Der blaue Express
einen Dienst erweisen konnte. Jetzt gehe ich, um die vom Reisen verursachten Schäden zu beseitigen. Hélas!, mein trefflicher Georges ist nicht da.»
In der Lounge des Hotels traf er einen Freund – den ehrwürdigen Monsieur Papopoulos nebst seiner Tochter Zia.
«Ich dachte, Sie hätten Nizza verlassen, Monsieur Poirot», murmelte der Grieche, als er die ihm herzlich entgegengestreckte Hand des Detektivs drückte.
«Geschäfte haben mich zur Rückkehr gezwungen, mein lieber Papopoulos.»
«Geschäfte?»
«Ja, Geschäfte. Und da wir gerade von Geschäften sprechen – ich hoffe, es geht Ihnen gesundheitlich besser, mon ami?»
«Viel besser. Tatsächlich kehren wir morgen nach Paris zurück.»
«Ich bin entzückt über eine so erfreuliche Nachricht. Ich hoffe, Sie haben den griechischen Expremier nicht ganz ruiniert.»
«Ich?»
«Ich hörte, Sie hätten ihm einen wunderbaren Rubin verkauft, den gegenwärtig – ganz entre nous – Mademoiselle Mirelle trägt, die Tänzerin?»
«Ja», murmelte Monsieur Papopoulos, «ja, das stimmt.»
«Einen Rubin ganz ähnlich wie das berühmte Feuerherz.»
«Es gibt eine entfernte Ähnlichkeit», sagte der Grieche beiläufig.
«Sie haben wirklich ein Händchen für Juwelen, Monsieur Papopoulos. Ich gratuliere Ihnen. Mademoiselle Zia, ich bin untröstlich, dass Sie schon so bald nach Paris zurückfahren. Ich hatte gehofft, mehr von Ihnen zu sehen – jetzt, da meine Geschäfte beendet sind.»
«Ist es indiskret zu fragen, welcher Natur diese Geschäfte waren?», fragte Papopoulos.
«Aber ganz und gar nicht. Es ist mir gelungen, den Marquis dingfest zu machen.»
Monsieur Papopoulos’ Augen schauten sinnend ins Weite.
«Der Marquis?», murmelte er. «Warum kommt mir das bekannt vor? Aber nein – ich kann mich nicht erinnern.»
«Woher denn auch?», sagte Poirot. «Ich spreche von einem sehr bekannten Verbrecher und Juwelenräuber. Er wurde soeben wegen des Mordes an Madame Kettering, dieser englischen Lady, verhaftet.»
«Was Sie nicht sagen! Höchst interessant!»
Man tauschte höfliche Abschiedsgrüße aus, und als Poirot außer Hörweite war, wandte sich Monsieur Papopoulos an seine Tochter.
«Zia», sagte er mit Nachdruck, «dieser Mann ist der Teufel!»
«Ich mag ihn.»
«Ich auch», gab Monsieur Papopoulos zu. «Aber der Teufel ist er trotzdem.»
Sechsunddreißigstes Kapitel
Am Meer
D ie Mimosenblüte war vorüber. Ihr Duft lag noch in der Luft – leicht unangenehm. Rosa Geranien rankten sich um die Balustrade von Lady Tamplins Villa, und von unten sandten die üppigen Nelkenbeete einen schweren, süßen Duft zum Haus empor. Das Mittelmeer war blauer denn je.
Poirot saß mit Lenox Tamplin auf der Veranda. Er hatte ihr eben die gleiche Geschichte erzählt wie zwei Tage zuvor Van Aldin. Lenox hatte mit angespannter Aufmerksamkeit, gerunzelter Stirn und düsteren Blicken zugehört.
Als er geendet hatte, sagte sie einfach:
«Und Derek?»
«Er wurde gestern freigelassen.»
«Und wo ist er hin?»
«Er hat Nizza gestern Abend verlassen.»
«Nach St. Mary Mead?»
«Ja, nach St. Mary Mead.»
Pause.
«Ich habe mich in Katherine geirrt», sagte Lenox. «Ich dachte, sie macht sich nichts aus ihm.»
«Sie ist sehr zurückhaltend. Sie traute niemandem.»
«Mir hätte sie trauen können», sagte Lenox mit einem Unterton von Bitterkeit.
«Ja», sagte Poirot ernst, «Ihnen hätte sie trauen können. Aber Mademoiselle Katherine hat einen großen Teil ihres Lebens mit Zuhören verbracht, und diejenigen, die zugehört haben, finden es nicht leicht zu sprechen; sie behalten ihre Sorgen und Freuden für sich und reden nicht darüber.»
«Ich war eine dumme Gans», sagte Lenox, «ich habe geglaubt, sie wäre in Knighton verliebt. Ich hätte es besser wissen müssen. Wahrscheinlich habe ich das geglaubt, weil – ich es gehofft habe.»
Poirot nahm ihre Hand und drückte sie freundschaftlich. «Courage, Mademoiselle», sagte er sanft.
Lenox schaute geradeaus aufs Meer, und ihr Gesicht hatte in seiner hässlichen Strenge für einen Moment etwas von tragischer Schönheit.
«Na ja», sagte sie schließlich, «es wäre nicht gut gegangen. Ich bin zu jung für Derek; er ist wie ein Junge, der nie erwachsen geworden ist. Er braucht den Madonnentyp.»
Wieder trat langes Schweigen ein. Dann wandte sich Lenox rasch und impulsiv dem Detektiv zu. «Aber ich habe Ihnen wirklich geholfen, Monsieur Poirot – jedenfalls habe ich Ihnen geholfen.»
«Ja, Mademoiselle.
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