Der Blutkönig: Roman (German Edition)
Schwester Taru – sind deutlich in der Minderheit. Ihr versteht sicher, dass Ihr die Zitadelle nicht mehr werdet verlassen können, bis die Soldaten besiegt sind.«
»Ich nehme nicht für mich in Anspruch, Magie oder die Magier verstehen zu wollen«, sagte Soterius. »Aber ich verstehe den Eid, den ich Tris geschworen habe. Und ich könnte ihn schlecht erfüllen, wenn ich in einen Turm gesperrt wäre!«
»Das verstehe ich. Aber eine große Streitmacht ist auf dem Weg hierher, mit Belagerungsgerät. Wir können Euch nicht erlauben, zu gehen, bis diese Konfrontation beendet ist – ich fürchte, sonst würden Euch die margolanischen Truppen gefangen nehmen!«
»Wir können hier nicht einfach herumsitzen«, warf Mikhail ein. »Wir haben eine Aufgabe zu erledigen.«
Fallon sah ruhig auf die beiden Männer herab, als dächte sie darüber nach. »Ja, das habt Ihr«, stimmte sie zu. »Und vielleicht hat Euch die Lady aus diesem Grund zu uns gebracht.«
»Also warten wir einfach ab? Das gefällt mir nicht.« Soterius begann auf und ab zu gehen. »Eine Belagerung könnte Monate dauern! Wir haben einfach nicht so viel Zeit!«
»Vielleicht«, unterbrach Fallon sanft, »werden die Ereignisse ihren eigenen Verlauf nehmen. Aber heute, und für die nächste Zeit, wie ich fürchte, wird dies Eure Heimat werden. Ruht Euch aus. Ihr seht aus, als wäret Ihr lange unterwegs gewesen. Eine unserer Schwestern wird Euch Eure Räume zeigen und Euch etwas zu essen bringen. Eure Zimmer sind in den unterirdischen Stockwerken, in die keine Sonne vordringt.« Sie drehte sich um. »Bevor Ihr kamt, war ich unterwegs zu einem Ratstreffen. Wir müssen uns auf den Angriff vorbereiten.«
»Wir sind dankbar für die Unterkunft«, sagte Soterius mit einem Seitenblick auf Mikhail. »Aber wir beide sind Soldaten und wir lieben die margolanischen Truppen nicht gerade. Gebt uns die Gelegenheit zu helfen.«
Sie schien dieses Angebot in Betracht zu ziehen. »Ja, es könnte in der Tat einen gewissen Sinn haben, dass Ihr hier seid.« Fallon signalisierte einer Schwester, Soterius und Mikhail in ihre Zimmer zu bringen.
Soterius und Mikhail fanden sich selbst in zwei angrenzenden, sparsam eingerichteten Räumen wieder, mit einer kleinen Sitzgruppe dazwischen. Eine andere Schwester kam mit einer Platte gepökeltem Schweinefleisch und einer Schüssel gekochter Eier für Soterius und einer Karaffe frischen Ziegenbluts für Mikhail. In den Wochen, seit sie Fahnlehen verlassen hatten, hatte Soterius sich an die Nahrungsauswahl des Vayash Moru gewöhnt. Sie machte ihm nichts mehr aus. Er sah Mikhail nicht mehr beim Trinken zu oder machte sich irgendwelche Gedanken darüber.
»Ich denke nicht wie Schwester Fallon, dass wir aus einem bestimmten Grund hier sind«, brummte Soterius.
»Ich habe immer geglaubt, dass die Lady ihre Hand über denen hält, die für sich selbst sorgen. Wenn wir hier, wo die Lady uns hingeführt hat, also tun, was wir können, dann können wir vielleicht auch die Lage der Dinge ändern, die später passieren.«
»Vielleicht«, sagte Soterius nachdenklich. »Wer hier könnte margolanische Taktik besser kennen als du und ich? Wenn jemand die Schwächen dieses Heers herausfinden kann, dann sind wir das.«
»Da hast du recht.«
»Wir müssen an den Strategiebesprechungen der Schwesternschaft teilnehmen. Wir wissen nicht einmal, wie diese Zitadelle bewaffnet ist oder wo sie verwundbar ist. Ich würde lieber kämpfen, als hier herumsitzen und darauf warten, dass die Schwestern uns retten.«
F ALLON MUSSTE NICHT erst überzeugt werden. Als die Abendglocken läuteten, fanden Soterius und Mikhail auf ihrem Weg durch die fensterlosen, gewundenen Korridore zu einem Kriegsrat der Schwesternschaft. Soterius fühlte die aufregende, durch Furcht geschärfte Erwartung, die vor einer Schlacht immer in ihm aufkam. Mikhail, der normalerweise eine undurchdringliche Miene zur Schau stellte, sah so nervös aus wie eine Katze.
Fallon brachte sie mit einem Lichtball aus blauem, magischem Feuer, den sie in der Hand trug, durch die Korridore, und hielt vor einer großen, hölzernen Tür an. Eisenbeschlagen und uralt, schwang sie auf und gab einen großen, runden Raum frei, der von hellen Fackeln und einem lodernden Feuer in einem großen Kamin erleuchtet wurde. An den Steinwänden hingen Tapisserien mit Szenen von Schlachten, deren Namen im Laufe der Zeitalter verlorengegangen waren. In der Mitte stand ein großer Tisch mit einer wuchtigen Kristallkugel
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