Der Blutkönig: Roman (German Edition)
Unschuldigen schaden , wog Tris die Vor- und Nachteile ab. Aber das könnte auch jeder lebendige Soldat tun, und ich habe Soterius und Mikhail ausgeschickt, eine Armee aus Unzufriedenen und Gesetzlosen zu bilden. Das kann den Lebenden ebenso schaden . Er erinnerte sich an die Wut, das Verlangen und den Verlust, den er in den Geistern von Ruune Videya gespürt hatte. Ihnen war die Rache lange verweigert worden, sie waren nicht in der Lage gewesen, ihre Rache an denen zu nehmen, die ihnen das Leben ungerechtfertigt genommen hatten. Endlich nickte Tris ernst. Er streckte seine Hand segnend über die knienden Geister und erteilte ihnen den Auftrag.
»Dann geht zu den Orten, wo ihr ruht, mit der Kraft, eure Geister für die Lebenden sichtbar zu machen. Nehmt eure Rache, aber erhebt die Hand nicht gegen den Unschuldigen, selbst wenn er die Farben der Krone trägt. Schwört ihr das?«, fragte Tris. Macht erfüllte ihn, als er seine Hände segnend erhob.
»Wir schwören, Herr der Toten«, antworteten die Geister mit Stimmen, die wie ein ferner Sturm klangen.
»Dann steht auf und kämpft. Wenn dieser Krieg vorbei ist, kehrt zu mir zurück, und ich werde euch zur Lady hinübergehen lassen.«
»So soll es sein.« Die Geister wandten sich noch einmal mit einer Abschiedsgeste ihren Lieben zu. Ihre Abbilder wurden blasser, bis sie schließlich verschwunden waren und nur das Klagen der Zurückgebliebenen übrig blieb.
»Danke, mein Prinz«, sagte Nasha und die Flüchtlinge stürzten vor, um Tris durch Tränen hindurch zu danken.
»Es gibt noch andere, die Eure Hilfe benötigen«, sagte Nasha. »Noch mehr Angehörige der Scirranish . Vielleicht, Prinz Drayke, wenn wir alle unsere Antworten haben, habt Ihr eine Armee.« Er verbeugte sich noch einmal tief und die Gruppe ging zur Tür. Tris zog sich zu seinem Stuhl zurück, emotional erschöpft. Vahanians Gesicht verbarg seine Gefühle nicht.
»Wenn der Rest von denen im Vorraum aus dem gleichen Grund hier ist, wird es eine lange Nacht«, meinte er. Er sah Tris an. »Ich sollte mir wahrscheinlich Sorgen machen, dass es mir nicht mehr seltsam vorkommt, wenn du derartige Dinge tust. Aber Geister, die Soldaten angreifen – bist du sicher, dass das richtig ist?«
Tris zuckte mit den Achseln. »Nicht mehr als über die anderen Pläne, die wir haben. Söldner, die bereit sind, in Margolan einzumarschieren, wenn ich das Signal gebe. Vayash Moru, die selbst entscheiden dürfen, ob sie gegen das Abkommen verstoßen. Ban und Mikhail, die Deserteure zusammensuchen und sie gegen die Armee einsetzen. Diese Geister sind von margolanischem Blut, genau wie die Fahnenflüchtigen und die Vayash Moru. Es scheint mir, dass wir alle Hilfe benötigen werden, die wir nur kriegen können.« Er machte eine Pause. »Seit dem Treffen mit dem Blutrat hat Gabriel die Nachricht von dem Entschluss zu den Vayash Moru-Häusern in Margolan gebracht. Er sagt, viele von ihnen werden gegen Jared kämpfen.«
»Wir müssen durch ganz Margolan, wenn wir nach Shekerishet wollen«, meinte Vahanian. »Lass uns sichergehen, dass jedem klar ist, auf welcher Seite er steht.«
W IE N ASHA ES gesagt hatte, waren die meisten Bittsteller im Vorraum Familien der Scirranish. Einige kamen aus Margolans Ebenen und manche aus den Grenzlanden, einige aus den südlichen Ländern in der Nähe Trevaths und ein paar aus den Bergen, aber alle kamen mit derselben Geschichte und derselben Bitte. Nach der Neunten Stunde kam Gabriel, um Vahanian abzulösen.
Jede Gruppe, die in dieser Nacht kam, erzählte von Abscheulichkeiten, die Tris bis ins Mark erschütterten. Einer der Männer, die zu Tris’ Hof kamen, erzählte von der Suche nach seiner vermissten Tochter und wie er einen Leichenhaufen in Shekerishets Abfall gefunden hatte, Leichen derer, die Arontala gefangen genommen und gefoltert hatte, um die Schwächen der Schwesternschaft herauszufinden. Die Stimme des Mannes brach, als er die verstümmelten Körper beschrieb, jeder mit dem Zeichen seines Folterknechts. Einige hatten zerschmetterte Füße oder Glieder, die in kochendes Öl getaucht worden waren und an denen sich das Fleisch von den Knochen geschält hatte. Andere waren mit flüssigem Blei verbrannt worden, oder mit heißen Schürhaken geblendet worden. Ein paar, so sagte der Mann, waren von schweren Felsbrocken zerdrückt worden, mit Gewichten, die langsam erhöht worden waren, wenn das Opfer seine Geheimnisse nicht preisgeben wollte, bis die Steinblöcke Knochen zerbrachen
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