Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Blinde Uhrmacher - Ein neues Plädoyer für den Darwinismus

Der Blinde Uhrmacher - Ein neues Plädoyer für den Darwinismus

Titel: Der Blinde Uhrmacher - Ein neues Plädoyer für den Darwinismus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dawkins
Vom Netzwerk:
Glück schreibt: »Methinks it is like a weasel«, ist eine sehr große Menge an Glück erforderlich, aber diese Menge ist immer noch meßbar. Wir haben die Wahrscheinlichkeit als etwa 10 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 (10 40 ) zu 1 errechnet. Niemand kann eine solch große Zahl wirklich verstehen oder sich vorstellen, und für unser Verständnis ist dieser Grad an Unwahrscheinlichkeit gleichbedeutend mit unmöglich. Aber obgleich wir dieses Maß der Unmöglichkeit mit unserem Verstand nicht begreifen können, sollten wir nicht einfach in Angst und Schrecken vor ihm davonlaufen. Die Zahl 10 40 mag sehr groß sein, aber wir können sie immer noch niederschreiben, und wir können sie immer noch in Berechnungen benutzen. Es gibt schließlich sogar noch größere Zahlen: 10 46 z. B. ist nicht einfach nur größer, wir müssen 10 40 eine Million mal zu sich selbst hinzuaddieren, um 10 46 zu erhalten. Was wäre, wenn wir auf irgendeine Weise einen Trupp von 10 46 Affen, jeden mit seiner eigenen Schreibmaschine, anheuern könnten? Siehe da, einer von ihnen würde gewichtig schreiben: »Methinks it is like a weasel«, und ein anderer würde fast mit Sicherheit tippen: »Ich denke, also bin ich.« Das Problem ist natürlich, daß wir nicht so viele Affen zusammentrommeln können. Wenn alle Materie im ganzen Universum zu Affenfleisch würde, wir hätten immer noch nicht genügend Affen. Das Wunder eines Affen, der »Methinks it is like a weasel« tippt, ist für uns quantitativ zu groß, meßbar zu groß, als daß wir es in unsere Theorien über das tatsächliche Geschehen hineinlassen könnten. Aber wir konnten das nicht wissen, bevor wir uns nicht hinsetzten und es ausrechneten.
    Es gibt also einige Größen reinen Glückszufalls, die nicht nur für unsere schwache und kleine menschliche Vorstellungskraft zu hoch sind, sondern auch zu hoch, um in unsere nüchternen Berechnungen über den Ursprung des Lebens hineingelassen zu werden. Aber, um die Frage zu wiederholen, eine wie große Menge an Glückszufall, ein wie großes Wunder, dürfen wir nun voraussetzen? Laufen wir dieser Frage nicht davon, einfach weil wir es hier mit großen Zahlen zu tun haben. Es ist eine völlig berechtigte Frage, und wir können zumindest niederschreiben, was wir wissen müßten, um die Antwort zu berechnen.
    Nun haben wir hier einen interessanten Gedanken. Die Antwort auf unsere Frage - die Frage, wieviel glücklichen Zufall vorauszusetzen uns erlaubt ist - hängt davon ab, ob unser Planet der einzige ist, auf dem es Leben gibt, oder ob das Universum überall reichlich mit Leben angefüllt ist. Das einzige, was wir mit Gewißheit wissen, ist, daß das Leben einmal entstanden ist, hier auf unserem eigenen Planeten. Aber wir haben nicht die geringste Vorstellung, ob es irgendwo sonst im Universum Leben gibt. Es ist ohne weiteres möglich, daß es keines gibt. Einige Leute haben ausgerechnet, daß es Leben anderswo geben muß, und zwar mit folgendem Argument (ich werde den Trugschluß erst später aufzeigen). Es gibt wahrscheinlich mindestens 10 20 (i. e. 100 Trillionen) mehr oder weniger geeignete Planeten im Universum. Wir wissen, daß hier auf der Erde Leben entstanden ist, also kann es nicht so völlig unwahrscheinlich sein. Daher ist es fast unvermeidlich, daß wenigstens einige unter all jenen Trillionen anderen Planeten Leben besitzen.
    Die schwache Stelle des Arguments ist die Schlußfolgerung, daß, da Leben hier entstanden ist, es nicht allzu schrecklich unwahrscheinlich sein kann. Wie der Leser bemerkt haben wird, geht die Schlußfolgerung von der Annahme aus, daß, was auch immer auf der Erde passiert ist, wahrscheinlich auch an anderer Stelle im Universum geschehen sein kann, und damit gilt die ganze Frage als bewiesen. Mit anderen Worten: Das statistische Argument, daß es Leben anderswo im Universum geben muß, weil es hier Leben gibt, baut als Annahme ein, was es sich zu beweisen vornimmt. Das bedeutet nicht, daß die Schlußfolgerung, überall im Universum gebe es Leben, unbedingt falsch ist. Meiner Schätzung nach ist sie sogar wahrscheinlich richtig. Es bedeutet nur, daß das spezielle Argument dafür überhaupt keines ist. Es ist nur eine Annahme.
    Machen wir uns, nur um der Diskussion willen, die alternative Annahme zu eigen, daß das Leben überhaupt nur ein einziges Mal, und zwar hier auf der Erde, entstanden ist. Wir geraten in Versuchung, gefühlsmäßig Einwände gegen diese Annahme zu erheben: Ist daran

Weitere Kostenlose Bücher