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Der Besuch

Der Besuch

Titel: Der Besuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.G. Wells
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plötzlich auftauchten und in den Flammen verschwanden.

    (Und bald darauf begann sie, sich nach den Dingen, die sie in ihren Träumen gesehen hatte, zu verzehren, und wurde geistesabwesend und sonderbar. Ihre Mutter kränkte sich damals sehr. Sie wurde durchscheinend zart, als sieche sie langsam dahin, und ein seltsamer, entrückter Ausdruck trat in ihre Augen. Sie sprach von Engeln und Regenbogenfarben und goldenen Flügeln und summte ständig eine unzusammenhängende Melodie, die niemand kannte. Bis Crump sich ihrer annahm, und sie mit einer nährstoffreichen Diät, Hypo-phosphitsirup und Lebertran heilte.) NACHWORT
    Und hier endet meine Erzählung vom Besuch des Engels in Siddermorton. Das Nachwort folgt den Berichten von Mrs. Mendham. Am Friedhof von Siddermorton stehen nahe beieinander zwei kleine, weiße Kreuze, dort, wo die Brombeersträucher über die Steinmauer wuchern. Auf dem einen steht Thomas Engel geschrieben und auf dem anderen Delia Hardy, und das Sterbedatum ist dasselbe. In Wirklichkeit liegt außer der Asche des ausgestopften Straußes des Vikars nichts darunter.
    (Sie werden sich erinnern, daß der Vikar ornitholo-gische Interessen hatte.) Ich bemerkte sie, als Mrs. Mendham mir das De la Beche Denkmal zeigte. (Mendham ist seit dem Tod Hillyers Vikar.) „Der Granit kommt von irgendwo aus Schottland“, sagte Mrs. Mendham,
    „und hat eine ganze Menge gekostet – ich habe vergessen wieviel – aber ziemlich viel! Das ganze Dorf spricht davon.“
    „Mutter“, sagte Cissie Mendham, „du steigst auf ein Grab.“
    „Du meine Güte!“ sagte Mrs. Mendham, „wie unachtsam von mir! Und auch noch das Grab des Krüppels. Aber im Ernst, Sie können sich keine Vorstellung machen, wieviel das Denkmal sie gekostet hat.“
    „Diese zwei Leute, nebenbei bemerkt“, sagte Mrs. Mendham, „sind ums Leben gekommen, als das alte Pfarrhaus niedergebrannt ist. Es ist eine ziemlich merkwürdige Geschichte. Er war ein komischer Kerl, ein buckliger Geiger, der weiß Gott woher kam, und der den seligen Vikar in geradezu beängstigender Weise beeindruckte. Nach dem Gehör spielte er richtig prahlerisch, und im Nachhinein haben wir dann herausgefunden, daß er keine Noten lesen konnte – nicht eine einzige. Er wurde vor einer ganzen Menge Leute bloßgestellt. Unter anderem scheint er mit einer der Dienstboten
    ‚etwas gehabt zu haben’, wie die Leute zu sagen pflegen, mit einer verschlagenen, kleinen Schlampe ... Aber es ist besser, Mendham erzählt Ihnen das alles. Der Mann war einfältig und verkrüppelt. Es ist seltsam, welchen Geschmack Mädchen haben.“ Sie schaute Cissie streng an, und Cissie wurde bis über die Ohren rot.
    „Man hatte sie im Haus zurückgelassen, und er stürzte in die Flammen und versuchte, sie zu retten. Recht romantisch – nicht wahr? Er war recht geschickt im Geigenspiel, wenn man bedenkt, daß er ja keine Ausbildung dafür hatte.
    Alle ausgestopften Tiere des armen Vikars verbrannten auf einmal. Es war beinahe sein ganzer Lebensinhalt. Er kam über diesen Schlag nie ganz hinweg. Er wohnte dann bei uns – denn es war im Dorf kein anderes Haus zu bekommen. Er schien nie glücklich zu sein.
    Er wirkte völlig gebrochen.
    Ich habe nie einen Mann so verändert gesehen. Ich versuchte, ihn aufzumuntern, aber es war sinnlos – völlig zwecklos. Er hatte die seltsamsten Wahnvorstellungen über Engel und Ähnliches. Es war manchmal recht eigenartig, in seiner Gesellschaft zu sein. Er pflegte zu sagen, daß er Musik höre, und starrte dann stundenlang recht stumpfsinnig ins Leere. Er wurde in bezug auf seine Kleidung recht nachlässig ... Er starb innerhalb eines Jahres nach dem Brand.“

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