Der Bestseller
ich nie in so große Schwierigkeiten geraten.«
Sie lächelte, und ich spürte, daß ich rot wurde. Ihr Lächeln gefällt mir einfach nach wie vor.
»Du warst wieder mal ein böser Junge, stimmt’s?« sagte sie.
Ich verzog das Gesicht, brachte aber nur ein schwaches, niedergeschlagenes Lächeln zustande.
»Der Arzt hat gesagt, du kannst von Glück sagen, daß du noch am Leben bist. Wenn du mehr von diesem vergifteten Wein getrunken hättest, wärst du jetzt wahrscheinlich tot. Und selbst so war es ziemlich knapp. Sie haben dir gerade noch rechtzeitig den Magen auspumpen können.«
»Was war eigentlich in dem Wein?«
»Wahrscheinlich Kaliumchlorat. Das vermutet jedenfalls der Arzt.«
»Hat er dir gesagt, wie lange ich hierbleiben muß?«
»Du wirst wohl morgen entlassen werden, mein Lieber, aber...«
Wie süß mir dieses Wort in den Ohren klang! Bedeutete das, daß ich wieder in Margos Gunst war? Vielleicht nicht, aber es ließ mich hoffen.
»...ich werde dich nach Hause bringen«, fuhr sie fort. »Und außerdem werde ich ein paar Tage bei dir bleiben, bis du wieder ganz zu Kräften gekommen bist. Hast du irgendwelche Einwände?«
Ich murmelte etwas wie: »Ich bin doch kein Invalide«, aber meiner Stimme mangelte es offenbar an Überzeugungskraft. Die Unterhaltung hatte mich sehr erschöpft. Ich ließ mich zurücksinken und schloß die Augen.
»Wenn du kannst, ruf bitte Oscar an und sag ihm, Pepita möchte das Gästezimmer für mich vorbereiten. Nick? Nick?« Und mit diesem leisen, fragenden Ton verklang Margos Stimme, und Dunkelheit senkte sich wieder über mich.
27
M eine Entlassung aus dem Krankenhaus verlief planmäßig, obgleich ich mich standhaft weigerte, mich in einem Rollstuhl hinausfahren zu lassen. Ich war noch ein wenig schwach, aber mit Margos Hilfe konnte ich das Haus auf meinen eigenen Beinen verlassen.
Margo half mir in ein Taxi, und dann fuhren wir zum Gramercy Park.
»Ich habe alle Zeitungsberichte für dich aufbewahrt«, sagte sie, als wir von einem Schlagloch zum nächsten holperten.
»Ich möchte wetten, sie sind pikant«, sagte ich.
»Das sind sie allerdings«, gab sie zu. »Die Daily News brachte den Artikel unter der Überschrift >Verleger bei tödlichem Rendezvous<.«
»Oh, hervorragend. Ganz hervorragend .«
»Oder die hier: >Bildschöne junge Lektorin trinkt Gift<.«
»Ich kann’s gar nicht erwarten, alles darüber zu lesen.«
»In den Lokalnachrichten haben sie den Tatort gezeigt — oder sollte ich sagen den Schauplatz des tödlichen Rendezvous?«
»Bitte, Margo — ich möchte jetzt nicht darüber sprechen.«
»Wie du willst, Lieber.«
Ich war dankbar, daß Margo seit ihrer Ankunft im Krankenhaus Susans Namen nicht ein einziges Mal erwähnt hatte, was eine bewundernswerte Beherrschung bewies. Früher oder später würde das Thema jedoch zweifellos zur Sprache kommen, und wenn es soweit war, würde ich meine Beziehung zu Susan offen und rückhaltlos schildern müssen. Aber noch nicht jetzt. Im Augenblick beschäftigten mich andere Fragen. Wer hatte Susan den vergifteten Wein geschickt — und warum? Hatte der Anschlag Susan oder mir gegolten? Oder vielleicht uns beiden?
Nur eines war mir klar: Ich würde nicht ruhen können, bevor ich nicht die Antworten auf diese und einige andere Fragen hatte.
Oscar und Pepita erwarteten uns an der Haustür und begrüßten Margo herzlich (mir fiel wieder ein, wie gern sie sie damals gehabt hatten). Mir gegenüber legten sie wohldosierte Besorgtheit an den Tag — nicht daß sie viel Wirbel gemacht hätten, aber ihre Fürsorglichkeit ging doch ein wenig über ihre sonstige Zurückhaltung hinaus.
»Möchten Sie etwas Kühles trinken, Sir?« fragte Oscar mit seinem starken lettischen Akzent.
»Eistee wäre hervorragend«, sagte ich. Es ist meines Erachtens das ideale Sommergetränk, wenn er frisch aufgebrüht, mit einem Stückchen Zitrone und einem Minzzweig, aber ohne Zucker serviert wird. Von dem Zeug, das in Flaschen oder Dosen verkauft wird, sollte man die Finger lassen. An heißen Sommertagen trinke ich bis zu einem Liter Eistee — vor der Cocktailstunde, versteht sich.
»Ich möchte, daß du dich hinlegst«, sagte Margo in einem Ton, der keinerlei Spielraum für irgendwelche Diskussionen, geschweige denn für Widerstand ließ.
»Kann ich vorher noch einen Eistee trinken?«
»Na gut«, sagte sie. »Aber danach gehst du ins Bett.«
Da wußte ich, daß ich mich auf ein gewisses Maß an Reglementierung einstellen
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