Der Bierzauberer
In der Folgezeit kamen und gingen die Eroberer
Englands, aber die Pubs blieben, auch weil alle Eroberer dem Ale sehr zugetan waren.
Im siebten Jahrhundert nach Christus wurde erstmals von König Ethelbert von Kent
eine Regelung hinsichtlich der Anzahl der ›Alehouses‹, wie sie damals hießen, und
der Trinkgefäßgröße getroffen. Im Mittelalter nahm die Trinkwasserqualität rapide
ab (Seuchen, Abwässer von Gerbereien etc.) und Ale wurde aufgrund der desinfizierenden
Wirkung des Alkohols zum einzigen sicheren Getränk in England. Die Rolle der Alehäuser
wurde noch wichtiger. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden aber die Beschränkungen
zum Destillieren von Gin aufgehoben und das Land in billigem Alkohol praktisch ertränkt.
Das Ausmaß des Alkoholkonsums war so gewaltig, dass trotz verbesserter hygienischer
Zustände die Bevölkerungszahl Londons merklich abnahm. Die Briten tranken sich buchstäblich
zu Tode. Vor allem die Armen verfielen dem Gin. Das zeitgenössische Gemälde von
William Hogarth zeigt eine Mutter auf der ›Ginstraße‹, die so betrunken ist, dass
sie ihren Säugling fallen lässt, während auf der ›Bierstraße‹ nur gesunde, fröhliche
Menschen zu sehen sind.
Das Wort Whisky leitet sich
vom Schottisch-Gälischen ›uisge beatha‹ ab (gesprochen: uschke bäha, auch uschkeba)
bzw. vom Irischen ›uisce beatha‹ (gesprochen: ischke baha oder ischke ba) und bedeutet
Lebenswasser (uisge/uisce = Wasser, beatha = Leben). Im fünften Jahrhundert begannen
christliche Mönche, allen voran der irische Nationalheilige St. Patrick, das Land
der Kelten zu missionieren und brachten technische Geräte sowie das Wissen um die
Herstellung von Arzneien und Parfum nach Irland und Schottland. Einer Legende nach
waren sie die Ersten, die eine wasserklare Flüssigkeit destillierten – das ›aqua
vitae‹ oder ›uisge beatha‹. Das hierzu nötige Wissen verbreitete sich in den folgenden
Jahrhunderten wohl durch das Aufkommen der Klöster, die damals das Zentrum vieler
Ansiedlungen waren und eigene Gasthäuser betrieben. Mit dem Einfall des anglo-normannischen
Königs Heinrich II. in Irland um 1170 entdeckte auch England das ›uisce beatha‹ . Man beobachtete, dass es die irischen Feinde zu ›tapferen Kämpfern‹ machte.
Der Rest ist Geschichte.
Hopfen ist ab dem 16. Jahrhundert
aus dem Bier nicht mehr wegzudenken. Es ist die einzige Pflanze, die heutzutage
neben dem Malz noch als Rohstoff dem Bier zugegeben wird. Es wird sogar in der Definition
von Bier so weit gegangen, dass, wenn kein Hopfen darin ist, es kein Bier ist. Hopfen
wird heutzutage in der Regel als Extrakt verwendet, sollte aber immer noch kalt,
dunkel und trocken gelagert werden.
Über mehrere
Jahrhunderte tobten regelrechte Kämpfe zwischen Anhängern von Gruitbier und Hopfenbier,
sowohl unter Brauern wie unter Biertrinkern. Zum Beispiel beschwerte sich im Jahr
1350 Johann, der Bischof von Lüttich und Utrecht, bei Kaiser Karl IV., dass man
seit einiger Zeit das Bier mit einer merkwürdigen Zutat braue, welche ›humulus‹
oder ›hoppe‹ hieß. Auf die Seite des Gruitbiers schlugen sich immer wieder die Bäcker,
die auf die hopfenlose Hefe der Brauer angewiesen waren. Es gab im Mittelalter einige
höchstrichterliche Entscheidungen zu diesem Thema, meist zugunsten der Brauer, von
denen höhere Steuereinnahmen zu erwarten waren. Im Jahr 1381 wurde in Köln Hopfenbier
per Erlass des Erzbischofs dennoch für kurze Zeit verboten.
Beer Street (William
Hogarth, 1751)
Gin Lane (William
Hogarth, 1751)
Zu den historischen Personen
Hildegard von Bingen und Siegfried
von Westerburg sind bekannte Personen der deutschen Geschichte. Albertus Magnus
war einer der größten Köpfe seiner Zeit und spielte eine entscheidende Rolle bei
der Gründung der ersten Kölner Universität im Jahr 1248, deren begabtester Schüler,
Thomas von Aquin, bei ihm in Köln studierte. Das Kölner Biersteuerurteil von Albertus
Magnus ist belegt, ebenso seine Freundschaft mit Siegfried von Westerburg.
Der Verdacht liegt nahe, dass
Niklas in Regensburg mit der Vereidigung seiner Mitarbeiter Markus Schnaitter und
Lukas Welser zu ›Reinen Brauern‹ auch die Gründung zweier legendärer Münchner Brauereidynastien
mit gefördert hat.
1524 wurde
mit › Jörg Schnaitter, pierprew ‹ erstmals ein Bierbrauer auf dem Anwesen in der Löwengrube
17 in München erwähnt. Daraus wurde der weltberühmte Münchner Löwenbräu.
Und
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