Der Blutkönig: Roman (German Edition)
zu gefährlich«, widersprach Carina. »Es ist wichtiger, Arontala und Jared zu besiegen – und wenn du deine Ausbildung nicht überlebst, dann gibt es niemanden mehr, der das kann.«
»Elam hatte recht«, sagte Tris ruhig. »Wenn ich mich hier nicht behaupten kann, dann werde ich Arontala auch nicht besiegen. Und wenn ich das nicht kann – dann sind die Winterkönigreiche ohne mich besser dran.«
Landis sah Tris für einen Moment schweigend an und er glaubte, Beifall in ihrem harten Blick zu sehen. »Nun gut. Sagt niemandem etwas von dem, was hier geschehen ist. Wenn die Mörderin nicht weiß, was wir von Elam gehört haben, dann wird sie vielleicht unvorsichtig. Lass dir von Taru und Carina helfen, in eure Räume zurückzukehren, bevor du eine Trage brauchst. Ich werde mich um Elams Nachlass kümmern.«
Z URÜCK IN IHRER Zimmerflucht lehnte Tris jede weitere Hilfe ab und weigerte sich, ins Bett zu gehen.
»Ich habe in der letzten Woche die Hälfte meiner Zeit damit verbracht, auf dem Rücken herumzuliegen«, murrte er. »Ich bin es leid, mein Bewusstsein zu verlieren, ich bin es leid zu würgen und bin es auch leid, mich so schlecht zu fühlen.«
Carina trat zur Feuerstelle, um ihnen beiden eine Tasse wohltuenden Tee aus dem Kessel einzugießen. Sie wühlte ein wenig in ihrer Tasche herum und bugsierte Tris in eine aufrechte Sitzhaltung, um die klaffende Wunde an seinem Arm zu verbinden. Sie war ungewöhnlich still und Tris wusste, dass sie aufgewühlt war.
»Du bist nicht du selbst, seit wir hier bei der Schwesternschaft angekommen sind«, meinte Tris ruhig.
»Das ist nicht wichtig.«
»Für mich ist es das.«
Carina schwieg.
»Irgendetwas bedrückt dich«, wagte Tris sich weiter vor. »Und ich glaube nicht, dass es etwas mit meiner Ausbildung zu tun hat.«
Carina seufzte auf und nickte. »Erinnerst du dich, als wir gefangen nach Fahnlehen-Stadt gebracht wurden?« Auch wenn das nur wenig länger her war als eine Woche, war seitdem so viel geschehen, das es wie eine Ewigkeit schien.
»Natürlich.«
Carina sah auf ihre Hände herunter. »Der General, der uns gefangen nahm, war der ältere Bruder eines Mannes, dem ich anverlobt war. Ungefähr sieben Jahre ist das jetzt her. Ric und Gregor waren Söldner, und führten eine der erfolgreichsten Gesellschaften dieser Art hier in Fahnlehen an.« Sie biss sich auf die Lippe. »Ich war sechzehn, als Cam und ich anheuerten. Ein Jahr später haben Ric und ich uns verlobt.« Carina sprach jetzt so leise, dass es kaum mehr als ein Wispern war. Tränen füllten ihre Augen. »Bevor wir heiraten konnten, wurde Ric in einer Schlacht verletzt – er wurde durchbohrt, so wie Jonmarc bei den Sklavenhändlern. Ich hatte niemanden, der mir bei der Heilung helfen konnte und ich ging zu tief, blieb zu lange dabei. Als er starb, konnte ich mich nicht mehr zurückziehen.« Eine Träne rollte ihre Wange hinab.
»Cam hat mir später erzählt, was passierte. Als er mich fand, konnte er mich nicht aufwecken. Er geriet in Panik. Er brachte mich zur Schwesternschaft – hier in Fahnlehen-Stadt –, weil er nicht wusste, was er sonst hätte tun sollen. Sie sagten ihm, er solle mich hierlassen und dass sie ihn finden würden, wenn ich geheilt sei.
Cam wusste, dass wir entfernt mit König Donelan verwandt sind. Er war so verängstigt, dass er nach Isencroft ritt. Kiara meinte, er sei praktisch in den Thronsaal hineingeplatzt. Donelan nahm ihn auf und ein Jahr später schickte die Schwesternschaft nach ihm.« Ihre Augen waren bei der Erinnerung dunkel geworden. »Sie haben mich aus den Armen der Lady zurückgeholt. Ich erinnere mich nicht an viel von dem, was geschah, nur daran, dass Ric nicht mehr da war.« Sie neigte den Kopf und Tris griff nach ihrer Hand.
»Ich wollte nie mehr nach Fahnlehen-Stadt zurückkehren«, murmelte Carina. »Ich weiß, das, was wir hier tun, ist wichtiger, aber bei der Dunklen Lady! Ich wollte mich nie mehr an diese Tage erinnern. Aber ich tue es, seit wir diese Grenzen überschritten haben. In zwei Monaten werden es sieben Jahre seit dem Tag, an dem Ric starb. Dass ich wieder hier bin, macht es mir viel schwerer, das alles zu vergessen.«
»Es tut mir leid«, sagte Tris. Er hatte sich schon über Cams Können im Umgang mit Waffen und Carinas Wissen über Söldner gewundert. Jetzt ergab das alles Sinn. Es erklärte auch Carinas Empfindlichkeit Vahanian gegenüber, fand Tris, und warum sie die gegenseitige Zuneigung, die doch für alle anderen so
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