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Der blaue Mond

Der blaue Mond

Titel: Der blaue Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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keine Bulimie, und ich mache auch keine verrückte Diät. Ich hungere nicht, ich versuche nicht, in Größe 32 zu passen, und ich will auch nicht wie eine von den Olsen-Zwillingen aussehen. Ehrlich, Sabine, mache ich den Eindruck, als ob ich am Verhungern wäre?« Ich stehe auf, damit sie mich ungehindert in all meiner Enge-Jeans-Herrlichkeit betrachten kann, denn ich habe eher das Gefühl, dass ich ganz und gar nicht am Verhungern bin. Ganz im Gegenteil, irgendwie nehme ich permanent zu.
    Sie mustert mich. Und zwar eingehend. Sie fängt oben an meinem Kopf an und lässt den Blick bis hinunter zu meinen Zehen wandern, ehe er an meinen nackten Knöcheln hängen bleibt. Da meine Lieblingsjeans zu kurz ist, blieb mir nichts anderes übrig, als sie hochzukrempeln.
    »Ich dachte nur ...« Sie zuckt die Achseln, da sie nicht weiß, was sie sagen soll, nun, da die vorgelegten Beweise so eindeutig auf ein »Nicht schuldig« hindeuten. »Weil ich dich überhaupt nicht mehr essen sehe und du immer nur dieses rote Zeug trinkst...«
    »Und da hast du einfach angenommen, ich wäre von der jugendlichen Komasäuferin schlagartig zur magersüchtigen Hungerkünstlerin übergegangen?« Ich lache, damit sie weiß, dass ich nicht beleidigt bin - ein bisschen verärgert vielleicht, aber mehr über mich als über sie. Ich hätte es besser vortäuschen sollen. Ich hätte wenigstens so tun sollen, als würde ich etwas essen. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.« Ich lächele. »Ehrlich. Und nur um Missverständnissen vorzubeugen - ich habe weder vor, mit Drogen, Ritzen, Branding, Ziernarben oder Extrempiercing zu experimentieren noch mit sonst irgendetwas anzufangen, was es diese Woche in die Top Ten der Verhaltensauffälligkeiten bei Teenagern geschafft hat. Und nur der Vollständigkeit halber - dass ich dieses rote Zeug trinke, hat nichts damit zu tun, dünn wie ein Model sein oder Damen gefallen zu wollen. Es schmeckt mir einfach, weiter nichts. Außerdem weiß ich zufällig, dass Damen mich liebt und mich genauso akzeptiert, wie ich ...« Ich halte inne, als mir auffällt, dass ich gerade ein ganz neues, anderes Thema angeschnitten habe, das ich nicht weiter vertiefen will. Und noch ehe sie die Worte gefunden hat, die sich in ihrem Kopf zu formen beginnen, halte ich eine Hand in die Höhe und erkläre: »Und nein, das habe ich nicht gemeint. Damen und ich ...« Gehen miteinander, treffen uns, sind ein Paar, sind eng befreundet, auf ewig vereint. »Also, wir sind zusammen. Du weißt schon, fest, als Paar. Aber wir schlafen nicht miteinander.«
    Noch nicht.
    Sie sieht mich an, und ihre Miene ist so gequält und beklommen, wie ich mich tief drinnen fühle. Keine von uns möchte diesem Thema auf den Grund gehen, doch im Gegensatz zu mir hat sie das Gefühl, es sei ihre Pflicht.
    »Ever, ich habe nicht gemeint ...«, beginnt sie. Doch dann sieht sie mich an, ich sehe sie an, und sie beschließt achselzuckend, es einfach gut sein zu lassen, da wir beide wissen, dass sie genau das gemeint hat.
    Ich bin so erleichtert, dass es vorüber ist und ich relativ ungeschoren davongekommen bin, dass es mich kalt erwischt, als sie weiterspricht. »Ja, und da dir offenbar wirklich etwas an diesem jungen Mann liegt, finde ich, dass ich ihn kennen lernen sollte. Lass uns doch bald einmal zusammen essen gehen. Wie wäre es gleich dieses Wochenende?«
    Dieses Wochenende?
    Ich schlucke schwer, denn ich weiß genau, worauf sie aus ist; sie möchte nämlich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Bei einem Abendessen hat sie die ideale Gelegenheit, mich einen ganzen Teller voller Essen verputzen zu sehen, während sie sich Damen vornehmen und ihn nach Herzenslust ausquetschen kann.
    »Hm, das klingt gut, nur ist am Freitag die Premiere von Miles' Theaterstück.« Ich ringe darum, meine Stimme ruhig und gelassen klingen zu lassen. »Und hinterher gibt es noch eine Party, die wahrscheinlich ganz schön lange dauern wird, also ...«
    Sie nickt, ohne den Blick von mir zu wenden, der so unheimlich und wissend ist, dass ich ins Schwitzen komme.
    »Also wird es wahrscheinlich nichts werden«, schließe ich in dem Wissen, dass ich es irgendwann über mich ergehen lassen muss, aber hoffentlich lieber später als früher. Ich meine, ich liebe Sabine, und ich liebe Damen. Ich bin mir nur nicht sicher, dass ich sie zusammen lieben werde, vor allem dann, wenn das Verhör beginnt.
    Sie mustert mich noch einmal kurz, ehe sie nickt und sich abwendet. Und gerade als ich

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