Der Blutkönig: Roman (German Edition)
seine militärische Karriere, die meine ›Flucht‹ damals verhindert hätte, retten will, indem er eine Aufgabe für den margolanischen König übernimmt. Irgendetwas darüber, Truppen nach Margolan einmarschieren zu lassen, um eine Rebellion niederzuschlagen.« Er lächelte freudlos. »Tut mir leid. Ich habe nicht mehr Details aufgeschnappt, aber er hatte mich grade auf den Kopf geschlagen.«
»Das reicht auch«, meinte Tris und warf Kiara einen Blick zu.
»Das ist nicht gut für unsere Chancen, oder?«, meinte sie grimmig.
»Klingt, als hätte Jared es einfach zu weit getrieben, wenn nicht einmal mehr die Armee die Ordnung aufrechterhalten kann.«
»Vielleicht ist die Armee das Problem«, meinte Kiara. Sie setzte einen Stiefel auf Vahanians Bettpfosten und stützte sich auf ihr Knie. »Vielleicht hat Ban gute Zuhörer gefunden.«
»Nargi, die in Margolan einmarschieren«, wiederholte Tris. »Es wird kein Stein auf dem anderen bleiben.«
»Es könnte einen Weg geben, sie aufzuhalten«, meinte Sakwi nachdenklich und sie wandten sich ihm zu. »Ich bin aus Dhasson und meine Reisen haben mich schon oft zum Palast gebracht. König Harrol liebt die Nargi nicht, das wisst ihr. Er fände es sehr interessant zu wissen, dass Nargi-Truppen bereitstünden, in Margolan einzumarschieren. Wir sollten es ihm sagen. Wenn er sich entschließt, eine Offensive zu starten, dann würde das die Nargi zwingen, ihre südlichen Truppen abzuziehen, um ihre nördlichen Truppen zu unterstützen.«
»Ich helfe dabei«, sagte Kiara. »König Harrol und König Kalcen sind doch befreundet. Wenn Kalcen Harrol unterstützt, wird es noch einfacher. Kalcen war der jüngere Bruder meiner Mutter, die beiden standen sich sehr nah, wie mir gesagt wurde. Lass’ mich einen Brief an ihn schicken, in dem ich die Lage erkläre. Es kann sehr gut sein, dass er sich dazu entscheidet, dass er persönliches Interesse daran hat, mich nicht mit Jared verheiratet zu sehen.«
»Und wie glaubst du, kommst du nach Dhasson?«, fragte Vahanian Sakwi skeptisch.
Sakwi lächelte. »Der Wald wird schon einen Weg finden. Ich werde am Nachmittag aufbrechen können.«
Sakwis Absicht erforderte noch ein wenig Planung, aber schließlich fanden sie einen Weg, um König Harrol und König Kalcen zu benachrichtigen. Carina sah ebenfalls wenig Alternativen, wenn Tris mit seiner Mission Erfolg haben sollte. Sakwi verabschiedete sich, um sich fertigzumachen.
»Ich denke, wir werden dir jetzt auch etwas Ruhe gönnen«, sagte Tris und stand auf. »Jetzt, wo du wach bist, wird Jolie dir etwas zu essen heraufschicken. Deine Lippe sieht immer noch wirklich entzückend aus. Ich sage ihr Bescheid, damit sie dir etwas Weiches raufschickt.«
»Das formulierst du an einem Ort wie diesem besser vorsichtig«, erwiderte Vahanian und winkte ab. »Vielleicht kriegst du sonst nicht das, wonach du gefragt hast.«
Tris warf Carina einen Blick zu. »Er wird’s überleben. Es klingt schon so, als wäre er wieder ganz der Alte.«
Carina sah, wie sich die Tür hinter Tris und Kiara schloss. »Das ist jetzt wirklich genug«, sagte sie in ihrem Heilertonfall. Sie ging zu Vahanians Bett hinüber und zog sanft das Extra-Kissen hinter seinem Rücken hervor, sodass er flach liegen konnte. Dass er das erlaubte, zeigte ihr, wie er sich fühlte, aber als sie sich zum Gehen wandte, hielt er sie am Ärmel fest.
»Ich habe noch keine Gelegenheit gehabt, dich das zu fragen«, meinte er und sah sie an. »Haben sie dir wehgetan?« Er hob einen Finger und fuhr damit sanft die immer noch sichtbare Prellung auf ihrer Wange entlang.
»Ich bin in Ordnung«, antwortete Carina, aber sie konnte ihm von den Augen ablesen, dass er wusste, dass sie log.
»Versuch nicht, jemanden reinzulegen, der sich sein Geld mit Spielen verdient hat«, riet er. »Du musst nicht immer die mit den Antworten sein, weißt du. Ein Heiler kann auch manchmal Heilung brauchen.«
Dass er wusste, was sie durchgemacht hatte und die Strapazen der letzten Tage überwältigten schließlich das, was von ihrer Zurückhaltung noch übrig war. Sie wandte sich ab, als ihr die Tränen die Wangen herunterzuströmen begannen. Ihr Wille reichte nicht mehr aus, sie zurückzuhalten.
»Das wird schon wieder«, meinte sie noch einmal und schluckte hart. »Es wird nur ein Weilchen dauern.« Und dann zerbröckelte ihre Entschlossenheit, die Tränen kamen mit aller Macht, darüber, dass sie fast ertrunken war, über die Nargi, die so kalt und allgegenwärtig
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