Der Bestseller
mußte, und das war mir, so seltsam es erscheinen mag, ganz recht. Anscheinend wurde ich langsam reifer, ob mir das nun gefiel oder nicht.
So begannen »meine drei Tage mit Margo«. In diesem Punkt war sie sehr bestimmt gewesen. »Ich hab nicht vor, bei dir einzuziehen, Nick«, hatte sie gesagt. »Also komm nicht auf irgendwelche Ideen.«
»Aber hoffen darf ich doch, oder?«
»Sei einfach brav. Ich werde im Gästezimmer wohnen, und dabei weiß ich nicht mal, ob ich dort vor dir sicher bin.«
In den Zeitungsartikeln war erwähnt, daß in einem Beerdigungsinstitut in Bronxville, wo Susans Eltern wohnten und wo sie aufgewachsen war, ein Trauergottesdienst stattfinden würde. Obwohl ich wollte, war ich absolut nicht in der Verfassung, daran teilzunehmen, und so schickte ich Blumen und eine Kondolenzkarte. Eine unzureichende Geste, aber es war alles, was ich tun konnte. Arme Susan. In was für eine schreckliche Sache hatte ich sie hineingezogen? Ich beschloß, ihre Eltern anzurufen und ihnen zu sagen, wie leid es mir tat...
Es meldete sich ein Mann. »Mr. Markham?« sagte ich.
»Wer ist da?« Seine Stimme klang schroff, ein bißchen einschüchternd.
»Nicholas Barlow.« Ein längeres Schweigen. »Mr. Markham? Ich möchte Ihnen...«
»Ich habe Ihnen nichts zu sagen, Mr. Barlow.«
»Wenn ich vielleicht mit Ihrer Frau...«
»Das ist unmöglich.«
»Aber...«
Er hatte aufgelegt. Soviel zu meinen guten Absichten. Nein, ich konnte es ihnen nicht verdenken. Ihre Tochter war nicht nur ermordet, sondern obendrein in flagranti aufgefunden worden. Keine schöne Situation.
Das war der erste Tag. Am zweiten rief Scanlon mit einer äußerst schlechten Neuigkeit an.
»Die Kollegen haben Susan Markhams Wohnung durchsucht«, sagte er. »Allerdings zu spät.«
»Wieso?«
»Miss Markhams Putzfrau war schneller. Sie hat die Flasche und den Korken weggeworfen...«
»Oh, nein.«
»Aber aus irgendeinem unerforschlichen Grund hat sie die beiden Weingläser stehengelassen — vielleicht hatte sie nichts von der Sache gehört und dachte, Miss Markham würde den Wein später austrinken. Das eine Glas war leer, das andere, vermutlich Ihres, war noch fast voll.«
»Sie hat die Flasche weggeworfen, Joe?«
»Wie es aussah, ist sie von Ihnen oder Miss Markham umgestoßen worden und auf den Boden gefallen. Sie ist zerbrochen, und die Putzfrau hat die Scherben weggeworfen.«
»Und das Gift?«
»In Ihrem Glas hat man Kaliumchlorat gefunden und in Miss Markhams Glas ebenfalls Spuren davon. Es ist ein Wunder, daß die Putzfrau dieses Beweisstück nicht ebenfalls vernichtet hat.«
»Warum werde ich dann nicht verhaftet?«
»Bis jetzt«, sagte Scanlon, »haben sie kein Motiv gefunden, auch wenn sie ihr Bestes tun, um diesen Fall mit dem Mord an Parker Foxcroft zu verknüpfen. Und Sie sind ein unbescholtener Bürger, Nick. Eine Persönlichkeit, wenn ich es mal so sagen darf. Zu Ihnen werden die erst kommen, wenn sie wasserdichte Beweise haben.«
»Ich verstehe. Sie werden sich verdammt anstrengen müssen, ein Motiv zu finden. Ich fühle mich beschissen, Joe, und das schlimmste ist der Gedanke, daß ich, ohne es zu wissen, vielleicht für Susans Tod verantwortlich bin.«
»Passen Sie auf Ihr Gewissen auf, Nick. Das hat Sie schon einmal in Schwierigkeiten gebracht.«
»Wir müssen etwas unternehmen, Joe.«
»Halten Sie sich ans Verlegen, Nick. Leute wie ich brauchen Leute wie Sie, damit ihre Bücher erscheinen. Überlassen Sie die Ermittlungen den Profis.«
Ich wußte, was er mir damit sagen wollte, und ich wußte auch, warum. Trotzdem war ich entschlossen, etwas zu unternehmen. Aber was?
Es war Margo, die schließlich die Idee hatte. Als ich den schleppenden Fortgang dessen beklagte, was ich als »meine Mordermittlungen« bezeichnete — die polizeilichen Ermittlungen waren allerdings auch nicht erfolgreicher als mein bestenfalls dilettantisches Stochern im Heuhaufen — , erinnerte Margo mich an Mohonk.
»Weißt du noch — unser Krimiwochenende in Mohonk?« sagte sie.
Natürlich. Vor ein paar Jahren hatte sich eine große Gruppe von Möchtegern-Kommissaren für ein langes Wochenende im Mohonk Mountain House in New Paltz, New York, eingefunden. Diese Veranstaltung findet jedes Jahr statt und macht viel Spaß, auch wenn Margo und ich nur einmal daran teilgenommen haben. Am Anfang des Wochenendes wird jeder Teilnehmer einer Gruppe von zwölf bis fünfzehn Personen zugeteilt. Jede Gruppe hat einen anderen Namen. Anschließend sieht
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