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Der Bestseller

Der Bestseller

Titel: Der Bestseller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Carter
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zahllose Lichter und die Silhouetten mächtiger Türme.
    »Beeindruckend«, murmelte ich.
    »Ja, nicht?«
    Sie stand vor mir und sah zum Fluß. Ich legte die Hände auf ihre Schultern, und sie lehnte sich an mich und beugte den Kopf zurück, damit ich sie küssen konnte. Ich gehorchte. Dieser Kuß war kein gewöhnlicher Kuß. Er erschütterte mich durch und durch.
    Als wir uns schließlich voneinander trennten, wußte ich, daß es keinen Weg zurück mehr gab. Ich hatte das Gefühl, daß wir bereits seit einiger Zeit ein Liebespaar waren, und daß wir nur auf die Gelegenheit gewartet hatten, den entscheidenden Schritt zu tun.
    »Tja«, sagte ich. »Hallo, Susan.«
    »Hallo, Lieber«, flüsterte sie. »Ich habe noch ein anderes Zimmer.«
    »Das habe ich irgendwie geahnt.«
    Nein, das Schlafzimmer war keineswegs verspielt. Das Bett war riesig, und ich bemerkte mindestens zwei mannshohe Spiegel und eine verspiegelte Schranktür. Das war die einzige Beobachtung, die ich machen konnte; den Rest — Möbel, Fernseher, Computer — nahm ich nur mit einem flüchtigen Blick wahr.
    Es ist erstaunlich, wie schnell zwei Personen sich all ihrer Kleidung entledigen können, wenn ein Bett in der Nähe ist.
    »Du bist schön«, war alles, was ich über die Lippen brachte.
    »Wenn du das sagst, glaube ich es.«
    Ich sah ihren Körper vor mir, und dann war sie mir so nah, daß der Duft ihres Parfüms mich einhüllte, und dann waren wir ineinander verknäuelt, und jeder war ein Teil des anderen.

    »Hat es dir gefallen?« fragte sie.
    »Sehr. Und dir?«
    »Es ging alles ziemlich schnell, Nick.«
    Ich lächelte und strich mit der Fingerspitze über ihre Brüste. »Ich glaube, ich war mehr als bereit. Aber um ein Klischee zu benutzen, das ich aus jedem Manuskript streichen würde...«
    »Ja?«
    »Die Nacht ist noch jung.«
    Und so war es.
    Viel, viel später sagte sie: »Das erste Mal ist immer wunderbar, findest du nicht?«
    »>Der Apfelbaum, das Singen und das Gold<«, zitierte ich.
    »Was?«
    »Euripides über die Liebe.«
    »Aha. Gefällt mir.«
    »Rollo May hat in seinem Buch Liebe und Wille etwas über diesen Augenblick geschrieben — es fällt mir nur nicht ein. Es hatte irgend etwas mit dem Augenblick des Eindringens zu tun...«
    »Vergiß die Bücher. Vergiß Rollo May. Wir haben die ganze Nacht für uns.«
    »Ja, das ist gut. Und jetzt möchte ich gerne einen Drink.«

16

    I ch weiß doch, wie beschäftigt du bist, Nick...«
    »Wir werden schon zusammenkommen. Wie sieht’s mit Freitagabend aus?«
    »Alles frei.«
    Es war der Morgen danach. Susan hatte mir eine nagelneue Zahnbürste, einen ebenso neuen Rasierapparat und Rasiercreme gegeben (offenbar waren männliche Gäste, die über Nacht blieben, in Susan Markhams Wohnung keine Seltenheit — aber sollte ich mich etwa darüber beschweren?), und nach meiner Morgentoilette servierte sie mir ein Frühstück aus Saft, in Sahne gebackenen Eiern, Speck, einem Krapfen und Kaffee, der stark nach Zichorie schmeckte. Offenbar eine französische Mischung. Ich klopfte mir zufrieden auf den Bauch, faltete meine Serviette ordentlich zusammen, beugte mich über den Tisch und küßte sie leidenschaftlich.
    »Danke, daß du mich so gut gefüttert hast«, sagte ich, als wir zum Luftholen aufgetaucht waren. »Ich hatte einen Bärenhunger.«
    »Kein Wunder. Wir haben das Abendessen ganz vergessen.«
    »Dann sehen wir uns also Freitagabend?« Sie nickte. »Ich will am Samstagnachmittag nach Connecticut fahren, aber ich hoffe, daß ich dir ein ebenso gutes Frühstück anbieten kann wie du mir.«
    Sie lächelte. »Aber ruf mich vor Freitag an, ja, Nick? Erzähl mir, was du so tust.«
    »Natürlich.«
    Als ich aus dem Haus trat und einem Taxi winkte, fiel mir ein, daß wir nicht sehr viel über den Mord an Parker Foxcroft gesprochen hatten, und dabei war das doch der eigentliche Grund gewesen, warum ich mich mit ihr hatte treffen wollen.
    Tja, so kann’s gehen. Ich habe es im Lauf der Jahre nicht ganz aufgegeben vorauszuplanen, aber ich habe es mir abgewöhnt zu erwarten, daß meine Pläne funktionieren.

    In meiner Bibliothek nahm ich das schon ziemlich zerlesene Exemplar von Liebe und Wille aus dem Regal und fand schnell die markierte Stelle:

    Wenn man Erinnerungen und die Träume der Patienten zum Maßstab nimmt, ist der bedeutsamste Augenblick beim Geschlechtsakt nicht der Augenblick des Orgasmus, sondern der Augenblick des Eindringens, des Penetrierens. Dieser Augenblick ist es, der uns

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