Der Blinde Uhrmacher - Ein neues Plädoyer für den Darwinismus
eindrucksvolle Weise die Macht der natürlichen Auslese, wenn es darum geht, einen guten Bauplan zusammenzutragen. Doch daß sich die oberflächlich gesehen ähnlichen Baupläne ebenfalls unterscheiden, ist ein Beweis ihrer unabhängigen Ursprünge und Geschichten in der Evolution. Die Grundüberlegung ist: Wenn ein Entwurf gut genug ist, um sich einmal zu entwickeln, so ist dasselbe Entwurfsprinzip gut genug, sich, von verschiedenen Startpunkten ausgehend, in verschiedenen Teilen des Tierreichs zweimal zu entwickeln. Das wird nirgendwo besser deutlich als an dem bereits zu unserer grundlegenden Demonstration genutzten trefflichen Entwurf - an der Echoortung.
Das meiste, was wir über Echoortung wissen, stammt von Fledermäusen (und menschlichen Geräten), aber es gibt Echoortung auch bei einer Reihe anderer, nicht miteinander verwandter Tiergruppen. Wenigstens zwei getrennte Vogelgruppen bedienen sich der Echoortung, und Delphine und Wale haben sie bis zu einer sehr hohen Differenziertheit entwickelt. Außerdem wurde sie fast sicher von wenigstens zwei verschiedenen Gruppen von Fledertieren unabhängig voneinander »entdeckt«. Die Vögel, die sich der Echoortung bedienen, sind der Ölvogel (Guacharo) in Südamerika und der Höhlen- Salangan des Fernen Ostens (das sind die Vögel, deren Nester für Vogelnestsuppe benutzt werden). Beide Typen von Vögeln nisten in tiefen Höhlen, in die wenig oder gar kein Licht eindringt, und beide orientieren sich in der Dunkelheit mit Hilfe der Echos von den Schnalzlauten ihrer eigenen Stimme. In beiden Fällen sind die Laute für den Menschen hörbar, d. h., es ist kein Ultraschall wie bei den spezialisierten FledermausSchnalzlauten. Es hat wohl keine der Vogelarten die Echoortung zu einem solchen Grad der Verfeinerung entwickelt wie die Fledermäuse. Ihre Schnalzlaute sind weder modulierte Frequenzen, noch scheinen sie für die Geschwindigkeitsmessung mittels des Dopplereffekts geeignet. Wahrscheinlich messen sie, wie der Flughund Rousettus, lediglich das Intervall zwischen jedem Schnalzlaut und seinem Echo.
Wir können absolut sicher sein, daß die zwei Vogelarten die Echoortung unabhängig von den Fledermäusen und auch unabhängig voneinander erfunden haben. Die Beweisführung verläuft so, wie häufig von Evolutionstheoretikern angewandt: Wir schauen uns all die Tausende von Vogelarten an und beobachten, daß die große Mehrheit von ihnen keine Echoortung benutzt. Nur zwei isolierte kleine Vogelgattungen tun es, und diese zwei haben nichts anderes miteinander gemein, als daß sie beide in Höhlen leben. Zwar haben wahrscheinlich alle Vögel und Fledermäuse einen gemeinsamen Vorfahren, wenn wir ihre Abstammungslinien nur weit genug zurückverfolgen, doch war dieser gemeinsame Vorfahr auch der aller Säugetiere (einschließlich des Menschen) und aller Vögel. Die große Mehrheit der Säugetiere und die der Vögel benutzen keine Echoortung, genausowenig wie höchstwahrscheinlich ihr gemeinsamer Vorfahr (der ebensowenig flog - das ist eine weitere Technik, die in der Evolution mehrere Male unabhängig voneinander entwickelt worden ist). Daraus folgt, daß die Echoortung unabhängig voneinander von Fledermäusen und Vögeln herausgebildet wurde, ebenso wie sie unabhängig voneinander von britischen, amerikanischen und deutschen Wissenschaftlern entwickelt wurde. Dieselbe Art von Beweisführung in kleinerem Maßstab führt zu dem Schluß, daß der gemeinsame Vorfahr der Ölvögel und der Höhlen-Salangane ebenfalls keine Echoortung benutzte, und daß diese beiden Gattungen dieselbe Technik unabhängig voneinander entwickelten.
Auch im Kreis der Säugetiere sind Fledermäuse nicht die einzige Gruppe, die Echoortung unabhängig von anderen erfunden haben. Mehrere verschiedene Arten von Säugetieren, z. B. Spitzmäuse, Ratten und Robben, scheinen sich in geringem Maße der Echos zu bedienen, etwa wie blinde Menschen, doch die einzigen Tiere, die den Fledermäusen in der Verfeinerung Konkurrenz machen, sind die Wale. Wale sind in zwei Hauptgruppen unterteilt - Zahnwale und Bartenwale.
Beide sind natürlich Säugetiere, die von auf dem Land lebenden Vorfahren abstammen, und es wäre auch möglich, daß sie die Wal-Lebensform, von unterschiedlichen, auf dem Land wohnenden Vorfahren ausgehend, unabhängig voneinander »erfunden« haben. Zu den Zahnwalen gehören Pottwale, Schwertwale und die verschiedenen Delphinarten, die alle relativ große Beutetiere wie Fische und Tintenfische
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