Der Blutkönig: Roman (German Edition)
helfe mir, Kiara, ich liebe ihn«, sagte sie und Tränen strömten ihr Gesicht hinab. »Ich kann nichts dagegen tun, ihn zu lieben, aber ich habe auch solche Angst, ihn zu verlieren.«
Kiara schlang die Arme um ihre Cousine. »Hast du bemerkt, wie oft Tris einen Satz mit ›Wenn ich überlebe, um den Thron einzunehmen‹ anfängt? Jedesmal, wenn er das sagt, denke ich, es bricht mir das Herz. Aber er hat natürlich recht. Wir beide kennen die Chancen. Diese ganze Sache ist ein schreckliches Spiel – und ich bin nicht sicher, dass ich auf uns wetten würde.«
»Jonmarc hat schon so viel verloren. Ich weiß nicht, wie er immer wieder den Mut aufbringt, es erneut zu versuchen.«
»Jonmarc ist Soldat. Soldaten wissen besser als jeder andere, dass das Morgen nicht sicher ist. Alles, was wir haben, ist das Heute. Ich denke, das ist alles, was wir überhaupt je haben werden, aber die meiste Zeit sind wir uns dessen nicht bewusst. Es ist nicht zu spät. Hör auf, davonzulaufen und lass dich von ihm einfangen.«
»Vielleicht sollte er sich erst ein wenig erholen, damit der Schock dann nicht so groß ist.« Carina drückte Kiara an sich. Sie schlüpfte aus ihren Heilerroben hinaus und in ein Nachthemd, das sie eng um sich schlang, um der Kälte zu entgehen und kroch müde in ihr Bett. »Wenn ich nicht wenigstens ein bisschen schlafe, dann ist es um mich geschehen. Es ist noch viel zu tun, bevor Jonmarc wieder in der Lage sein wird, irgendwohin zu gehen.«
»Ich werde hier noch ein Weilchen sitzen bleiben, für den Fall, dass du etwas brauchst«, bot Kiara an.
»Danke.« Carina gähnte, aber sie war eingeschlafen, bevor Kiara antworten konnte.
KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG
A LS C ARINA ERWACHTE dämmerte es bereits. Sie schüttelte den Kopf, und versuchte, die Realität der vergangenen Nacht von den Träumen zu trennen, die ihren Schlaf kurz und unruhig gemacht hatten. Ihre nackten Füße hatten die kalten Dielenbretter kaum berührt, als sie schon ihr Nachthemd über den Kopf zog und in ihre Heilerroben schlüpfte. Ihr Magen knurrte, aber sie ignorierte ihn, fest entschlossen, nach ihrem Patienten zu sehen.
In Vahanians Zimmer lümmelte Nyall schnarchend in einem Sessel nahe dem Feuer und wachte auf, als sie hereinkam. Sie gestikulierte ihm zu schweigen und bedeutete ihm mit einem Kopfnicken, dass er sich den anderen zum Frühstück zugesellen konnte. Dankbar verließ der Flusskapitän seinen Posten.
Zögernd ging Carina zu Vahanian hinüber. Sie und Tris hatten bis zur Erschöpfung an seiner Heilung gearbeitet, aber vieles hatte ungetan bleiben müssen. Sie zog sich einen Stuhl neben das Bett und sah schweigend auf Vahanian herunter. Sie hatte Angst, zu entdecken, ob er nun schlief oder das Bewusstsein nur noch nicht wiedererlangt hatte. Carina schloss die Augen und streckte ihre Hand aus. Sie ließ sie gerade sanft über sein Gesicht und seine Brust gleiten, um sicherzugehen, dass sie nichts Lebenswichtiges übersehen hatte. Doch plötzlich schlossen sich Finger mit einem eisernen Griff um ihr Handgelenk. Sie riss die Augen auf und sah Vahanian ins Gesicht.
»Bist du auch tot?«
»Ich bin nicht tot«, antwortete sie sanft. »Und du auch nicht. Du bist bei Jolie. Du bist in Sicherheit.«
Vahanian ließ seine Hand fallen und schloss die Augen. »Wie?«, brachte er mit trockenem Mund heraus.
Carina goss ein Glas Wasser aus einem Krug auf dem Nachttisch ein und half ihm sitzen, damit er trinken konnte.
»Tris hat ein paar Regeln gebeugt, um dich zu finden«, sagte sie und ließ ihn wieder in die Kissen gleiten.
»Arontala –«
»Tris hat es ohne Magie geschafft. Mit ein wenig Hilfe von Sakwi und Carroway.«
»Die Göttin«, murmelte Vahanian. »Ich habe gesehen –«
»Du hast einen der Flussgeister gesehen«, erklärte Carina, befeuchtete ein Tuch und legte es auf seine Stirn. Sie überprüfte die Verbände, während sie sprach und drehte ihn sanft auf die Seite, um sich zu vergewissern, dass die Striemen auf seinem Rücken gut verheilten. »Der Reiter war Tris. Sakwi hat den Nebel heraufbeschworen und Carroway war für die Verkleidung verantwortlich. Ich wäre nicht überrascht, wenn Sakwi für eine volle Woche schläft, nach allem, was er durchgemacht hat.«
»Ich glaubte nicht … dass jemand kommen würde.«
Carina biss sich auf die Lippen, Tränen füllten unwillkürlich ihre Augen. »Hast du wirklich geglaubt, wir lassen dich dort?«
»Das Risiko war zu groß.«
»Und was du getan hast, war kein
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