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Der blaue Mond

Der blaue Mond

Titel: Der blaue Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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her und sagt: »Du kannst nicht zurückkehren, Ever. Du kannst die Vergangenheit nicht ändern. Sie ist, wie sie ist.« Ich blinzele und begreife nicht, wovon sie redet. Doch gerade als ich nachfragen will, schüttelt sie den Kopf und spricht weiter. »Das hier ist unser Schicksal. Nicht deines. Hast du dir jemals überlegt, dass du vielleicht dazu bestimmt warst zu überleben? Dass es vielleicht nicht nur Damen war, der dich gerettet hat?«
    Ich starre sie mit offenem Mund an und versuche, aus ihren Worten schlau zu werden. Als ich mich im Auto umsehe und mich frage, ob meine Eltern etwas mitbekommen haben, sehe ich, dass alles wie versteinert ist. Die Hände meines Vaters kleben am Lenkrad, und seine starren Augen sehen blicklos nach vorne, während die Illustriertenseite meiner Mutter mitten im Umblättern stecken geblieben ist und Buttercups Schwanz schräg nach oben ragt. Selbst als ich aus dem Fenster schaue, sehe ich, dass sämtliche Vögel mitten im Flug erstarrt sind, während die anderen Autos um uns herum zum Stillstand gekommen sind. Als ich erneut Riley ansehe und ihren eindringlichen Blick wahrnehme, während sie sich zu mir herüberlehnt, wird klar, dass wir die Einzigen sind, die sich bewegen können.
    »Du musst zurückkehren«, sagt sie mit fester Stimme. »Du musst Damen finden, bevor es zu spät ist.«
    »Zu spät wofür?«, schreie ich und beuge mich zu ihr, weil ich jetzt unbedingt alles wissen will. »Und wer zum Teufel ist Damen? Warum nennst du diesen Namen? Was bedeutet das alles überhaupt?«
    Doch sie stößt mich weg, als wäre das alles nicht passiert.
    »Mann, rück mir nicht so auf die Pelle!« Sie schüttelt den Kopf. »Also echt, Ever. Es gibt Grenzen! Denn ganz egal, was er glaubt«, sie zeigt auf unseren Dad, »hab ich nicht das geringste Interesse an dir.«
    Sie wendet sich ab und beginnt zur Musik aus ihrem iPod mitzusingen. Mit rauer Stimme trällert sie einen Song von Kelly Clarkson auf eine Weise mit, wie er nie gedacht war. Sie ignoriert meine Mom, die lächelt und ihr einen kleinen Klaps aufs Knie versetzt, und meinen Dad, der mich erneut im Rückspiegel anschaut, wo sich unser Lächeln in exakt demselben Moment trifft und wir einen Witz teilen, der nur uns allein gehört.
    Ich lächele immer noch, als ein riesiger Holzlaster direkt vor uns einschert, seitlich unser Auto rammt und die ganze Welt schwarz werden lässt.
     

ACHTUNDVIERZIG
    Und im nächsten Moment sitze ich auf meinem Bett und habe den Mund zu einem stummen Schrei aufgerissen, der nie gehört werden konnte. Innerhalb eines Jahres habe ich meine Familie zum zweiten Mal verloren, und mir bleibt nur noch das Echo von Rileys Worten:
     
    Du musst Damen finden - bevor es zu spät ist!
     
    Ich springe vom Bett auf und rase in mein Fernsehzimmer, wo ich sofort den Minikühlschrank aufreiße und feststelle, dass Elixier und Gegengift weg sind. Ich habe keine Ahnung, ob das heißt, dass ich die Einzige bin, die in der Zeit zurückgereist ist, während alle anderen dageblieben sind, oder ob ich jetzt genau da weitermache, wo ich aufgehört habe - was heißt, dass Damen in Gefahr ist und ich davonlaufe.
    Ich spurte so schnell die Treppe hinunter, dass sie unter meinen Füßen verschwimmt, und weiß weder, welchen Tag wir haben noch welche Uhrzeit, aber ich weiß, dass ich es unbedingt zu Ava schaffen muss, ehe es zu spät ist.
    Doch gerade als ich am unteren Treppenabsatz ankomme, ruft Sabine: »Ever? Bist du das?«
    Ich erstarre und sehe sie um die Ecke kommen, eine fleckige Schürze umgebunden und einen Teller Brownies in der Hand.
    »Oh, gut.« Sie lächelt. »Ich habe gerade das Rezept deiner Mutter ausprobiert - du weißt schon, die Plätzchen, die sie immer gebacken hat? Probier doch mal eines und sag mir, was du davon hältst.«
    Vor Schreck kann ich nur noch blinzeln. Trotzdem ringe ich mir eine Geduld ab, die ich eigentlich nicht habe, und sage: »Die schmecken sicher toll. Hör mal, Sabine, ich ...«
    Doch sie lässt mich gar nicht ausreden, sondern neigt den Kopf und fragt: »Willst du nicht wenigstens eines probieren?«
    Ich weiß, es geht nicht nur darum, dass sie mich essen sehen will, sondern sie will auch meine Anerkennung. Unablässig fragt sie sich, ob sie überhaupt im Stande ist, für mich zu sorgen, und ob sie irgendwie für meine Verhaltensauffälligkeiten verantwortlich ist. Sie glaubt, wenn sie alles besser im Griff gehabt hätte, dann wäre das alles nicht passiert. Ich meine, meine brillante,

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