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Der Bestseller

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Titel: Der Bestseller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Carter
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lag neben der Flasche. Er war trocken, was meist ein schlechtes Zeichen ist. Wenn der Sommelier den Korken vorlegt, sollte man nicht daran riechen, wie es manche tun, sondern ihn betasten, um zu fühlen, ob er feucht ist.
    Dann bemerkte ich etwas Seltsames: mehrere kleine Löcher in der Ober- und Unterseite des Korkens.
    Ich nahm ihn in die Hand und rief: »Susan? Brauchst du Hilfe?«
    Die einzige Antwort war ein leises Stöhnen.
    Und nun wurde mir... übel. Eigentlich eher schwindlig. Der Wein — mit dem Wein war irgend etwas nicht in Ordnung.
    >Verdammt! Sind wir vergiftet worden? Aber von wem? Und warum?<
    »Susan!« schrie ich, aber ich glaube nicht, daß sie mich hörte, denn es kam keine Antwort. Ich schleppte mich zum Badezimmer und hoffte, daß ich mich nicht übergeben mußte.
    »Susan...« Ich konnte ihren Namen kaum noch krächzen. »Oh, Gott...«
    Sie lag auf dem Boden, ihr Kopf ruhte an der Toilettenschüssel.
    Irgendwie schaffte ich es ins Wohnzimmer. >Das Telefon... nimm den Hörer... und jetzt den Notruf...<
    Drei Ziffern. Sie dauerten eine Ewigkeit. Und dann erinnere ich mich an nichts. Nichts.

26

    D ie Stimme kam aus weiter, weiter Ferne. »Niiick«, sagte sie. »Können... Sie... mich... hören?« So schwach, so weit entfernt, daß sie körperlos, ja geradezu himmlisch zu sein schien.
    Ich wollte etwas sagen, brachte aber nur würgendes Krächzen heraus, einen unheimlichen, primitiven Laut. Meine Augen waren noch immer fest geschlossen, und ich bemühte mich, sie zu öffnen.
    Mein Tastsinn meldete sich zurück, und ich spürte, daß ich in einem Bett lag und mein Kopf auf einem Kissen ruhte.
    Endlich gelang es mir, die Augen aufzuschlagen. Eine Gestalt in Weiß beugte sich über mich. Ihre Augen blinzelten hinter Brillengläsern. Wieder öffnete ich den Mund, um etwas zu sagen, aber wieder brachte ich nur ein gurgelndes Argh! zustande und merkte, daß ein Schlauch in meiner Kehle steckte, der mich würgte und meine Stimmbänder blockierte. Einen Augenblick lang hatte ich das Gefühl, als müßte ich mich übergeben, doch die Übelkeit verging wieder, und ich lag kraftlos da und schwitzte aus allen Poren.
    »Mr. Barlow«, sagte eine Stimme, und es war nicht die, die ich vorhin gehört hatte, »Sie dürfen jetzt nicht sprechen.« Die Stimme war ruhig, gemessen, besänftigend. Sie gehörte der Gestalt in Weiß mit den funkelnden Brillengläsern. >Ein Arzt<, dachte ich, >noch dazu einer mit Einfühlungsvermögen<. Das bedeutete, daß ich...
    »Sie sind in einem Krankenhaus«, sagte der Arzt und beugte sich noch immer über mich.
    >In welchem?< dachte ich.
    »Hier sind viele Ärzte.«
    >Wie beruhigend — ein Krankenhaus voller Ärzte.<
    >Wir pumpen Ihnen den Magen aus. Bald wird der Schlauch entfernt, dann können Sie wieder sprechen.<
    >Gott sei Dank! Ein sprachloser Nick Barlow ist ein wehrloser Nick Barlows
    Etwa eine Stunde später wurde der Schlauch entfernt, und ich konnte mich aufsetzen. Kurz darauf half man mir aus dem Bett und zu einem Tisch und setzte mir etwas vor, das nach Kartoffelbrei mit passiertem Mais schmeckte. Obwohl man beides wohl nicht einmal in einer Imbißbude serviert hätte, machte ich mich gierig darüber her. Ich hatte nicht nur schrecklichen Hunger, sondern war auch so froh, am Leben zu sein, daß ich alles in mich hineingeschlungen hätte.
    Danach wurde ich wieder zum Bett geführt, von einer Krankenschwester auf der einen und Joe Scanlon auf der anderen Seite.
    »Joe«, sagte ich, »ich bin froh, daß Sie hier sind. Ich glaube, man wollte mich vergiften.«
    Er nickte. »Allerdings.«
    »Aber was ist mit Susan?« rief ich und fuhr im Bett hoch. »Wie geht es ihr, Joe?«
    »Sie hat’s nicht geschafft«, sagte er in dem ausdruckslosen Ton, in dem er eine solche Nachricht wahrscheinlich schon mehr als einmal den Überlebenden einer Tragödie überbracht hatte. »Sie ist auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben, Nick.«
    »Oh, nein! Aber warum, verdammt ! Warum sie ?«
    »Glauben Sie mir, Nick, es tut mir wirklich leid«, sagte Scanlon. »Sie scheint Ihnen eine Menge bedeutet zu haben.«
    »Ja. Und dann ist es so verdammt ungerecht. Sie war so jung, Joe.«
    Scanlon zog die Schultern hoch und seufzte. >Zu viele Tode<, dachte ich. >Er hat so viele gesehen, und wahrscheinlich war jeder davon ungerecht. Und was heißt schon »zu jung«?<
    »Das ist aber noch nicht alles, Nick«, sagte er. »Es kommt noch mehr, so leid es mir tut.«
    »Noch mehr?«
    »Die Polizei denkt, daß Sie

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