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Der blaue Express

Der blaue Express

Titel: Der blaue Express Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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worden. Dieses Feilschen um den Preis – das war ein Fehler.»
    Er hatte das Zeitungspapier entfernt. Darin lag ein kleines, braunes Papierpäckchen. Er öffnete es, prüfte den Inhalt und wickelte alles schnell wieder ein. Als er noch damit beschäftigt war, schrillte eine Klingel.
    «Der Amerikaner ist pünktlich», sagte Olga mit einem Blick auf die Uhr.
    Sie verließ den Raum. Nach einer Minute führte sie einen Fremden herein, einen großen, breitschultrigen Mann, der ganz offensichtlich von jenseits des Atlantiks stammte. Sein scharfer Blick ging von der Frau zum Mann.
    «Monsieur Krassnine?», fragte er höflich.
    «Der bin ich», sagte Boris. «Ich muss mich für – für diesen ungewöhnlichen Treffpunkt entschuldigen. Aber Geheimhaltung ist unabdingbar. Ich – ich kann es mir nicht leisten, mit diesem Geschäft in Verbindung gebracht zu werden.»
    «Ich verstehe», sagte der Amerikaner höflich.
    «Ich habe Ihr Wort, nicht wahr, dass kein Detail dieser Transaktion an die Öffentlichkeit gelangt? Das ist eine der Verkaufsbedingungen. »
    Der Amerikaner nickte.
    «Das haben wir doch schon vereinbart», sagte er gleichmütig. «Vielleicht könnten Sie mir jetzt die Ware zeigen.»
    «Sie haben das Geld bei sich – in Banknoten?»
    «Ja», erwiderte der andere.
    Er machte jedoch keine Anstalten, das Geld zu zeigen. Nach kurzem Zögern deutete Krassnine auf das Päckchen auf dem Tisch.
    Der Amerikaner nahm es und wickelte das Packpapier ab. Mit dem Inhalt ging er zu einer kleinen Lampe und prüfte ihn sehr gründlich. Er schien zufrieden, zog aus seiner Tasche eine dicke lederne Brieftasche und entnahm ihr ein Bündel Banknoten. Diese gab er dem Russen, der sie sorgfältig zählte.
    «In Ordnung?»
    «Ich danke Ihnen, Monsieur. Alles ist korrekt.»
    «Ah!», sagte der andere. Lässig steckte er sich das Päckchen in die Tasche. Er verbeugte sich vor Olga. «Guten Abend, Mademoiselle. Guten Abend, Monsieur Krassnine.»
    Er ging hinaus und schloss die Tür hinter sich. Die Augen der beiden im Raum trafen sich. Der Mann fuhr mit der Zunge über seine trockenen Lippen.
    «Ich frage mich – ob er je zu seinem Hotel zurückkommt?»
    Wie auf Verabredung gingen die beiden ans Fenster. Sie kamen gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie der Amerikaner unten auf die Straße trat. Er wandte sich nach links und ging raschen Schrittes die Straße entlang, ohne sich auch nur einmal umzusehen. Aus einem Hausflur stahlen sich zwei Schatten und folgten ihm lautlos. Die Verfolger und der Verfolgte verschwanden in der Nacht. Olga Demiroff sagte:
    «Er wird unbehelligt heimkommen. Du hast nichts zu befürchten – oder zu hoffen – was auch immer.»
    «Warum glaubst du, dass er sicher ist?», fragte Krassnine neugierig.
    «Ein Mann, der so viel Geld gemacht hat wie er, kann kein Dummkopf sein», sagte Olga. «Und da wir von Geld reden…»
    Sie sah Krassnine bedeutsam an.
    «Hm?»
    «Mein Anteil, Boris Iwanowitsch.»
    Ein wenig widerwillig gab Krassnine ihr zwei der Scheine. Sie nickte zum Dank, ohne jede Gefühlsregung, und steckte sie in ihren Strumpf.
    «Das ist gut», bemerkte sie befriedigt.
    Er sah sie neugierig an.
    «Du empfindest kein Bedauern, Olga Wassilowna?»
    «Bedauern? Weshalb?»
    «Wegen der Dinge, die du aufbewahrt hast. Es gibt Frauen – die meisten Frauen, glaube ich, würden bei so etwas verrückt werden.»
    Sie nickte versonnen.
    «Ja, da hast du Recht. Die meisten Frauen leiden an diesem Wahnsinn. Ich nicht. Ich frage mich…» Sie brach ab.
    «Was denn?», fragte Krassnine neugierig.
    «Der Amerikaner ist in Sicherheit, trotz des Päckchens, das er bei sich trägt – ja, davon bin ich überzeugt. Aber später…»
    «Eh? Woran denkst du?»
    «Er wird sie natürlich einer Frau schenken», sagte Olga nachdenklich. «Ich frage mich, was dann geschieht…»
    Sie riss sich zusammen und ging zum Fenster. Plötzlich stieß sie einen Laut aus und rief ihren Gefährten.
    «Sieh mal, jetzt geht er die Straße entlang – der Mann, von dem ich gesprochen hatte.»
    Beide starrten gemeinsam hinunter. Eine schlanke, elegante Gestalt ging gemächlich vorbei. Sie trug Zylinder und Abendmantel. Als sie unter einer Laterne entlangging, fiel das Licht auf einen vollen weißen Schopf.

Zweites Kapitel

Monsieur le Marquis
     
    D er Weißhaarige ging ohne Eile seines Weges, anscheinend völlig gleichgültig seiner Umgebung gegenüber. Er bog in eine Seitenstraße nach rechts ein und in eine weitere nach links. Hin und wieder

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