Der Blitz der Liebe
Lalitas Namen aufschreiben mußte, und er sagte zu dieser: »Es klingt absurd, mein Liebling, und keiner würde es mir glauben, aber ich kenne deinen Namen nicht.«
»Er ist Duncan.«
»Es ist jetzt an der Zeit«, erwiderte Lord Heywood, »daß du mir dein Geheimnis enthüllst.«
»Es ist eine lange Geschichte, und wir haben heute so viel zu tun«, erwiderte Lalita. »Kann die Sache bis heute abend warten?«
»Wenn du willst«, meinte Lord Heywood.
Er merkte nicht, daß Lalita fieberhaft überlegte, wie sie es anstellen sollte, ihm ihr Geheimnis weiter zu verheimlichen. Heute abend werde ich eine neue Ausrede erfinden, beschloß sie, denn sobald wir verheiratet sind, kann er nichts mehr ändern, so wütend es ihn auch machen wird.
Als Carter gegangen war, ritten Lord Heywood und Lalita aus.
Sie beschlossen, nichts allzu Anstrengendes zu unternehmen, weil Conqueror nach den zwei langen Reisetagen müde war. Da Carter auf Waterloo nach London geritten war, ritt Lalita das Pferd vom Pachtgut.
Sie waren es ganz zufrieden, langsam durch den Wald zu reiten, miteinander zu reden oder einfach zu wissen, daß sie sich auch ohne Worte verstanden.
Als sie zurück waren, machten sie sich wieder an die Arbeit in der Kapelle. Bei ihrem Eintritt flatterten zwei kleine Vögel an der Decke herum, und Lord Heywood sagte: »Wir müssen jemand holen, der uns ein paar Glasscheiben einsetzt, obwohl mir scheint, daß es billiger wäre, wenn ich auf einer Leiter hinaufklettern und die Löcher mit Papier bedecken würde.« Er fing an, den Fliesenboden noch einmal zu kehren, während Lalita das Geländer um die Kanzel und die Kerzenleuchter polierte, die sie hinter dem Altar gefunden hatte.
Erst als sie eine Pause einlegten, da es Zeit zum Mittagessen war, fragte Lalita: »Glaubst du, daß Carter schon heute nachmittag zurück ist?«
»Er hat mir versichert, daß er so rechtzeitig da ist, daß er unser Abendessen zubereiten kann«, erwiderte Lord Heywood.
»Dann können wir also morgen heiraten?«
»Warum nicht?« fragte Lord Heywood. An ihrem strahlenden Gesicht erkannte er, wie sehr sie die Vorstellung erfreute.
Dann zog sie die Schürze aus, die sie über einem hübschen Musselinkleid trug, das seiner Mutter gehört hatte, und sie gingen den Korridor entlang, der von der Kapelle zum Mittelbau des Schlosses führte.
Sie waren gerade in der Halle angekommen, als sie das Geräusch von Wagenrädern hörten.
Lalita sah Lord Heywood unsicher an. »Es kommt jemand«, sagte sie schnell. »Soll ich mich verstecken?«
»Auf keinen Fall«, erwiderte er. »Wir werden bei unserer Geschichte bleiben und behaupten, daß wir verheiratet sind.« Er trat vor das Portal.
Ein Mann kam die Stufen herauf, und hinter ihm war eine Kutsche zu sehen.
Während Lord Heywood das Bild noch in sich aufnahm, hörte er Lalita auf einmal einen unterdrückten Schrei ausstoßen, und als der Mann in die Halle kam, sagte sie kaum hörbar: »Onkel Edward!«
Der Mann hatte eine lange Nase und Augen, die zu dicht beieinander zu stehen schienen, und er hatte etwas Liederliches, ja Abstoßendes an sich. »Hier bist du also!« sagte er. »Hier hätte ich dich am allerwenigsten erwartet. Aber als Lady Irene Dawlish in meinem Haus vor dem Sturm Schutz suchte und die Frau beschrieb, die ihr Liebhaber geheiratet hatte, da wußte ich, ich bin auf der richtigen Spur.«
Lord Heywood spürte, wie Lalita neben ihm zitterte, trat vor sie hin und sagte: »Da Sie sich nicht vorgestellt haben, würde ich gern Ihren Namen erfahren. Meiner ist, wie Sie wahrscheinlich wissen, Heywood!«
»Und meiner ist, wie Sie ebenfalls sehr wohl wissen, Edward Duncan!« lautete die Antwort. »Auch wenn Sie, Lord Heywood, sich vielleicht für sehr schlau halten, betrachte ich Sie doch als schmutzigen, hinterhältigen Mitgiftjäger. Aber Sie kommen mit Ihrem Plan nicht durch!«
Lord Heywood starrte ihn erstaunt an.
»Wenn Sie sich einbilden«, fuhr Lalitas Onkel fort, und seine Stimme wurde vor Zorn noch lauter, »daß Sie eine reiche Erbin entführen und diese ohne Einwilligung ihres Vormunds heiraten können, dann täuschen Sie sich!«
»Nein, nein, Onkel Edward!« rief Lalita und ging auf ihn zu. »Was du da sagst, ist nicht wahr! Lord Heywood hat keine Ahnung, daß ich vermögend bin. Er hat mich geheiratet, weil wir uns lieben, und daran kannst du nichts mehr ändern!«
»Wohl kann ich das, und ich werde alles tun, was in meiner Macht steht!« sagte Edward Duncan. »Kein Gericht, das
Weitere Kostenlose Bücher