Der Blitz der Liebe
sagen: mit der gesamten Innenausstattung?« fragte Lord Heywood. »Nun, ich habe nichts dagegen, Heywood House so, wie es dasteht, zu vermieten.«
»Das bedeutet für uns eine große Erleichterung, Mylord«, erwiderte Mr. Walton. »Ich habe hier den Entwurf eines Mietvertrags mitgebracht. Sie werden ihn natürlich erst einmal Ihren Anwälten zeigen wollen, bevor Sie ihn unterzeichnen.«
»Natürlich«, gab ihm Lord Heywood recht. Dann sagte er, als müsse er diesen unerwarteten Glücksfall feiern: »Ich muß mich entschuldigen, Mr. Walton, daß ich Ihnen keine Erfrischung angeboten habe. Nach Ihrem furchtbaren Erlebnis auf der Fahrt hierher können Sie bestimmt eine Stärkung gebrauchen.«
»Vielen Dank, Mylord«, antwortete Mr. Walton. »Es war, das gebe ich zu, ein wenig aufregend.«
»Was möchten Sie gern?« fragte Lord Heywood. »Ein Glas Sherry?«
Mr. Walton schüttelte den Kopf. »Ich bin Abstinenzler. Alkohol ist mir nicht zuträglich.«
Lord Heywood sah Lalita an. »Ich bin sicher«, sagte er, »daß Mr. Walton ein Glas von deinem Pfirsichsaft zu schätzen wüßte.«
»Gewiß«, erwiderte sie und freute sich, daß Lord Heywood, wenn er sein Haus in London vermieten konnte, das Gefühl hatte, von ihrem Geld unabhängig zu sein.
Als sie aus dem Schreibzimmer trat und den Korridor entlanglief, sprach sie ein kurzes Gebet der Dankbarkeit: »Vielen Dank, lieber Gott, danke! Jetzt bin ich sicher, daß er sich nicht mehr weigern wird, mich zu heiraten.« Sie stieg in den Keller hinunter, nahm den gefüllten Krug und trug ihn vorsichtig in das Schreibzimmer, darauf bedacht, seinen Inhalt nicht zu verschütten.
Als sie das Zimmer betrat, saß Lord Heywood an seinem Schreibtisch vor einigen Papieren, und Mr. Walton stand neben ihm.
»Es scheint mir alles ganz klar zu sein«, sagte Lord Heywood gerade. »Ich sehe keinen Grund, warum ich ihn nicht sofort unterzeichnen sollte.«
»Ich versichere Ihnen, Mylord«, sagte Mr. Walton, »daß der Mietvertrag sowohl unserem Kunden als auch Eurer Lordschaft entgegenkommt.«
Als Lalita durch das Zimmer auf sie zukam, blickte Lord Heywood auf und sagte: »Ich lese ihn nur noch einmal durch. Trinken Sie ein Glas von diesem köstlichen Fruchtsaft. Er ist aus unseren Pfirsichen im Garten gemacht.«
»Ich habe noch nie Pfirsichsaft getrunken«, erwiderte Mr. Walton.
Lalita hatte ein Glas von dem Tablett in der Ecke des Zimmers genommen, und jetzt stellte sie es auf den Tisch und goß Saft aus dem Krug hinein.
Mr. Walton sah ihr dabei zu, und plötzlich rief er aus: »Wo haben Sie den Krug her?«
Lalita und Lord Heywood sahen ihn erstaunt an.
»Ich kann es nicht glauben«, fuhr Mr. Walton fort. »Es muß sich um eine Fälschung handeln, aber um eine ganz ausgezeichnete.« Er nahm den Krug Lalita aus der Hand. »Ich kann es nicht glauben!« sagte er noch einmal.
»Was sagen Sie da?« fragte Lord Heywood. Er sah den Krug an, den er bisher kaum wahrgenommen hatte.
Es war ein großer, ganz normal geformter, mit geometrischen Mustern in Rötlichbraun und Schwarz verzierter Henkelkrug.
Mr. Walton strich eine Weile mit den Fingern über den Krug, bis er schließlich sagte: »Ich bin sicher, daß er echt ist, und ich kann mir vorstellen, daß er eines der besterhaltenen Beispiele ist.«
»Ein Beispiel wofür?« fragte Lord Heywood.
»Für athenische geometrische Tongefäße, die um etwa 750 vor Christi Geburt hergestellt wurden.«
Lalita stieß einen Schrei aus. »Meinen Sie, er ist wertvoll?«
»Sehr, sehr wertvoll«, erwiderte Mr. Walton, »und es ist Wahnsinn, ihn, wie Sie es offensichtlich machen, als normalen Krug zu benutzen.«
Lalita blickte Lord Heywood an. »Ich weiß, daß er nicht im Inventar steht.«
»Nein, darin ist nichts Griechisches aufgeführt«, erwiderte Lord Heywood. Er zog die Schublade seines Schreibtisches auf und holte das Inventar heraus. Als er es auf den Schreibtisch legte, sagte er: »Ich erinnere mich jetzt, daß mein Großvater eine Griechenlandreise machte, als er schon älter war. Ich glaube, das Inventar wurde vor dieser Reise angelegt, die, nebenbei gesagt, seine letzte war.«
»Wenn das so ist«, sagte Lalita schnell, »dann können noch andere Kunstgegenstände im Haus sein.«
»Andere Kunstgegenstände?« fragte Mr. Walton und hob dabei die Stimme. »Wollen Sie damit sagen, daß es hier noch andere Tongefäße gibt, die so wertvoll wie dieses sind?«
»Wir können uns auf alle Fälle umsehen«, meinte Lord Heywood. »Wo hast du
Weitere Kostenlose Bücher