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Der bewaffnete Freund

Der bewaffnete Freund

Titel: Der bewaffnete Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raul Zelik
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Zubieta zu.
    »Er mag dich.«
    Zubieta nickt.
    »Aber wir sollten uns nichts vormachen. Wenn er wüsste, wer du bist, würde er uns rausschmeißen.«
    Ich weiß nicht, worauf ich mit der Bemerkung hinaus will.
    »Wahrscheinlich …«, sagt Zubieta.
    »Wer will schon gern einen Killer bei sich verstecken?«, füge ich hinzu. Grundlos. Als wollte ich den Freund demütigen.
    Zubieta bückt sich und sammelt schweigend Maronen auf.
    Erst als Armin knackend aus dem Gestrüpp steigt, gibt mir Zubieta leise eine Antwort. »Du bist ein Idiot.«

XXI
    Auf dem Rückweg hält sich Armin abseits des Weges, er pflückt Blumen. Zubieta und ich laufen hintereinander, der Weg ist zu schmal für uns beide.
    Wir schweigen, und ich fühle mich an die Zeit kurz vor Rabbees Abreise erinnert, als ich die Stunden bis zum Abflug des Freundes zählte.
    An einem Wasserhäuschen trifft unser Weg auf eine Piste für Forstfahrzeuge. Im Sand sieht man die Spuren von Allradantrieb. Armin kommt mit einem dicken Strauß Blumen zurück und drückt ihn, als traue er mir keine pflegliche Behandlung zu, dem Freund in die Hand.
    »Schön«, sagt Zubieta, »vor allem die Kornblumen.«
    »Ich trockne sie und stelle sie im Winter in der Mühle auf.«
    »Damit man keine Winterdepressionen bekommt.« Zubieta streicht mit den Fingerspitzen über die Blütenköpfe.
    Als Armin weitergeht, er will einen Schlehenbaum begutachten, aus dessen Früchten er Likör zubereitet, das gleiche Getränk, das uns Zubietas Begleiterin in dem Ferienhaus in Frankreich am Tag meiner Ankunft serviert hat, entdecke ich plötzlich, wie uns jemand auf der Piste entgegenkommt. Eine kleine Gruppe, drei Personen, die nicht von hier zu sein scheinen, die ich zumindest im Sommer nie hier gesehen habe. Zwei Männer, eine Frau, alle unter 45.
    »Geh pinkeln«, sage ich zu Zubieta, »ins Gebüsch.«
    »Warum?«
    »Weil neulich ein Foto von dir in der Zeitung war.«
    »Das war eine schlechte Collage.«
    »Das ist nicht nur deine Angelegenheit.«
    »Es ist auch auffällig, wenn man sich ständig versteckt.«
    Ich blicke ihn an. »Du musst immer den Cowboy spielen.«
    Er schüttelt nur den Kopf und bleibt ungerührt an meiner Seite, und ich denke daran, was ich einmal gelesen habe, dass Gesuchte sich immer irgendwann nach einem Ende des Versteckspiels sehnen und ihre Festnahme provozieren. Vielleicht weil die Flucht dem Gefängnis ähnelt, vielleicht weil man irgendwann einer Vergewisserung bedarf, warum man dieses Leben eigentlich führt, und dazu die Konfrontation mit den Verfolgern braucht.
    Als uns noch zwanzig Meter von den Fremden trennen, hole ich tief Luft.
    »Du spinnst«, sagt der Freund in der marginalen Sprache zu mir – obwohl wir fast in Hörweite der Fremden sind.
    »Sei still«, antworte ich auf Deutsch.
    Und dann bleiben die drei direkt vor uns stehen.
    »Entschuldigung«, sagt einer und erkundigt sich nach einem Ort, den ich nicht kenne.
    »Sorry«, ich wechsele ins Englische, »wir sind nicht von hier«, und deute auf Armin.
    Die Fremden mustern uns, sehr genau, wie mir scheint, und für ein oder zwei Sekunden habe ich das Gefühl, sie hätten Zubieta erkannt. Er muss ein eigenartiges Bild abgeben, der gesuchte Terrorist, einer der gefürchtetsten Kriminellen auf der Halbinsel. Wie ein Kind seine Schultüte hält er den Blumenstrauß in der Hand: voller Erwartung, lächelnd, an den Kornblumen schnuppernd.
    Doch die Fremden stürzen sich nicht auf ihn, sondern wenden sich Armin zu, der, mit Schlehen im Mund, gerade die dünne Fruchtschicht von den Kernen lutschend, den Weg herunterkommt. Sie haben ihre Frage noch nicht zu Ende gestellt, als er bereits zu nicken beginnt und ihnen mit seinem unverkennbar deutschen Akzent, einem heiseren, aus der Kehle hervorkommenden R, den Weg weist. Sie bedanken sich, nicht ohne Zubieta und mir noch einmal ins Gesicht zu schauen und uns vieldeutig zuzunicken, und folgen weiter dem Forstweg.
    »Hast du hier oft Touristen?«, frage ich, als sie nicht mehr in Reichweite sind.
    »Eigentlich nicht.«
    »Und was ist das für ein Ort, nach dem sie gefragt haben?«
    »Eine alte Kappelle, ein Aussichtspunkt.«
    Beunruhigt werfe ich den Passanten einen Blick nach, aber weder Armin noch Zubieta messen der Begegnung auch nur die geringste Bedeutung bei.
     
    Später, am Abend.
    Wir sitzen gleichmäßig um den Tisch verteilt, jeder etwa gleich weit von den beiden anderen entfernt, essen Suppe und frisches Brot, und der Wein schimmert im Licht der Ölfunzel

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