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Der Blutkönig: Roman (German Edition)

Der Blutkönig: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutkönig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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uns haben sie dem Hunger überlassen.« Neben Tris murmelte Vahanian einen kräftigen Fluch.
    »Wie kann ich euch helfen?«, fragte Tris und unterdrückte den Zorn, der über Jared in ihm aufstieg.
    »Ihr seid ein Seelenrufer«, sagte Nasha. Wir wissen nicht, was mit den Scirranish passiert ist. Wir wissen nicht, ob wir ihren Übergang beweinen müssen und ihnen Geschenke für die Lady opfern müssen oder ob sie noch leben und wie durch ein Wunder wieder zu uns zurückkommen werden. Wir flehen Euch an, Prinz Martris, zeigt uns ihr Schicksal, auf dass wir Frieden finden.«
    Jedes Gesicht in der Gruppe sah ihn in verzweifelter Hoffnung an. Tris erhob sich und trat zwischen die Flüchtlinge. Vahanian kam hinter ihm her und die Menge teilte sich. »Ich will euch soviel zeigen, wie ich kann«, sagte Tris.
    Tris hauchte ein Gebet an die Lady, als er seine Schutzzauber hob und sich den Ebenen der Geister öffnete. Seine Gedanken konzentrierten sich nacheinander auf jedes der Gesichter vor ihm. Als er das tat, rief er gleichzeitig die vermissten und die wandernden Geister. Jeder der Bittsteller flüsterte die Namen der Vermissten. Langsam spürte er am Rand seiner magischen Sinne, wie dichte Wolken voller Schnee, die Geister seinem Ruf folgten. Er kämpfte mit seinen eigenen Gefühlen, als die Geister sich selbst vorstellten: Männer, die die Narben von Kampf und Folter trugen, Jungen, die nicht einmal alt genug waren, ein Schwert zu heben, von der Schlacht gezeichnet, Mädchen, die noch nicht im heiratsfähigen Alter waren, deren Geister die Spuren ihrer Schande und des Todes trugen.
    »Die Vettel soll Jareds Seele holen«, fluchte Vahanian, als Tris seine Kraft konzentrierte und die Geister sichtbar werden ließ. Um ihn herum waren Rufe, Schluchzer und die schrillen Schreie von Trauernden zu hören, als die Lebenden ihre Toten erkannten. Tris schob seine Gefühle beiseite, sodass er sich stärker auf seine Kraft konzentrieren konnte. Die Geisterbilder wurden fester, deutlicher und Tris gab ihnen die Macht, laut zu sprechen, sodass er nicht für jeden einzelnen sprechen musste.
    In Gruppen von Zweien oder Dreien hießen die Flüchtlinge ihre Toten willkommen, in Tränen aufgelöst über die Gewalt ihres Dahinscheidens und die Sicherheit ihres Todes und erleichtert, endlich Gewissheit zu haben. Die Emotionen der Lebenden konnte Tris aus seinem Bewusstsein ausschließen, doch die starken Gefühle der Toten spülten wie gewaltige Wellen über ihn hinweg. Langsam wurde der Raum still. Tris sah zu den Flüchtlingen und ihren Toten.
    »Möchtet ihr jetzt zur Lady übergehen?«
    »Mit Eurer Erlaubnis, Herr der Toten, wir sind uns einig«, sagte ein stämmiger Geist, der am Hals die Narbe eines Galgens trug. »Wir sind nicht bereit zu ruhen, bis Jared und sein Magier vernichtet sind.«
    »Was soll ich tun?«
    Die Geister kamen auf ihn zu und ließen ihre Lieben hinter sich. Sie bildeten eine feste Reihe vor Tris. »Ist es wahr, dass Ihr König Jared herausfordern wollt?«, fragte der stämmige Mann.
    »Das ist wahr.«
    »Dann wünschen wir zu kämpfen«, sagte der Geist. »Herr der Toten, gewähre uns diese Bitte. Lass uns zu den Plätzen zurückkehren, an denen wir begraben sind. Gib unseren Geistern die Macht, uns unter den Lebenden zu zeigen und gehört zu werden. Unsere Leichen liegen entlang den Straßen und in den Gräben. Wenn Jareds Soldaten vorbeikommen, dann werden unsere Geister aufstehen und Rache nehmen.«
    »Scheint so, als hätten wir da mal einen ganzen Wald voll gehabt«, murmelte Vahanian fast unhörbar.
    »Wie könnt ihr versprechen, dass nur die Schuldigen bestraft werden?«, fragte Tris. »Meine Freunde und ich wären von den Geistern in Ruune Videya beinahe getötet worden. Diese Geister waren ebenso von einem ungerechten König abgeschlachtet worden. Sie haben jede lebende Seele gehasst.«
    Der stämmige Geist kniete sich hin, um Treue zu schwören und die anderen folgten seinem Beispiel schweigend. »Ihr seid der Herr der Toten und der rechtmäßige König von Margolan«, sagte er. »Wir sind Euch zu Diensten. Wir wollen Jareds Soldaten für das bezahlen lassen, was sie uns gestohlen haben. Möge meine Seele zu der Formlosen gehen, wenn ich Unschuldige dafür bezahlen lasse«, gelobte er und die anderen Geister murmelten ihr Einverständnis. Tris lief ein Schauer über den Rücken, als er sich an die Nähe dieses dunklen und furchtbaren Aspekts der Göttin erinnerte.
    Sie könnten diesen Eid vergessen und

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