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Der blaue Mond

Der blaue Mond

Titel: Der blaue Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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und den Kopf schüttelt.
    »Schön, dass du noch nicht zu erwachsen dafür bist, deinen alten Herrn zu umarmen«, sagt er lächelnd, während ich mich von ihm löse und entsetzt feststelle, dass ich echte Tränen in den Augen habe. Schnell mache ich mich an ein paar Büchern im Regal zu schaffen, bis ich sicher bin, dass die Gefahr gebannt ist. »Sorg dafür, dass du und deine Schwester gepackt habt und reisefertig seid. Ich will morgen früh zeitig aufbrechen.«
    Ich nicke und wundere mich über das seltsam hohle Gefühl in der Magengrube, das ich bekomme, als ich ihn gehen sehe. Nicht zum ersten Mal heute frage ich mich, was eigentlich mit mir los ist.
     

SECHSUNDVIERZIG
    »Vergiss es. Du bist nicht mein Boss, Ever!«, schreit Riley mit verschränkten Armen und finsterer Miene und rührt sich nicht vom Fleck.
    Ehrlich, wer hätte schon gedacht, dass eine vierzig Kilo schwere Zwölfjährige eine solche Naturgewalt sein könnte? Aber ich gebe auf keinen Fall nach. Sowie nämlich meine Eltern gegangen waren und Riley gefüttert und getränkt war, habe ich Brandon eine SMS geschickt und ihm geschrieben, er solle gegen zehn vorbeikommen, und das ist es jetzt gleich, also muss ich sie unbedingt ins Bett kriegen.
    Ich schüttele seufzend den Kopf und wünschte, sie wäre nicht so verflixt stur, aber ich bin bereit für den Kampf. »Ähm, ich sag's dir ja nur ungern«, erwidere ich. »Aber du irrst dich. Ich bin dein Boss. Von dem Moment, als Mom und Dad gegangen sind, bis zu dem Moment, in dem sie wiederkommen, bin ich zu hundert Prozent dein Boss. Und du kannst diskutieren, so lange du willst, das ändert rein gar nichts.«
    »Das ist so was von unfair!«, faucht sie. »Ich schwöre dir, sowie ich dreizehn werde, herrscht hier mehr Gleichberechtigung.«
    Doch ich zucke nur die Achseln, da ich darauf ebenso begierig warte wie sie. »Super, dann muss ich wenigstens nicht mehr den Babysitter für dich spielen und kann mein Leben wiederhaben«, sage ich und sehe ihr zu, wie sie die Augen verdreht und mit dem Fuß auf den Teppichboden tippt.
    »Also bitte. Hältst du mich für blöd? Glaubst du, ich weiß nicht, dass Brandon vorbeikommt?« Sie schüttelt den Kopf. »Wie aufregend. Wen juckt das schon? Ich will bloß fernsehen, weiter nichts. Du willst mich ja bloß deshalb loshaben, damit du das Fernsehzimmer für dich allein hast und mit deinem Freund auf dem Sofa rumknutschen kannst. Und genau das werde ich auch Mom und Dad erzählen, wenn du mich meinen Film nicht gucken lässt.«
    »Wie aufregend. Wen juckt das schon?«, sage ich, indem ich sie bis hin zum Tonfall perfekt imitiere. »Mom hat mir erlaubt, Freunde einzuladen, ätschbätsch.« Doch sowie es heraus ist, winde ich mich innerlich und frage mich, wer hier das Kind ist, sie oder ich?
    Ich schüttele den Kopf, da ich weiß, dass das nichts als eine weitere leere Drohung ist, doch da ich kein Risiko eingehen will, sage ich: »Dad will früh aufbrechen, und deshalb musst du genug schlafen, damit du morgen nicht total schlechte Laune hast. Und nur zu deiner Information: Brandon kommt nicht vorbei.« Ich grinse und hoffe, so die Tatsache zu vertuschen, dass ich eine miserable Lügnerin bin.
    »Ach ja?« Sie lächelt, und ihre Augen leuchten auf, während sie den Blick auf mich richtet. »Warum ist dann gerade sein Jeep in unsere Einfahrt eingebogen?«
    Ich drehe mich um und spähe aus dem Fenster, ehe ich mich erneut ihr zuwende und unhörbar aufseufze. »Okay. Schau deinen Film ruhig an. Was immer du willst. Ist mir doch egal. Aber wenn du Albträume davon kriegst, komm nicht heulend zu mir gekrochen.«
    »Sag mal Ever, was hast du eigentlich?«, fragt Brandon, während sein Gesichtsausdruck binnen Sekunden von neugierig zu verärgert wechselt. »Über eine Stunde lang habe ich gewartet, bis deine kleine Schwester endlich ins Bett geht und wir ungestört sind, und jetzt benimmst du dich so. Was ist los?«
    »Nichts«, murmele ich und weiche seinem Blick aus, während ich mein Oberteil zurechtziehe. Aus dem Augenwinkel beobachte ich, wie er kopfschüttelnd seine Jeans wieder zuknöpft - nachdem ich ihn gar nicht darum gebeten hatte, sie aufzuknöpfen.
    »Das ist doch lächerlich«, knurrt er immer noch kopfschüttelnd, während er seinen Gürtel schließt. »Ich fahr den ganzen Weg hier rüber, deine Eltern sind weg, und jetzt benimmst du dich wie ...«
    »Wie was?«, flüstere ich, weil ich will, dass er es sagt. Ich hoffe, er kann es in wenigen Worten

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