Der Blutkönig: Roman (German Edition)
er und versuchte, die Szenerie durch seine Kopfschmerzen, eine Reaktion auf die Übungen, zu erfassen.
»Elam ist tot.« Carinas Stimme brach. »Ihr Herz …« Sie schüttelte den Kopf. »Sie war beinahe siebzig.« Carina ging an ihm vorbei, um die Tür zu schließen und verriegelte sie, um sicherzugehen, dass sie allein blieben.
Landis war bereits im Zimmer. Alaine wischte Elams verschütteten Tee auf. Landis und Taru waren in ein Gespräch vertieft. Aus ihren Gesichtern las Tris, dass die zwei Schwestern sich nicht einig waren.
Etwas Vertrautes zerrte an den schwachen Enden seiner Kraft und Tris schloss seine Augen. Er kämpfte darum, die Beherrschung über seine Magie über seiner Müdigkeit und das Gift hindurch nicht zu verlieren. Carina legte ihm eine Hand auf den Arm, aber er schüttelte den Kopf und konzentrierte all seinen Willen auf den Geist, der ihn durch seine vernebelten magischen Sinne hindurch zu erreichen versuchte.
Er öffnete die Augen. »Es ist Elam«, sagte er und die anderen im Raum drehten sich zu ihm um. »Sie ist hartnäckig – aber der Wurmwurz macht es schwierig …« Er schloss wieder die Augen und zwang seine Macht über den Wurmwurz in seinen Adern hinaus. Was eigentlich eine leichte Übung hätte sein sollen, kostete ihn jetzt seine gesamte Konzentration, aber er brachte den Geist näher zu sich und dann – mit Mühe – machte er den Wiedergänger für die anderen sichtbar.
Carina keuchte auf. Elams Geist stand vor ihnen. »Ich wurde ermordet«, sagte der Geist in einer für alle hörbaren Stimme. »Wir haben eine Verräterin in der Schwesternschaft.«
Taru trat einen Schritt vor. »Elam – wer hat das getan?«
»Ich weiß es nicht. Etwas, das ich berührte, hatte einen auslösenden Zauber. Es ließ mein Herz stillstehen. Jede Magierin in der Zitadelle hat die Macht, das zu bewerkstelligen. Und viele hatten die Möglichkeit, den Auslöser zu platzieren.« Elam sah Tris an. »Jemand wünscht nicht, dass du deine Ausbildung erfolgreich abschließt.«
Das Bild des Geists verschwamm, als Tris spürte, wie der Wurmwurz wieder die Oberhand gewann. Theron stieß einen Stuhl unter ihn, als er fiel. Tris’ Macht entglitt seinem Zugriff und das sichtbare Bild von Elams Geist verschwand. In seiner magischen Sicht sah Tris Elam in einiger Entfernung stehen, mit ernstem Gesichtsausdruck.
»Nimm dich vor den Avataren in Acht«, warnte sie ihn mit einer Stimme, die nur er hören konnte. »Wer auch immer mich getötet hat, wird dich als nächstes haben wollen.« Ihr Geist wurde blasser und verschwand ganz, als der Wurmwurz sogar die magische Sicht seinem Zugriff entzog.
Tris öffnete die Augen, nahm einen tiefen Atemzug und zwang sich, nicht ohnmächtig zu werden. Landis kam durch den Raum auf ihn zu und stellte sich mit verschränkten Armen vor ihm auf. Carina machte schützend einen halben Schritt auf ihn zu, um sich zwischen Landis und Tris zu bringen. Landis, gut zehn Jahre jünger als Elam, sah verhärmt aus und ihre Augen waren müde.
»Elam und ich waren oft nicht einer Meinung«, meinte Landis ruhig. »Aber ich habe sie respektiert. Ihr Verlust wiegt schwer.«
Alaine stand still neben dem Kamin und erwartete Landis’ Anweisungen. Taru trat zu Tris und sah Landis an. »Was jetzt?« Tris wusste, dass nicht die Schwesternschaft, sondern seine Ausbildung den weitaus größten Raum in Tarus Gedanken einnahmen.
Landis holte tief Luft. »Wir werden beenden, was Elam begonnen hat.« Ihr scharfer Blick traf Tris. »Bevor du zu uns gekommen bist, fand ich die Geschichten schwer zu glauben – dass ein Magier, der so jung und ungeübt ist, die Geister von Ruune Videya überleben, geschweige denn, sie bannen könnte. Elam hatte recht damit, die Möglichkeiten – und die Gefahren – dieser Macht zu sehen.«
»Wie kann er hier weiter trainieren?«, japste Carina. »Er ist nicht sicher.«
»Vorher war ich genauso wenig ›sicher‹.« Tris ließ seinen Kopf an die Wand gelehnt liegen, der Raum begann sich auf gefährliche Weise um ihn zu drehen, wenn er versuchte, aufrecht zu sitzen. »Setzt meine Ausbildung fort und ihr werdet eure Verräterin finden.«
»Du bietest dich selbst als Köder an?«, fragte Landis mit einer hochgezogenen Augenbraue.
»Ich habe keine Wahl. Wir haben keine Zeit, die Übungen aufzuschieben. Elam glaubte, dass derjenige, der sie getötet hat, das getan hat, um mich aufzuhalten. Also – bildet mich aus. Der Mörder wird bald zuschlagen müssen.«
»Das ist
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