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Der blaue Express

Der blaue Express

Titel: Der blaue Express Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Viner? Ich dachte…»
    Miss Viner schloss die Augen.
    «Ich verschlucke schon nicht meine Hs, meine Liebe, aber Helen ist kein passender Name für eine Bedienstete. Ich weiß nicht, was heutzutage mit den Müttern in den Unterschichten los ist.»
    Als Knighton gegen Mittag im Landhaus ankam, hatte es aufgehört zu regnen. Die blasse Wintersonne färbte Katherines Schopf, als sie im Eingang stand, um ihn zu begrüßen. Er kam hastig, fast jungenhaft auf sie zu.
    «Ich hoffe, Sie sind mir nicht böse. Ich musste Sie ganz einfach bald wieder sehen. Hoffentlich störe ich Ihre Freundin nicht, bei der Sie wohnen.»
    «Kommen Sie herein, und schließen Sie Freundschaft mit ihr», sagte Katherine. «Sie kann einen ganz schön durcheinander bringen, aber sie hat das beste Herz der Welt.»
    Miss Viner thronte majestätisch im Salon und trug einen kompletten Satz jener Gemmen, die der Familie so glückhaft erhalten geblieben waren. Sie begrüßte Knighton mit Würde und einer herben Höflichkeit, die manchen Mann vergrault hätte. Aber Knighton hatte viel Charme, der nicht leicht zu ignorieren war, und nach etwa zehn Minuten begann Miss Viner sichtlich aufzutauen. Es wurde ein munteres Mittagessen, und Ellen – oder Helen –, in neuen Seidenstrümpfen ohne Laufmaschen, vollbrachte Wunderwerke des Aufwartens. Danach machten Katherine und Knighton einen Spaziergang und tranken hinterher den Tee zu zweit, da Miss Viner sich hingelegt hatte.
    Als der Wagen schließlich abgefahren war, ging Katherine langsam nach oben. Eine Stimme rief nach ihr, und sie begab sich in Miss Viners Schlafzimmer.
    «Ihr Freund ist weg?»
    «Ja. Vielen Dank, dass ich ihn einladen durfte.»
    «Nichts zu danken, meinen Sie denn, ich wäre ein alter Drachen, der nie etwas für andere tut?»
    «Ich meine, dass Sie eine ganz Liebe sind», sagte Katherine.
    «Hmph», sagte Miss Viner besänftigt.
    Als Katherine aus dem Zimmer ging, rief Miss Viner sie zurück.
    «Katherine?»
    «Ja?»
    «Bei Ihrem jungen Mann hatte ich Unrecht. Wenn ein Mann sich an einen heranmacht, kann er herzlich und galant sein und überaus aufmerksam und insgesamt charmant. Aber wenn einer wirklich verliebt ist, dann kann er nicht anders – er schaut drein wie ein Schaf. Also, jedes Mal, wenn der junge Mann Sie angeschaut hat, sah er aus wie ein Schaf. Ich nehme alles zurück, was ich heute Morgen gesagt habe. Der meint’s ehrlich.»

Einunddreißigstes Kapitel

Mr Aarons’ Mittagessen
     
    « A h!», sagte Mr Joseph Aarons beifällig.
    Er tat einen tiefen Zug aus seinem Humpen, setzte ihn seufzend ab, wischte sich den Schaum von den Lippen und strahlte über den Tisch hinweg seinen Gastgeber an, Hercule Poirot.
    «Geben Sie mir», sagte Mr Aarons, «ein gutes Porterhouse-Steak und einen Humpen mit etwas Trinkbarem, dann schenke ich Ihnen Ihr französisches Gefummel und Dingsbums, Ihre Ohrdöver und Hommletts und Wachtelstückchen. Geben Sie mir», wiederholte er, «ein Porterhouse-Steak.»
    Poirot, der diese Forderung eben erfüllt hatte, lächelte verständnisvoll.
    «Nicht, dass an Steak-and-Kidney-Pudding viel falsch wäre», fuhr Mr Aarons fort. «Apfelkuchen? Ja, ich nehme Apfeltorte, danke sehr, Miss, und ein Töpfchen Sahne.»
    Das Mahl ging weiter. Schließlich legte Mr Aarons mit einem langen Seufzer Löffel und Gabel beiseite, um ein wenig mit dem Käse herumzuspielen, ehe er seine Gedanken auf andere Dinge wandte.
    «Sie wollten mich doch wegen einer kleinen geschäftlichen Sache sprechen, Monsieur Poirot», bemerkte er. «Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn ich Ihnen irgendwie behilflich sein könnte.»
    «Sehr freundlich von Ihnen», sagte Poirot. «Ich habe mir gesagt: Wenn du eine Auskunft über irgendetwas brauchst, was mit den dramatischen Künsten zu tun hat, dann gibt es einen, der alles weiß, was man nur wissen kann, und das ist mein alter Freund, Mr Joseph Aarons.»
    «Und da liegen Sie nicht schief», sagte Mr Aarons selbstgefällig. «Ob es um Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft geht, Joe Aarons ist der richtige Mann.»
    «Précisément. Also, was ich Sie fragen wollte, Mr Aarons, was wissen Sie über eine junge Dame namens Kidd?»
    «Kidd? Kitty Kidd?»
    «Kitty Kidd.»
    «Die konnte was. Hosenrollen, Gesang und Tanz. Meinen Sie die?»
    «Ja, die meine ich.»
    «Sehr tüchtig war sie. Hat gutes Geld verdient. Nie ohne Engagement. Vor allem als Herrendarstellerin; aber, nebenbei, auch als Charakterschauspielerin einwandfrei.»
    «Das hab ich auch

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