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Der Bestseller

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Titel: Der Bestseller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Carter
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Licht der Lampe über dem Tisch sahen ihre Augen hellgrün aus. Ihre Lippen öffneten sich zu einem Lächeln, einem teils spöttischen, teils heiteren Lächeln.
    »Tief in Gedanken?«
    »Tief in Gedanken darüber«, sagte ich und bedachte jedes Wort, »ob wir dieses Rendezvous nicht ein wenig ausdehnen könnten. Wenn Sie wollen.«
    Sie lehnte sich an mich, und die Finger meiner rechten Hand strichen, als hätten sie einen eigenen Willen, über ihr Jackett, fuhren über die Rundung ihrer linken Brust und hielten kurz an der Brustwarze inne, die unter meinen Fingerspitzen hart wurde.
    Sie holte tief Luft. »Aber ja.« Und als hätte ich ihre Antwort nicht gehört, wiederholte sie: » Aber ja, Nick.«
    »Na, dann...«
    »Bringen Sie mich doch nach Hause.«
    Wir erhoben uns. Wenn er nicht plötzlich neben mir erschienen wäre, hätte ich den Ober mitsamt der Rechnung sicher vergessen. Wir setzten uns noch mal, und ich zog eine Kreditkarte hervor. Nach dieser Transaktion machten wir uns auf den Weg.
    Die Abenddämmerung senkte sich herab, jenes »verzauberte Großstadt-Zwielicht«, wie Fitzgerald es genannt hat, »das prickelnde, abenteuerliche Gefühl, das man in New York bei Nacht hat«. Es ist natürlich nie ganz dunkel; in den Backsteinschluchten kann man keinen Mond, keine Sterne sehen, nur jenes überirdische Leuchten von einer Million Lichtern, das vom Himmel zurückgeworfen wird — und das unablässige Grollen, ein Ozean aus weißem Rauschen.
    Als wir die Park Avenue erreichten, hatte Susan sich bei mir eingehakt. An der Third Avenue ließ sie meinen Arm los und nahm meine Hand.
    »Da sind wir«, sagte sie. Wir standen vor einem Apartmenthaus zwischen der Third und der Second Avenue. 55. Straße Ost 355. Ich mußte mir die Adresse merken.
    »Kommen Sie, Nick.« Ihre Betonung machte aus der Aufforderung fast eine Frage — vielleicht glaubte sie, ich könnte mich weigern. Einen verrückten Augenblick lang wollte ich die Einladung ablehnen. >Bin ich wirklich bereit für so etwas? Für was denn, du Dummkopf? Vielleicht bietet sie dir nur einen Drink an und schickt dich dann nach Hause.<
    Ich folgte ihr also in die Lobby, die, wie unzählige andere Lobbies in Manhattan, klein war, aber ihr Bestes tat, um großartig zu erscheinen: ein riesiger Ficus, ein Schachbrettmuster aus schwarzweißen Kacheln, orientalische Kunst und ein kriecherischer Portier, der offensichtlich in Susan verknallt war.
    >Er zieht sie mit seinen Blicken aus<, dachte ich. >Und wer könnte es ihm verdenken?<
    Wir waren allein im Aufzug, aber Susan stand so dicht bei mir, als müßten wir Platz machen für andere Fahrgäste. Ich kam mir immer mehr wie ein unerfahrenes Bürschchen bei seinem ersten Rendezvous vor, beugte mich zu ihr und küßte sie.
    Ich kann nicht behaupten, daß die Erde bebte. Wenn etwas bebte, dann war es der Aufzug. Doch die Berührung ihrer Lippen weckte in mir längst vergessene Begierden und Erinnerungen, von denen ich gedacht hatte, sie seien ein für allemal begraben. Ich erschauerte vor Erwartung.
    Ich hatte keine Vorstellung, wie Susan Markhams Wohnung aussehen würde, aber ich muß sagen, daß ich etwas überrascht war, als sie die Tür des Apartments 20 C öffnete.
    Beim Versuch, den Einrichtungsstil vorauszusagen, hätte ich auf »weiblich, Antiquitäten, viele Pflanzen und ein verspieltes Schlafzimmer« getippt. Was ich hier sah, war ein äußerst funktionelles, fast karges Wohnzimmer mit einer Eßtheke sowie eine kleine Küche, in der ein Tisch stand. Die Einrichtung war modern und schwedisch, viel helles Holz. Zwei Teppiche auf dem Parkettboden. Eine Bar auf Rädern und ein Weinregal. Ein Konzertflügel, sieh an. Es gab nur wenige Bücherregale, und die schienen, wie ich mit einem flüchtigen Blick feststellte, hauptsächlich mit Unterhaltungsliteratur gefüllt zu sein. Ich hatte den Verdacht, daß es sich bei einigen um die Auswahlbände von Buchclubs handelte. Ich fand den Gesamteindruck keineswegs weiblich, sondern eigenartig männlich.
    »Einen Drink?«
    »Nein, noch nicht. Das ist eine tolle Wohnung, Susan.« Ich fragte mich unwillkürlich, wie sie das von ihrem Gehalt als Lektoratsassistentin bezahlen konnte. Vielleicht wurde sie von ihrer Familie unterstützt? >Das geht dich nichts an, Barlowh
    »Komm mal hierher«, sagte sie und öffnete die französischen Türen am Ende des Wohnzimmers. Ich folgte ihr auf einen umlaufenden Balkon, von dem aus man die Upper East Side und den East River sehen konnte:

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