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Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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fortzufahren.
    Nunmehr, Gula, siehst Du sicherlich meine besondere Situation als Vorsitzender des Provisorischen Dorfrats. Einerseits verstehe ich die Stimmung der Abgeordneten völlig
    -    Hermann Spiegels Spionieren hatte ihre Wut geweckt. Schnüffeln ist, gleichgültig unter welchen Umständen, immer ekelhaft. Aber andererseits bin ich bekannt für meine feste Haltung in allem, was den Puritanismus in unseren Zeiten betrifft. Also erhob ich mich und verurteilte das Benehmen des Rats einem Mann gegenüber, der einfach seine Pflicht getan hatte. Ich erklärte den Abgeordneten, daß sie, die Spitzen des Volkes, vom Eigentum des Volkes nicht einmal einen Faden oder ein Schuhband nehmen dürften, besonders wenn eine so fragwürdige Regelung völlig unnötig gewesen war, denn wir hätten gesetzesmäßig eine anständige Menge Zement und verschiedenen Materials für den Bürgermeister und die übrigen Abgeordneten in Form eines Vorschusses auf ihre zukünftige Pension oder so irgend etwas im Budget untergebracht. Jedoch
    -    das machte ich klar - darf ein Vertreter öffentlicher Angelegenheiten niemals in Handlungen verwickelt werden, die sein Image verderben könnten.
    Stelle Dir vor, Gula-Liebling, daß gerade in diesem Augenblick der Barbier - dieses Lästermaul - aufsteht, mich unverfroren unterbricht und mich schamlos fragt: >Was für ein Recht haben Sie, Herr Ingenieur, sich in die internen Angelegenheiten des Dorfrats einzumischen, und wer hat Sie, Herr Ingenieur, eigentlich eingeladen, nichtöffentlichen Sitzungen beizuwohnen?< Nicht nur das, aber der Schuhflicker, Herr Gurewitsch, beleidigte mich ebenfalls gröblichst: >Das Willkommen eines Gastes hat seine Grenzen<, und sie seien keine Säuglinge mehr und brauchten daher keinen Lehrer und so weiter.
    Da alle Abgeordneten diesen zwei hochstaplerischen, unverschämten Kerlen gegenüber loyal waren, die übrigens unfähig sind, ohne mich auch nur einen Finger zu rühren, stand ich schweigend auf und erledigte sie mit dem Ausspruch: >Wehe dem Dorfe, das Amitz Dulnikker so behandelt!< Worauf ich hochaufgerichtet zu meinem Bett hinaufstieg.
    Es wird Dir daher jetzt klar sein, Gula, warum es zwingend notwendig ist, daß ich aus diesem stinkenden Loch herauskomme. Es ist schwer für mich, die vergiftete Luft dieses Nestes von Huliganen zu atmen, die mir so unverschämt Trotz bieten. Mein Fall ist jedoch ähnlich dem vieler Baumeister der Gesellschaft. Ein Mann versucht, rückschrittliche Massen auf ein anständiges Niveau zu heben, obwohl er immer alles selber machen muß. Und letzten Endes wird er von seinen Schützlingen mit Füßen getreten, genau wie Julius Cäsar und alle Habsburger, glaube ich. Außerdem sind die ersten Herbstregen gefallen, und im Dorf ist es plötzlich kalt geworden. Ich bin in meinem Zimmer mit meinen Gedanken eingeschlossen und komme in keinen Kontakt mit Menschen, denn ich habe mich von der schmutzigen Wirklichkeit entfernt und betrachte weltliche Angelegenheiten als eitlen Wahn. Au revoir, Geliebte meiner Seele, ich warte auf Dich.
    Dein
    Dulnikker
    P.S. Bring Reporter mit!
    Die Kräfte konsolidieren sich
    Dulnikker versiegelte den Umschlag, schrieb seine eigene Adresse darauf und übergab ihn seinem vertrauenswürdigen Freund, dem Tnuva-Chauffeur, mit dem ausdrücklichen Ersuchen, er möge das Schreiben so bald wie möglich Frau Dulnikker aushändigen. Er betonte dem Chauffeur gegenüber, es dürfe unter keinen Umständen im Dorf bekannt werden, daß er einen Brief abgesandt habe, weil die Dorfbewohner dem Schreiben wahrscheinlich alle möglichen irrigen Bedeutungen zumessen würden.
    Es war zu sehen, daß der Chauffeur die >heikle Situation< gut verstand.
    »Verlassen Sie sich auf mich, Herr Dulnikker«, versicherte er dem Staatsmann, als er den Umschlag in seine Mappe steckte. Gleich darauf eilte der Chauffeur zum Barbier hinüber und legte ihm den Brief mit dem Ausdruck seiner Hoffnung vor, daß sie, der Barbier und seine Frau, daran interessiert sein würden, ihn zu lesen, bevor er ihn bei der angegebenen Adresse ablieferte. Zur Ehre des Chauffeurs sei gesagt, daß es Gott behüte nicht grundloser Haß war, der sein Handeln lenkte. Er versuchte bloß, seine geschäftlichen Bande mit dem Bürgermeister mit dieser freundlichen Geste zu festigen, denn letzterer hatte in letzter Zeit die Liste der verlangten Waren absolut willkürlich zusammengestellt.
    Herr Hassidoff und Gattin öffneten hastig den Umschlag und lasen aufmerksam

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