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Der Bestseller

Der Bestseller

Titel: Der Bestseller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Carter
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sie.
    »Ich konnte nicht mehr warten. Und du?«
    »Überhaupt nicht mehr.«
    Sie hatte einen mit einem Gürtel verschlossenen Morgenrock aus weißem Satin an, der an den Säumen mit Spitze besetzt war. Darunter trug sie, soweit ich das beurteilen konnte, nichts.
    »Als erstes«, sagte sie und half mir aus dem Jackett, »mußt du das hier ausziehen und als zweites« — sie zerrte an meiner Krawatte — »das hier.«
    »Und als drittes?«
    »Ich bin sicher, du findest das Schlafzimmer inzwischen allein.«
    Wir hatten mittlerweile die Geheimnisse des anderen Körpers und seine verborgenen Rhythmen erforscht, und so dauerte es lange, bis wir uns wieder trennten, stumm und erschöpft, aber mit noch immer ineinander verschränkten Händen. Keiner von uns beiden brauchte zu fragen, ob es schön gewesen war.
    Als ich aufstehen wollte, stieß Susan mich auf das Kissen zurück. »Du bleibst hier«, sagte sie. »Jetzt bekommst du deine erste Überraschung.«
    Es war ein Morgenrock aus Leinen, blaßblau, mit einem Schalkragen.
    »Donnerwetter«, sagte ich, »wo kommt der denn her?«
    »Von Sacks. Ich bin heute morgen dort gewesen.«
    »Herzlichen Dank.«
    »Jetzt kannst du jederzeit vorbeikommen und hast immer etwas anzuziehen.«
    Ich küßte sie — nur eine leichte Berührung mit den Lippen. »Du bist doch wirklich das Beste, was mir seit weiß Gott wie langer Zeit passiert ist, oder etwa nicht?« Ich umarmte sie noch einmal. »Doch, das bist du.«
    »Ich glaube«, sagte sie und wich einen Schritt zurück, strich dabei aber mit der Hand über mein Gesicht, »ich sollte mich jetzt um unseren Lunch kümmern.«
    »Ich hoffe, du hast dir nicht zuviel Mühe gemacht...«
    »Ich habe eine Quiche und einen Salat vorbereitet«, sagte sie, »und ich verspreche dir, daß du davon nicht zunehmen wirst. Aber zuerst den Wein. Das ist meine andere Überraschung.«
    Ich folgte ihr in die Küche, wo sie den Kühlschrank öffnete und eine Flasche herausnahm.
    »Ich hoffe, er ist kalt genug«, sagte sie und hielt mir die Flasche zur Begutachtung hin. Lieber Himmel, es war Rosé!
    »Etwas ganz Besonderes«, sagte Susan.
    »Tatsächlich?« — >Wie konnte dieses Zeug etwas Besonderes sein?< Hoffentlich sah sie mir meine Enttäuschung nicht an. Ich setzte mein bestes Lächeln auf, auch wenn mir das schwerer fiel als mein schlimmstes Stirnrunzeln. »Wieso?«
    »Tja«, sagte sie, offensichtlich sehr zufrieden, »er wurde im Verlag für mich abgegeben, zusammen mit einer Karte, auf der stand: >Von einem dankbaren Autor.< Ist das nicht nett, Nick?«
    »Allerdings. Und hast du eine Ahnung, wer der dankbare Autor sein könnte?«
    »Nein, aber ich hoffe, es ist der, den ich dahinter vermute — einer von Little, Browns schwierigsten Autoren.«
    »Liebe Susan, alle Autoren sind schwierig.«
    »Sei nicht so zynisch. Komm, laß uns anstoßen.«
    Sie stellte zwei Stielgläser auf den Tisch und schenkte sie fast randvoll ein.
    »Auf uns«, sagte sie.
    »Auf uns«, wiederholte ich und nippte an meinem Glas. Ein kleiner Schluck erschien mir genug. Es mag snobistisch sein, aber ich habe Rosé noch nie etwas abgewinnen können. In meinen Augen ist es ein verfälschter Wein, weder weiß noch rot. Ebensogut könnte man dieses mit Kohlensäure versetzte Zeug aus Portugal trinken — ich habe vergessen, wie es heißt. Ich hoffte, daß ich mit ein oder zwei Schlucken davonkommen würde.
    Inzwischen leerte Susan ihr Glas mit offensichtlichem Genuß, plauderte mit mir und legte letzte Hand an den Salat. Mit einemmal schien es das wichtigste auf der Welt zu sein, daß Susan glücklich war, auch wenn das bedeutete, daß ich ein Glas Rosé trinken mußte.
    Ich wollte gerade noch einen Schluck nehmen und versuchte, meinen Geruchssinn auszuschalten, als etwas Eigenartiges geschah: Susan rülpste.
    »Oje!« sagte sie. »Entschuldige.« Und dann bekam sie einen Schluckauf. »Tut mir leid... tut mir leid...« Ich stellte mein Glas ab und sah sie an. Sie schwankte leicht.
    »Alles in Ordnung?« fragte ich sie.
    »Mir geht’s nicht so gut, Nick«, sagte sie fast unhörbar. »Entschuldige mich... Ich glaube, ich...« Und damit rannte sie in Richtung Badezimmer.
    »Brauchst du Hilfe?« rief ich. Sie gab keine Antwort, aber kurz darauf hörte ich würgende Laute aus dem Badezimmer.
    Donnerwetter! Der Wein war schlecht, aber so schlecht auch wieder nicht. Ich sah mir die Flasche genauer an. Armand de Jacquin Damay Rosé. >Und was für einer sind Sie, Armand de Jacquin?<
    Der Korken

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