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Der blaue Vogel kehrt zurück

Der blaue Vogel kehrt zurück

Titel: Der blaue Vogel kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arjan Visser
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…«
    »Willst du mich etwa mit deinen schlaffen Fäustchen hauen? Hast du dir mal deine schwabbeligen Arme angesehen? Na gut, zur Sache. Ich geb’s ja zu, ich komme dich nicht zum Spaß besuchen. So langsam frage ich mich, worauf du noch wartest. Ich meine, von mir aus darfst du ja noch eine Weile lang den Erleuchteten heraushängen lassen, aber du weißt genauso gut wie ich, dass du mit deinen Kräften am Ende bist. Glaubst du wirklich, dass es noch einen Unterschied macht, wenn du dich jedenTag mal eben an die Bettkante setzt und mit den Zehen wackelst? Oder brav deinen Teller leer isst? Und dann noch die ganzen Untersuchungen, jeden Tag. Das ist doch lächerlich. ›Wo sind Sie?‹, ›Welcher Tag ist heute?‹ Blödsinn, das weißt du doch genauso gut wie ich. Ich frage dich also noch einmal: Worauf wartest du? Willst du selbst was unternehmen oder sollen andere für dich entscheiden, wann es vorbei ist? Spürst du nicht, wie unruhig es in deinem Inneren wird? Stell dir mal vor: Diese ganzen Organe, jedes mit einer eigenen kleinen Absicht. Meiner Meinung nach wird dir fehlende Koordination bald einen Strick drehen. Die Leber – so ein nasser, roter Klumpen – will nichts mehr mit der Milz zu tun haben, dein Darm legt sich in Knoten, und dann wäre da noch das Herz, ja, das hat dir schon mal Sorgen gemacht, oder? Der Herzschlag, den du fast mit deinem Gehirn zu steuern scheinst; hast du dir mal überlegt, dass du sterben könntest, weil du dir einbildest, dein Herz schlägt nicht mehr? Und dass es dann vor lauter Schreck zu schnell schlägt und es in deiner Brust, in deiner Kehle so hektisch wird, dass dir das Blut zu Kopf steigt und es dich ungefähr dort, beim Herzen, sticht? Armer Jonah. Was meinst du? Ziehst du selbst den Schlussstrich? Kriegst den ganzen Krempel da drinnen unter Kontrolle, schließt die Tür hinter dir zu und steigst aus? Oder wirst du das Opfer einer Meuterei der Moleküle? Jeder sollte das Glück haben, erschossen zu werden, wenn er gar nicht damit rechnet, findest du nicht? Ich empfinde es als Privileg, dass ich ein paar Mal den Henker spielen durfte. Mit einem einzigen tödlichen Schuss, das ist natürlich am allerschönsten. Nicht nur für den Schützen, auch für sein Opfer. Da geht man gerade noch voll Kummer und Sorgen über die Straße, und eine Sekunde später ist alles verschwunden, aufgelöst, dank einer einzigen Kugel ist es vorbei. Keine Schmerzen, kein langer Leidensweg, keine Grübeleien über Gut und Böse.Aus und vorbei. Sehnst du dich nicht danach, Jonah? Nach dem Ende, meine ich?«
    »Eine tolle Rede, Delmonte, ich weiß aber immer noch nicht, was du hier zu suchen hast. Oder besser gesagt, weswegen ich dich hierherfantasiert habe.«
    »Okay, okay, soll ich es dir verraten? Ich bin gekommen, um dir zu erzählen, dass ich das war. Ich habe gehört, dass man dir Beruhigungsmittel gibt, und dachte mir: Am Ende kriegt der Jacobson noch Halluzinationen und bildet sich ein, er hat selber was damit zu tun.«
    »Was erzählst du da?«
    »Linda! Oder Catharina, ganz wie du willst. Ich habe sie niedergeschossen. Sie ist gestrauchelt, ihre Beine sind eingeknickt und dann ist sie gestürzt. Ohne einen Laut. Niemand hat mich gesehen. Oder doch, du. Zumindest habe ich dich zu mir schauen sehen. Vielleicht mochtest du deinen Augen nicht trauen, also will ich dir das noch einmal bestätigen, ein kleines Geschenk für dich, du darfst es mit ins Grab nehmen.«
    »Ja, ich habe dich gesehen. Vor allem habe ich dich abhauen sehen, du Feigling.«
    »Ja, ich hatte meine Aufgabe erledigt. Außerdem hatte ich an dem Morgen noch was anderes vor. Und du? Statt dich um sie zu kümmern, hast du dich aus dem Staub gemacht. Um deine Haut zu retten, hast du sie liegen lassen. Wer von uns beiden ist da nun der Schuft? Ich habe bloß meine Arbeit gemacht. In Gedanken bei den Idealen des Dritten Reichs, bei einer neuen Weltordnung. Du wolltest nur deine eigene jämmerliche Haut retten. Was für ein Held!«
    »Du bist verrückt.«
    »Für ein höheres Ziel war ich sogar bereit, jemanden niederzuschießen, der mir lieb war. Eigentlich hätte ich für eine Fraumehr Geld nehmen sollen. Schließlich ist es mir nicht ganz leicht gefallen. Diese Weiber verdrehen einem ganz schön den Kopf. Fünf Gulden extra, Schmerzensgeld. Einen Zehner mehr, wenn man mit ihr im Bett war … Ja, du sagst nichts, liegst bloß da mit deinen alten Knochen, aber ich weiß, dass du mir zuhörst. Hättest du nicht gedacht, was? Du

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