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Der Besuch

Der Besuch

Titel: Der Besuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.G. Wells
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nicht, wann der Engel weggehen würde. So waren die sechs Tage vergangen, und der Engel hatte sein Wissen über diese Welt ständig erweitert und verhüllte weiterhin seinen Glanz in dem Anzug, für den der Vikar seiner neueren Anschaffungen wegen keine Verwendung mehr hatte.
    „1 Weicher Filzhut, No. G. 7 (sagen wir), 8s 6d.
    1 Seidenhut, 14s 6d. Hutschachtel?“
    („Ich glaube, er sollte einen Seidenhut haben“, sagte der Vikar; „er wird in dieser Gegend allgemein getragen. Fasson Nr. 3 scheint am besten zu seinem Typ zu passen. Aber es ist furchtbar, daran zu denken, daß er in dieser großen Stadt ganz allein umherirren wird. Alle werden ihn mißverstehen, und er wird seinerseits alle anderen mißverstehen. Wie auch immer, ich glaube, es muß sein. Wo war ich doch gleich stehengeblieben?“)
    „1 Zahnbürste. 1 Bürste und Kamm. Rasiermesser?
    ½ Dutzend Hemden (? seine Halsweite feststellen) á 6s.
    Socken? Unterhosen?
    2 Schlafanzüge. Preis? Sagen wir 15s.
    1 Dutzend Krägen (,The Life Guardsman’), 8s.
    Hosenträger. Oxon Patent verstellbar, 1s 11½d.
    Aber wie wird er sie anziehen können?“ sagte der Vikar.
    1 Gummistempel, T. Engel, und Zeichentinte im Kästchen komplett, 9d.“
    („Diese Wäscherinnen werden ihm sicher alles stehlen.“)
    „1 Federmesser mit einer Klinge und mit Korkenzieher, sagen wir 1s 6d.
    Notabene: – Manschettenknöpfe nicht vergessen, Kragenknopf, &c.“ (Der Vikar liebte dieses „&c.“, es verlieh den Dingen einen präzisen und kaufmännischen Charakter.)
    „1 Ledernenen Handkoffer (vorher lieber besichtigen).“ Und so ging es weiter – auf ziellosen Wegen.
    Der Vikar war damit bis zum Mittagessen beschäftigt, wenn ihm auch das Herz dabei wehtat.
    Der Engel war bis zum Mittagessen nicht zurück. Das war nicht besonders bemerkenswert
    – er hatte schon einmal das Mittagessen verpaßt. Zog man jedoch die kurze Zeit in Betracht, die ihnen noch verblieb, hätte er zurücksein können. Doch hatte er für sein Fernbleiben zweifellos gewichtige Gründe. Der Vikar bereitete nur ein kleines Essen zu. Am Nachmittag ruhte er sich in der gewohnten Weise aus und fügte der Liste der anzuschaffenden Dinge noch etwas hinzu. Er machte sich um den Engel keine Sorgen, bis es Zeit für den Tee war. Er wartete vielleicht eine halbe Stunde, bevor er mit dem Tee begann. „Seltsam“, sagte der Vikar und fühlte sich, während er den Tee trank, noch einsamer.
    Als allmählich Zeit für das Abendessen wurde und noch immer keine Spur vom Engel zu sehen war, kamen dem Vikar langsam quälende Gedanken. „Er wird sicher zum Abendessen kommen“, sagte der Vikar und strich sich übers Kinn und begann wegen Kleinigkeiten hektisch durch das Haus zu laufen, wie das seine Gewohnheit war, wenn irgend etwas vorfiel, das den normalen Ablauf des Tages störte. Die Sonne ging in einem prächtigen Schauspiel mitten in purpurnen Wolkenbergen unter. Das Gold und Rot wich allmählich dem Dämmerlicht; der Abendstern sammelte seine Strahlenrobe aus der Helligkeit des westlichen Himmels. Eine Schnarre begann ihren surrenden Gesang und unterbrach damit das abendliche Schweigen, das sich langsam auf die Welt draußen senkte. Im Gesicht des Vikars zeigten sich Sorgenfalten; zweimal ging er hinaus und starrte auf den Berghang, der langsam in der Dunkelheit versank, und lief wieder beunruhigt zum Haus zurück. Mrs. Hinijer trug das Abendessen auf. „Ihr Abendessen ist fertig“, verkündete sie zum zweiten Mal in vorwurfsvollem Ton. „Ja, ja“, sagte der Vikar und hastete die Stiegen hinauf.
    Er kam herunter, ging in sein Arbeitszimmer und zündete seine Leselampe an, ein patentiertes Ding mit einem weißglühenden Docht, und ließ das Streichholz in den Papierkorb fallen, ohne sich Zeit zu nehmen nachzusehen, ob es auch ausgelöscht war. Dann stürzte er ins Speisezimmer und startete einen planlosen Angriff auf das kaltwerdende Essen ...
    (Lieber Leser, die Zeit ist fast gekommen, um unserem kleinen Vikar Lebewohl zu sagen.) 48
    Sir John Gotch, der noch immer unter der Stacheldrahtaffäre litt, ritt auf einem dieser grasbewachsenen Wege, die durch die Gehege entlang des Sidders führten, dahin, als er genau den Menschen sah, den er nicht sehen wollte, und zwar schlenderte dieser gerade durch das Wäldchen jenseits des Unterholzes.
    „Der Teufel soll mich holen“, sagte Sir John Gotch mit ungeheurem Nachdruck; „wenn das nicht dem Faß den Boden ausschlägt.“
    Er stellte sich in den Steigbügeln auf.

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