Der Blutkönig: Roman (German Edition)
zum Hellsehen. Am Tisch saßen acht Schwestern in brauner Robe.
»Tretet ein.« Eine Schwester winkte ihnen, hereinzukommen und Platz zu nehmen. Ihr Gesicht war in den Schatten ihrer Kapuze nicht zu sehen und ihre Stimme klang uralt. Fallon trat beiseite, um sie vorbeizulassen, und die Tür schloss sich hinter ihnen. »Wir haben Eure Geschichte von Schwester Fallon gehört«, sagte die verhüllte Schwester. »Und wir wissen, dass Ihr Schwertkämpfer seid.« Sie wies mit einem knotigen Finger auf Soterius und Mikhail. »Ihr habt beide in den Armeen Margolans gekämpft. Binnen eines Tages werden die Truppen vor unserer Tür stehen. Wo liegt Eure Loyalität?«
Soterius trat vor und machte eine verlegene Verbeugung. »Meine Herrin«, sagte er, »wir sind Gefolgsleute von König Bricen. Nach seinem Tod schworen wir unsere Eide seinem Sohn, Prinz Martris. Wir werden dem Verräter Jared nicht dienen. Seine Armeen sind unsere Feinde.«
»Ihr habt wohl gesprochen, Schwertkämpfer«, sagte sie. »Kommt näher.« Es war gespenstisch, diese raspelnde Stimme unter der braunen Kapuze zu hören, aber kein Gesicht zu sehen. Auf der anderen Seite des Tisches waren zwei leere Stühle. »Bitte setzt Euch.« Die anderen Schwestern sahen schweigend zu ihnen hin und ließen Soterius kalte Schauer über den Rücken rinnen.
»Fallon sagte uns, dass Ihr Euch freiwillig gemeldet habt, der Schwesternschaft in dieser Sache zu dienen. Ist das wahr?«
Soterius hoffte, er sähe selbstsicher aus. »Ich war königlicher Hauptmann unter Bricen.«
»Und in meinem sterblichen Leben war ich Gefolgsmann von König Hotten«, sagte Mikhail.
»Ich habe margolanische Truppen ausgebildet und kenne ihre Taktiken«, fuhr Soterius fort. »Wenn Ihr uns mehr über diese Zitadelle sagen könnt und das Gelände darum herum, können wir vielleicht einen Weg finden, ihren Angriff abzuwehren.«
»Diese Zitadelle steht auf dem Land von Marccam, und König Lwelyn hat sie vor mehr als fünfhundert Jahren erbaut. Sie kann einige hundert Mann für viele Monate mit einem eigenen Wasservorrat und ausreichendem Proviant versorgen. Wir können unsere Dorfbewohner versorgen, aber nicht unendlich lang.« Sie machte eine Pause. »Der Turm ist so hoch wie fünf Gebäude übereinander und er hat Feuer, Rammböcken und Belagerung widerstanden.«
»Was ist mit den margolanischen Truppen?«, fragte Soterius stirnrunzelnd.
»Jared könnte ein paar hundert Soldaten schicken. Es ist allerdings nicht ihre Anzahl, die mir Sorgen macht«, erwiderte die verhüllte Frau. »Es ist ihre Taktik. Arontala hat jeden der Kampfverbände mit speziellem Wissen über unsere Festungen ausgestattet. Einige haben seine Magier verbrannt, so viele Feuer gesetzt und sie mit Pech derart verstärkt, dass wir keine andere Wahl hatten, als die Burgen zu verlassen. Sogar Magier haben ihre Grenzen. Wir sind unvorbereitet. Bei einer anderen Festung haben seine Magier einen Fluss geteilt und das Gebäude fortgeschwemmt.
In jedem Fall hätten die Magierinnen sich retten können. Aber Arontala wusste, wir würden die Dorfbewohner vor Unheil bewahren wollen, und genau aus diesem Grund nicht in der Lage sein, uns selbst zu schützen. Wir haben auch Bibliotheken verloren, Kunstwerke und magische Gegenstände, die nicht ersetzt werden können.« Sie spreizte ihre knotigen Hände in einer Geste der Frustration. »Jeder Angriff wird stärker. Während der letzten beiden hat Jared dunkle Magier mit den Truppen gehen lassen. Diese Magie unschädlich zu machen, hat die Schwestern beschäftigt, während die Belagerungstruppen sogar noch größeren Schaden angerichtet haben.«
»Wie können wir helfen?«, fragte Mikhail.
Die Schwester neigte ihren Kopf. »Diese Zitadelle hat viele Verteidigungen für sich selbst, und wir haben unsere Dorfbewohner gut ausgebildet. Aber dunkle Magier können mit einfachen Dingen große Verwüstungen anrichten. In einem Turm planten die Verteidiger, kochendes Öl auf die Angreifer herabzugießen. Doch der Kessel wurde ihnen magisch aus den Händen gewunden und auf die eigenen Leute geschüttet. Wir wissen, dass seine Magier Wege finden werden, unsere Schutzzauber zu brechen. Diese Schlacht darf nicht so verlaufen, dass unsere Dörfler gegen die Truppen antreten, während die Schwestern gegen die Magier kämpfen. Wir müssen einen Weg finden, seine Magier zu stoppen und dann seine Truppen in die Flucht schlagen.«
»Ich bin dabei«, sagte Soterius.
Ein trockenes Lachen kam unter der
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