Der Blutkönig: Roman (German Edition)
mich aus eigener Kraft nicht zeigen.«
»Was soll ich für dich tun?«
»Ich wollte nie, dass sie um mich trauert. Vielleicht, mein Lord, könnt Ihr mich ihr zeigen, dass sie überzeugt ist, mich ruhen zu lassen und sie könnte ohne Schuld leben.«
»Ich warne dich«, meinte Tris. »Carina steht unter meinem Schutz. Sie ist eine Verwandte meiner eigenen Verlobten und daher bald mit mir verwandt. Sie hat eine Menge durchgemacht und sie ist bis zur Erschöpfung ausgelaugt durch die Ausbildung, durch die wir gemeinsam gehen. Wenn du ihr Frieden geben kannst, indem du dich ihr zeigst, dann tu das. Aber wenn du ihr nur Trauer bringst, dann überlasse sie denen, die sie lieben.«
Ric sah gequält aus. »Ich wollte ihr nie Schmerz zufügen. Ich schwöre es bei der Lady auf meine Seele. Carina gibt sich selbst die Schuld an meinem Tod, aber ich weiß, dass dieser in der Hand der Lady liegt. Ich will sie befreien, damit sie ihr Leben leben kann und ich meinen Frieden habe.«
Tris sah Ric noch einmal schweigend an. Dann drehte er sich zu Gabriel um. »Schick nach Carina.«
Obwohl es spät war, erschien Carina umgehend, was Tris Verdacht schöpfen ließ, dass sie noch in alten Folianten der Heilkunst gelesen hatte. »Bist du krank? Gibt es ein Problem?« Carina stürzte auf Tris zu. Dann erstarrte sie mitten im Schritt, als sie die zusätzliche Präsenz im Raum spürte. Bevor sie sich umdrehen konnte, nahm Tris Carina sanft bei den Schultern.
»Da ist jemand, der mit dir sprechen will«, sagte Tris vorsichtig und sah eine Mischung aus Schmerz und Furcht in ihren Augen. »Er schwört, dass er dir nur Gutes wünscht. Wenn du ihn nicht sehen willst, dann schicke ich ihn fort.«
»Nein.« Ihre Stimme klang erstickt. »Das ist in Ordnung.«
Die Schultern straffend drehte Carina sich langsam zu den Schatten bei der Feuerstelle um. Dann trat Ric aus ihren Tiefen hervor. Tris verlieh ihm die Kraft, sich Carina zuliebe ohne seine Todeswunde sichtbar zu machen.
»Ich hatte nicht geglaubt, dass du jemals zurückkommen würdest«, sagte Ric.
Carina versuchte nicht, die Tränen fortzuwischen, die ihr die Wangen herunterliefen. »Ich wollte es auch nicht. Ich hatte nicht das Recht zu leben, wo ich dich nicht retten konnte.«
Ric kam näher. »Gregor ist ein Hund. Ich habe versucht, dich fortzustoßen, als mein Geist den Körper verließ, aber … es ist etwas seltsam. Ich konnte dich nicht entbinden und ich wollte dich nicht mitziehen. Ich bin bei dir geblieben, in der Zitadelle, aber du konntest mich nicht sehen. Dann kam Cam und hat dich mitgenommen und ich wusste nicht, was aus dir geworden war, bis ich spürte, dass du wieder in der Stadt warst.«
»Es tut mir so leid …«
Ric streckte die Hand aus, um ihr über die Wange zu streichen. »Genug davon jetzt, meine Geliebte. Ich habe über dich gewacht, seit ihr über die Gibbet-Brücke gekommen seid. Du kannst mich nicht als Entschuldigung benutzen, um nicht zu leben, Carina. Du hast lange genug getrauert.«
»Ich wollte dir treu sein.«
Ric lächelte traurig. »Und das warst du. Lange genug, meine Geliebte. Deine Schuldgefühle binden mich an diesen Ort und ich will ruhen. Du musst mich gehen lassen.«
»Wie kann ich dich gehen lassen, wenn ich dich liebe?«
»Behalt mich in deiner Erinnerung«, bat Ric und berührte ihr Haar. »Aber du bist zu jung, um um die Toten zu trauern. Besonders, wenn es einen anderen, mir ebenbürtigen Waffenbruder gibt, der dich liebt.«
Carina wurde rot. »Aber ich – ich meine, wir haben nicht –«
Ric lachte leise und nahm ihre Hände. »Du schuldest mir keine Erklärungen oder Entschuldigungen, meine Geliebte. Ich bin zurückgekommen, weil ich fürchte, dass du dich, ohne dass du es von mir selbst hörst, weiterhin selbst bestrafen wirst. Folge deinem Herzen, Carina. Was auch immer du entscheidest, tu es, weil du es fühlst, nicht aus irgendeiner erfundenen Pflicht mir gegenüber.«
Carina blinzelte sich die Tränen aus den Augen. Auch wenn er substanzlos war, legte Ric die Arme um sie. »Wenn ich ein wenig schneller mit meinem Schwert gewesen wäre, dann hätten wir jetzt die Zukunft, von der wir geträumt haben«, meinte er. »Aber das ist uns verschlossen. Versprichst du mir, dass du mich wirst gehen lassen?« Er lächelte traurig, als Carina ihre Tränen fortwischte. »Sogar in den Armen der Lady werde ich das sehen und es wissen.«
»Wenn es das ist, was du willst.«
»Ich will es, weil ich dich immer noch liebe«, sagte Ric.
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