Der Blinde Uhrmacher - Ein neues Plädoyer für den Darwinismus
jagen, die sie mit den Kiefern fangen. Mehrere Zahnwale, von denen lediglich die Delphine ausführlich erforscht worden sind, haben in ihrem Kopf ein raffiniertes Echolot entwickelt.
Delphine stoßen rasche Folgen hoher Schnalzlaute aus, einige für den Menschen hörbar, andere im Ultraschallbereich. Wahrscheinlich hat die »Melone«, die Wölbung vorn am Kopf des Delphins, die - eine lustige Koinzidenz - wie die auffällig herausragende Radarkuppel eines »Aufklärungs-Überwachungsflugzeugs Nimrod« aussieht, mit der Vorwärtsausstrahlung der Sonarsignale zu tun, aber ihre genaue Funktion kennen wir nicht. Wie die Fledermäuse geben sie bei normalem Herumschwimmen eine relativ langsame Rate von Schnalzlauten ab, die zu einem Hochgeschwindigkeitssummen (400 Schnalzlaute pro Sekunde) anwächst, wenn sich das Tier einer Beute annähert. Aber sogar die »langsame« Rate ist recht schnell. Wahrscheinlich sind die in schlammigem Wasser lebenden Flußdelphine die geschicktesten Echoorter, aber einige Delphine im offenen Meer haben sich bei Probemessungen ebenfalls als recht gut erwiesen. Ein Tümmler aus dem Atlantik kann allein mit Hilfe seines Sonars Kreise, Quadrate und Dreiecke (alle von der gleichen Standardgröße) unterscheiden. Er kann erkennen, welches von zwei Zielen näher ist, wenn der Unterschied, bei einem Gesamtabstand von ungefähr 6,5 Metern, nur etwa drei Zentimeter beträgt. Er kann in einer Entfernung von rund 65 Metern eine Stahlkugel von der Größe eines halben Golfballs entdecken. Diese Leistung ist nicht ganz so gut wie das Sehvermögen des Menschen bei gutem Licht, aber wahrscheinlich besser als unser Sehvermögen bei Mondlicht.
Jemand hat die faszinierende Idee geäußert, daß Delphine, wenn sie wollten, eine potentiell mühelose Methode besitzen, um sich gegenseitig »geistige Bilder« mitzuteilen. Sie müßten nichts anderes tun, als ihre hochgradig wandlungsfähigen Stimmen zur Imitation des Lautmusters zu benutzen, das durch die Echotöne eines besonderen Objektes erzeugt wird. Auf diese Weise könnten sie sich untereinander geistige Bilder solcher Gegenstände zuspielen. Es gibt jedoch keinen Beweis für diese ergötzliche Idee. Theoretisch könnten Fledermäuse dasselbe tun, Delphine erscheinen jedoch als geeignetere Kandidaten, da sie im allgemeinen geselliger sind. Sie sind wahrscheinlich auch »schlauer«, aber diese Überlegung ist nicht unbedingt relevant. Die Instrumente, die für die Kommunikation von Echobildern nötig wären, sind nicht komplizierter als die, die sowohl Vampire als auch Delphine sowieso für die Echoortung besitzen. Und es scheint ein einfaches Kontinuum zwischen der Nutzung der Stimme zur Erzeugung von Echos und ihrer Verwendung zu deren Imitation zu bestehen.
Es gibt also mindestens zwei Gruppen von Fledertieren, zwei Gruppen von Vögeln, Zahnwale und wahrscheinlich in geringerem Maße mehrere Arten von Landsäugetieren, die alle zu irgendeinem Zeitpunkt während der letzten 100 Millionen Jahre, von unterschiedlicher Grundlage ausgehend, konvergent die Sonartechnik entwickelt haben. Wir können heute nicht mehr herausfinden, ob irgendwelche anderen inzwischen ausgestorbenen Tiere - Pterodactylus vielleicht? - diese Technik ebenfalls unabhängig voneinander erfunden hatten.
Bisher kennt man weder Insekten noch Fische, die Sonar benutzen; es gibt jedoch zwei völlig verschiedene Gruppen von Fischen (eine in Südamerika und eine in Afrika), die ein in gewisser Weise ähnliches Navigationssystem entwickelt haben; es scheint mehr oder weniger ebenso kompliziert zu sein und kann als eine verwandte, aber eigenständige Lösung für dasselbe Problem angesehen werden. Es sind die sogenannten schwach elektrischen Fische. Das Wort »schwach« soll sie von den stark elektrischen Fischen unterscheiden, die elektrische Felder nicht zur Orientierung, sondern zur Betäubung ihrer Beute benutzen. Übrigens ist die Betäubungstechnik ebenfalls von mehreren nicht miteinander verwandten Gruppen von Fischen jeweils unabhängig erfunden worden, etwa von den Zitter-»Aalen« (die keine echten Aale sind, deren Gestalt jedoch mit der echter Aale konvergent ist) und von den Zitterrochen.
Die schwach elektrischen Fische Südamerikas und Afrikas sind ganz und gar nicht miteinander verwandt, aber beide leben in den entsprechenden Kontinenten in Gewässern desselben Typs, der für eine gute Sicht zu trübe ist. Das physikalische Prinzip, das sie nutzen - elektrische Felder im Wasser -,
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