagen, es geht in erster Linie darum, Sie von jedem Verdacht reinzuwaschen«, sagte er. »Und wenn wir dabei herausfinden, wer ihn umgebracht hat — um so besser.«
»Ich weiß nicht... Andererseits... Ich glaube, Sie haben recht, Joe.«
»Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie anfangen wollen. Wenn wir anfangen sollen, meine ich.«
Als die Cocktailstunde näher rückte, spürte ich mehr als einmal ein Kribbeln der Vorfreude. Ich gedachte jedoch, eher besonnen als verwegen zu sein und ohne amouröse Erwartungen zum St. Regis zu gehen, so daß ich nicht enttäuscht werden konnte, ganz gleich, wie sich der Abend entwickelte. Warum sollte sich Susan Markham auch für mich interessieren? In Washington hatten wir ein wenig geflirtet, doch ihre Begeisterung für mich mochte längst abgekühlt sein.
Als ich den King Cole Room betrat, saß sie bereits an einem Ecktisch. >Ein gutes Zeichen<, dachte ich. Ich schätze Pünktlichkeit, auch wenn sie einem, wie ein Freund und Kollege einmal bemerkt hat, die Zeit stiehlt. Man braucht nur pünktlich zu einem Termin zu erscheinen, und schon muß man endlos lange warten.
Als ich an den Tisch trat, sah sie auf und lächelte.
»Susan.«
»Hallo, Nick.« Sie streckte ihre Hand aus, und ich ergriff sie mit beiden Händen.
Sie sah hinreißend aus und trug eine lange Perlenkette, ein schwarzes Barett und einen schwarzweiß gestreiften Pyjama-Anzug aus weich fallender Seide, dessen Jackett sehr tief, fast an der Taille, geknöpft war. Als sie sich vorbeugte und auf der Bank ein Stück weiterrutschte, um mir Platz zu machen, öffnete sich der Schalkragen ein wenig und erlaubte mir einen Blick auf die Rundung ihrer Brust — ein schwerer Schlag für meine
Weitere Kostenlose Bücher